Regie: Fritz Lang
Kaufhäuser und Gefängnisse...
1938 drehte Fritz Lang mit dem besonderen Film Noir "You and I"
(Deutscher Titel: Du und Ich) den abschließenden Teil seiner
amerikanischen "Sozialtrilogie" zu der auch die wesentlich bekannteren
Filme "Blinde Wut" und "Gehetzt" gehören. In allen drei Filme ist Sylvia
Sidney in der weiblichen Hauptrolle zu sehen. Anders als die beiden
wesentlich dramatischeren Vorgängerfilme ist "Du und Ich" viel
schwieriger einzuordnen. Manche Kritiker sahen in dem Gezeigten einen
lustvollen Gemischtwarenladen, eine Revue des Lebens im goldenen
Gefängnis des amerikanischen Kapitalismus, allerdings ohne die
beruhigende Versicherung einer eindeutigen "Botschaft". Hier ist dann
auch der Grund zu finden, warum der Film beim Publikum und der Kritik
eher durchfiel. Die Musik stammt von Kurt Weill und insgesamt sind sechs
Song zu hören, die sich dramaturgisch perfekt in die Handlung einfügen.
Nie hatte Fritz Lang in Hollywood mehr Freiheit als bei diesem sehr
ambitionierten Projekt, den er für die Paramount realisierte. Der Film
ist eine Mischung aus Gangsterfilm, Romanze und Musikfilm, sehr geprägt
von Einflüssen aus dem modernen Theater und dem europäischen Kino ala
Rene Clair.
Joe Dennis (George Raft) ist ein Verkäufer in der Sportabteilung
des Kaufhauses von Jerome Morris (Harry Carey). Von seinen Kollegen
wissen die meisten nicht, dass er ein ehemaliger Strafgefangener ist.
Morris, der Chef, ein Wohltäter und hat es sich in den Kopf gesetzt
straffälligen Menschen eine neue Chance zu gebne. Etwa 50 von seinem 400
Angestlellten sind ehemalige Zuchthäusler. Mrs. Morris (Cecil
Cunningham) findet die Güte ihres Mannes reichlich verrückt -
schließlich ändern sich solche missratenen Menschen doch nicht. Aber
Morris glaubt an seine Mitarbeiter. Ein Paradebeispiel sit die hübsche
Textilverkäuferin Helen (Sylvia Sidney). Auch sie hat eine dunkle
Vergangenheit, doch ihre Bewährungszeit ist bald zu Ende. Die junge Frau
wohnt in Untermiete bei dem Ehepaar Levins (Vera Gordon, Egon Brecher),
die nichts auf Helen kommen lassen.
Es kommt wie es kommt. Joe verliebt sich in Helen und Helen
verliebt sich in Joe. Helen weiß von der Vergangenheit ihres Liebsten
als Gangster, doch sie findet nicht den Mut ihm von ihrem früheren Leben
zu erzählen. Zugleich versucht Joes alter Kumpan Mickey (Barton
MacLane) ihn für einen großen Raub zu gewinne. Auch die Verkäufer Jim
(Robert Cummings) und Gimpy (Warren Hymer) sollen sich daran beteiligen.
Doch Joe gibt seinen ehemaligen Kumpels einen Korb. Er hat vor
anständig zu bleiben. Die beiden heiraten. Doch das Glück dauert nicht
lange. Bald misstraut Joe seiner Frau und nun haben die Kumpels große
Chancen ihn für das neue Verbrechen zu begeistern. Der Kaufladen von
Morris soll ausgeraubt werden...
Ein bisschen hat mich "Du und ich" an Ernst Lubitschs Meisterhafte
Komödie "Rendeszvous nach Ladenschluß" erinnert. Es gibt ja auch einige
markante Parallelen, aber Langs Film ist natürlich viel schräger. Langs
Botschaft, dass die ganze Existenz ein einziges Warenhaus ist, ein Ort
an dem permanent Bedürfnisse geweckt werden, für deren Befriedigung man
immer zu bezahlen hat. "Das Warenhaus" eher ein Ort für das Gefängnis
für den vermeintlich freien Menschen. Die Figuren im Film werden ihre
einstigen Taten nicht los. Daher ist die dritte Macht des Films, neben
dem Geld und dem Handel, die eigene Vergangenheit.
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