Mittwoch, 7. November 2018

Der Totmacher







































Regie: Romuald Karmakar

Die Befragung der Bestie....

Romuald Karmakars 1995 inszenierter Film "Der Totmacher" basiert auf den Aufzeichungen des Psychiaters Ernst Schultze, der im Jahr 1924 im Rahmen der Ermittlungen gegen Friedrich "Fritz" Heinrich Karl Haarmann den richterlichen Auftrag hatte ein Gutachten über dessen Schuldunfähigkeit zu erstellen.
Fritz Haarmann ist einer der bekanntesten Serienmörder, er wurde wegen Mordes an 24 Jungen und jungen Männern im Alter von 10 bis 22 Jahren vom Schwurgericht Hannover am 19. Dezember 1924 zum Tod verurteilt. Am 15. April 1925 wurde das Urteil im Gerichtsgefängnis von Hannover durch Enthaupten mit dem Fallbeil ausgeführt.
Er wurde auch "Der Vampir", "Der Schlächter" oder "Werwolf von Hannover" genannt.
Da Haarmann mit Fleischkonserven handelte, wurde spekuliert, dass er die Leichen zu Wurst verarbeitet hätte. Haarmann hat dies jedenfalls stets bestritten, konnte aber auch keine nachprüfbare Quelle für das von ihm verkaufte Fleisch benennen. Bekannt ist aber, dass seine Nachbarin ein Restaurant besaß und von ihm Fleisch kaufte, auch handelte Haarmann mit so ziemlich allem, was an Kleidung und persönlichen Gegenständen von seinen Opfern geblieben war.
Karmakars Film ist fast durchgehend in der Form eines Kammerspiels gehalten, im Mittelpunkt steht die Befragung von Haarmann (Götz George) durch den erfahrenen Forensik-Gutachters Prof. Dr. Ernst Schultze (Jürgen Hentsch) in einem spartanisch eingerichteten Verhörzimmer in Göttingen. Ein Stenograph (Pierre Franckh), der an einem Nebentisch im Hintergrund sitzt, protokolliert die Aussagen. Einmal taucht Kommissar Rätz (Hans-Michael Rehberg) auf, ein anderes Mal wird Haarmann mit einem Zeugen (Marek Harloff) konfrontiert, der beinahe ebenfalls Opfer des Mörders geworden wäre. Während dieser Befragung, die harmlos mit einer Intelligenztestung beginnt, spricht Haarmann auch über seine Motive und seine Methoden. 


Aufgrund der überwältigenden Darstellung von Götz George wird der 110 Minuten lange Film immer intensiver. Die Taten, über die nur geredet wird, erlebt der Zuschauer immer dichter, immer näher und immer mehr bedrückend. Aufgrund des intensiven Spiels entsteht eine nervenzerreißende Spannung, denn alles spielt sich irgendwann im Kopf des Zuschauers ab. Es gibt nicht viele Filme, die in einem einzigen Raum spielen. Hitchcock hat es in "Cocktail für eine Leiche" vorgemacht und nur wenige Filmemacher lieferten mit diesem sehr begrenzten Sujet ein Meisterwerk ab. Spontan fällt mir Claude Millers "Das Verhör" ein, der sicherlich auch einige Parallelen zu Karamakars sehr gutem, in einem Raum spielenden Serienkillerfilm, aufweist.  Kameramann Fred Schuler ist ganz nah bei den Figuren, der Münchner hat bereits 1983 in "King of Comedy" mit Martin Scorsese zusammengearbeitet. Ein Tisch, zwei Stühle, immer wieder Gesichter, Blickwechsel und ein intensiver Dialog.
Aus diesen simplen Dialogen zwischen dem Psychatrieprofessor und dem Menschenschlächter klingt auch ein Echo der frühen 20er Jahre, der Expressionismus ist allgegenwärtig.
Es zeigt auch, zu was gute Schauspieler in einem kammerspielartigen Dialog an Atmosphäre schaffen können.
Keine Action - der Mensch in allen seinen Facetten. Gut und Böse. Die Bestie mit sensiblen Regungen.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

The Chaser







































Regie: Na Hong-jin

Das Duell der Nacht

Joong-ho (Kim Yun-seok) war mal ein korrupter Bulle, wurde aber vom Dienst suspendiert. Inzwischen verdient er gutes Geld als Zuhälter. Doch einige der Mädchen sind verschwunden. Joong-ho vermutet, dass sich die Mädchen entweder aus dem Staub gemacht haben oder aber von einem geschäftstüchtigen Freier verschleppt wurden, der die Mädchen verkauft.
Um die Kassen zu füllen arbeitet der Ex-Bulle mit kriminellen Mitteln, so etwa sollen arglose, aber auch gut situierte Freier danach noch um ein bisschen Geld erpresst werden. Die junge, alleinerziehende Mutter Mi-jin (Seo Yeong-hie) ist das einzige verfügbare Callgirl, auf dass er heute Abend zurückgreifen kann. Da meldet sich auch ein junger Mann, der die Dienste eines Mädchens will. Bald sitzt Mi-jin im Auto von Young-min (Ha Jung-woo) und begleitet ihn in seine Wohnung. Dieses Haus liegt in einer ruhigen Straße, ein hügeliges Gelände umgibt das Gebäude. Joong-ho hat inzwischen herausgefunden, dass immer vorher dieser eine Freier bei ihm angerufen hat, bevor eines seiner Mädchen verschwand. Der vorher ausgemachte Handyanruf von Mi-jin, wo sie sich befindet, bleibt aber aus. Noch ahnt keiner, dass der junge Typ ein gestörter, krankhafter Serienkiller ist und Joong- ho sein Verfolger...




Zwischen September 2003 und Juli 2004 wurde Seoul von einer erschreckenden Mordserie heimgesucht. Ein ehemalige Häftling tötete 21 Menschen, vor allem Prostituierte. Er zerstückelte und verspeiste die Leichen. Dieser in Südkorea extrem bekannte Fall diente als Grundlage für Na Hong-jins Regiedebüt "The Chaser", der ganz in der Tradition eines weiteren hervorragenden Serienkillerfilms aus Südkorea "Memories of a Murder" von Bong Joon-ho steht.
Beide Werke ähneln sich vor allem dadurch, dass sie das Thema unkonventionell und weit entfernt von den sonstigen gängigen Strukturen dieses Genres inszenierten.
In beiden Filmen kommt auch die Polizei extrem schlecht weg: Ein durchgeknallter, prügelnder Haufen von korrupten Zeitgenossen und extrem unfähig effiziente und erfolgreiche Polizeiarbeit zu leisten. Zudem sitzt diesen Chaoten immer auch ein völlig bornierter Staatsanwalt im Nacken.
So wird der Zuhälter in die Rolle des Verfolgers gedrängt und durch neonglitzernde Straßenschluchten, verwinkelte Gassen und versiffte Hinterhöfe begibt er sich auf die Suche nach dem eher unscheinbaren Mörder und dem eventuellen Opfer...
Ein sehr spannender Genrebeitrag...




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Das Parfüm der Dame in Schwarz







































Regie: Francesco Barilli

Rätselhafte Alpträume...

Francesco Barilli schrieb 1972 das Drehbuch zu Aldo Lados Giallo "The Child" und ein Jahr später entstand mit "Das Parfüm der Dame in Schwarz" seine erste Regiearbeit, die später zu einem echten Kultfilm des Genres wurde.
Tatsächlich sind die Lobeshymnen nicht zu hoch gegriffen - "Das Parfüm der Dame in Schwarz" erweist sich als Meisterwerk des Giallo. vor allem weil der Regisseur es versteht bis zum Ende die Spannung aufrechtzuerhalten. Dabei spielt er mit dem Zuschauer, der gerne wissen möchte, warum die junge Sylvia (Mimsy Farmer) "heimgesucht" wird - kommen diese Phänomene aus ihrem Innern oder wird sie von Außen bedroht ?
In gewisser Weise erinnert mich "Das Parfum der Dame in Schwarz" an das Robert Altman Kammerspiel "Spiegelbilder " - auch dort lässt man die Hauptigur - ebenfalls eine sensible junge Frau - plötzlich halluzinieren. Es erscheinen ihr Personen aus der Vergangenheit, irgendwann kommt auch in Kind hinzu, von dem man sagt, dass es so aussieht wie die Protagonistin als sie Kind war. Und bis zum Schluß ist alles offen - eine mögliche Auflösung wird angeboten, doch es bleibt eine starke Unsicherheit bestehen. Wie der Filmfigur haben die Macher entschieden dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Während Altman aber sehr still in der Art eines Kammerspiels inszeniert hat, entschied sich Francesco Barilla für eine viel knalligere Variante.
Er erzählt vom Schicksal der jungen Silvia Hacherman, die als Chemikerin ganz viel Zeit und Engagement in ihren Job steckt. Sehr zum Leidwesen ihres Freundes Roberto (Maurizio Bonuglia).  Sie entscheidet sich immer öfters zuhause in ihrem Appartemnt zu bleiben. Der Freund und auch der Freundeskreis, darunter der Mediziner Andy (Iho Jenkins) und die Nachbarin Orchidea (Nike Arrighi) haben das Nachsehen. Sylvia wird von rätselhaften Alpträumen heimgesucht - dort erscheint ihr im Spiegel die Mutter (Renata Zamengos), die schon lange tot ist und die unter rätselhaften Umständen starb. Roberto hat das Gefühl, dass seine Freundin in eine geistige Verwirrung abdriftet. In ihrem Nachbar Rosetti (Mario Scaccia) findet sie nach einer gewissen zeit einen Ansprechpartner. Der ist auch sehr introvertiert und hat ein Faible für Flußpferde. Und der Zuschauer findet auch Anhaltspunkte, dass seltsame Menschen in Sylvias Umgebung agieren...



Diese Verschwörungstheorie wird vom Regisseur natürlich immer wieder genährt und damit katapultiert sich der Film in die Nähe der allesamt später entstandenen Genreklassiker "Rosemarys Baby" sowie "Der Mieter" (Roman Polanski) oder "Das Ritual" (John Frankenheimer). Auch dort könnte die Hauptfigur zum Spielball einer teuflisch agierenden Gemeinschaft werden. Natürlich hat sich Barilli auch an den Giallo Ikonen Mario Bava und Dario Argento orientiert - vor allem der visuelle Stil drückt diese Nähe aus. Er selbst hat sicherlich mit seinen Bildern in diesem Film auch andere Regisseure inspiriert - die Szene mit den beiden weißen Schuhe hat mich doch verdächtig an "Dressed to Kill", dem Meisterwerk von Brian de Palma erinnert.
Nach dem ganzen Rätselraten ist der Schluß dieses wahnsinnigen Paranoia Schockers zwar mit der Chance einer Auflösung versehen, aber das lässt den Alptraum noch lange nicht enden. Denn das was wir sehen ist grausam, aber es ist auch Spiegelbild und folgt nicht mehr den Gesetzen unserer Logik, mit der wir die Hintergründe entdecken wollten. Hauptdarstellerin Mimsy Farmer trägt ebenfalls viel zum Gelingen dieses aussergewöhnlichen und superben Horrorfilms bei. Ihre Sensibilität, ihre Schönheit und ihre Natürlichkeit passen sehr gut zu der Figur Syliva. Neben der Erscheinung ihrer Mom "der dame in Schwarz" bekommt sie auch noch Besuch aus der Vergangenheit - sie selbst als Kind wird von der kleinen Lara Wendel gespielt. Am Anfang des Films wird auch ein geheimnisvolles Bild gezeigt, dort sind Sylvia, die Mutter und der Vater abgebildet. Ein Bild, dass womöglich für die Zukunft eine große Rolle spielt. Stanley Kubrick zeigt am Ende von "Shining" ebenfalls ein Bild, dass möglicherweise in die Vergangenheit des Schriftstellers Torrance bietet. In beiden Filmen bleibt die Bedeutung des Bilders aber im Dunkel. 



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Die Zärtlichkeit der Wölfe







































Regie: Ulli Lommel

Tür an Tür mit dem Vampyr...

1995 verfilmte Romuald Karmakar mit Götz George in der Hauptrolle den Erfolgsfilm "Der Totmacher". Insgesamt wurde dieses Kammerspiel mit drei deutschen Filmpreis (Filmband in Gold, Beste Regie, Bester Darsteller) ausgezeichnet und hält sich dabei präzise an die originalen Verhörprotokolle während der Befragung des Serienmörders Fritz Haarmann im Jahr 1924. Am 15. April 1925 wurde der Mann wegen insgesamt 24 Jungen und jungen Männern im Alter von 10 bis 22 Jahren hingerichtet. Sein Fall sorgte natürlich in der Weimarer Republik für Aufsehen und Angst. Es gab sogar ein Lied, in dem seine Greueltaten besungen wurde "Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus Dir.
Haarmann wurde auch "Der Vampir", "Der Schlächter", "Der Kannibale" oder "Der Werwolf von Hannover" genannt. Denn er zerstückelte die Leichen der Jungs, die er meistens vorher wie ein Vampir in den Hals biss.
Lange vor Karmakar -im Jahr 1973 -  drehte auch Ulli Lommel einen Film über diesen kranken Knabenmörder. Der Film wurde zu seiner Zeit ein Kino Arthaus Erfolg und lief in Paris über ein Jahr lang im Kino.
In Lommels Film verkörpert Kurt Raab diesen Mann, der diese Jungs (u.a. Rainer Will, Ingo Natzel, Hans Tarantik, Christoph Eichhorn, Johannes Wacker, Oliver Hirschmüller, Doris Mattes) mit nach Hause nimmt, ihnen Zuneigung und Zärtlichkeit gibt und dann wie ein Wolf sein Opfer reißt. Er wirkt bei diesen Handlungen nie glücklich, sondern getrieben von einer unstillbaren Sehnsucht. Nach der grauenvollen Tötung verarbeitet er den Körper sachgerecht in kleine Stücke. Das Fleisch isst er selbst, aber einen beträchtlichen Teil verteilt und verkauft er an Bekannte und Nachbarn. Diesen Nachbarn ist "der Fritz, der auf kleine Jungs steht" nicht geheuer, aber viele von Ihnen akzeptieren ihn. Nur vereinzelt gibts Menschen wie Frau Lindner (Margit Carstensen), denen das nächtliche Klopfen in der Wohnung Harmanns nicht nur nervt, sondern auch verdächtig vorkommt.
Lommels Haarmann ist eine Mischung aus dem Kindermörder in Fritz Langs "M" und aus Murnaus "Nosferatu". Einerseits ein schwacher Charakter, andererseits kompromisslos wie der Vampir, wenn er zur Tat schreitet.
Seine Liebe gilt dem Ganoven Hans Grans (Jeff Roden), der aber auch mit Frauen verkehrt und der die Großzügigkeit seines schwulen Freundes auch auszunutzen weiß. Gemeinsam begehen sie auch Gaunereien und werden von der Polizei erwischt. Doch die Kommissare Braun (Wolfgang Schenck) und Müller (Rainer Hauer) kehren das Vergehen unter den Tisch - Haarmann mit seinen Connections im Milieu ist für sie der perfekte Spitzel. 
Zur gleichen Zeit finden die Morde in Hannover statt. Die Polizei ahnt nicht, dass sie nun mit diesem Mörder zusammenarbeitet. Sie gibt ihm durch diese Stellung sogar die Möglichkeit ganz offen weitere Opfer anzulocken, denn als Kommissar hält sich Haarmann am späten Abend auf dem Bahnhof auf, dort gibts viele dieser ahnungslosen, noch unschuldigen Jungen, die von zu Hause abgehauen sind und sich als Stricher über Wasser halten...






Kurt Raab liefert eine gespenstisch gute Darstellung des süchtigen Mörders, der keine Grenzen mehr zu kennen scheint. Regisseur Ulli Lommel war in vielen Filmen Fassbinders als Darsteller zu sehen. Vor allem seine Hauptrolle als eleganter und eiskalter Gangster in "Liebe ist kälter als der Tod" ist in bleibender Erinnerung geblieben. Lommel bekam dann selbst Lust auf eigene Inszenierungen - "Die Zärtlichkeit der Wölfe" ist sein zweiter Film, er bekam damals sehr gute Kritiken, viele Zuschauer waren auf gleichermaßen fasziniert wie auch angewidert von diesem Aussenseiter, der im normalen Leben, in seinem Umfeld für die meisten so harmlos und geradezu sensibel wirkt. Die Handlung verlegte der Regisseur vom Hannover der 20er Jahre in die Nachkriegsjahre im Ruhrgebiet. Rainer Werner Fassbinder beteiligte sich aktiv am Film, er ist auch als Nebendarsteller zu sehen. Das Drehbuch wurde von Kurt Raab geschrieben und sehr viele Schauspieler und Freunde aus Fassbinders Umfeld sind in Nebenrollen zu sehen: Brigitte Mira, Rosel Zech, Ingrid Caven, El Hedi Ben Salem, Tana Schanzara, Irm Hermann, Jürgen Prochnow, Peter Chatel.
"Die Zärtlichkeit der Wölfe" schafft es auf irritierende Weise diesem Horror eine melancholische und poetische Note zu verpassen. Dies mag zwar unbequem sein, macht den Film aber zu etwas Besonderem. In all den Jahren geriet der Film des 2017 an einem Herzinfarkt verstorbenen Lommel arg in Vergessenheit, der Restauration durch die Rainer Werner Fassbinder Foundation ist es zu verdanken, dass es nun wieder die Möglichkeit gibt diesen sehr aussergewöhnlichen Serienkillerfilm zu sehen.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Montag, 5. November 2018

Ninotschka







































Regie: Ernst Lubitsch

Den Augenblick genießen...

"Genossen ! Mitmenschen der Welt ! Die Revolution marschiert. Ich weiß, Kriege werden über uns niederbrechen, Bomben werden fallen, die Zivilisation wird zusammenbrechen...aber noch nicht gleich...bitte...wartet, wartet...wozu die Eile ? Laßt uns glücklich sein, schenkt uns diesen Moment" - ein berühmter Satz aus Ernst Lubitschs Komödie "Ninotschka", der am Vorabend des 2. Weltkriegs realisiert wurde. Als der Film am 9. November 1939 in die US-Kinos kam, nahm in Europa die Katastrophe schon ihren Lauf. So steht diese Greta Garbo Szene für ein letztes Atemholen vor den beginnenden kriegerischen Zeiten, die bis 1945 dauern sollten. In Deutschland wurde der Film erst 1950 uraufgeführt.
Es ist höchstwahrscheinlich auch Greta Garbos beste Leistung in Hollywood und bescherte ihr eine Oscarnominierung. Drei weitere Nominierungen gabs in den Kategorien "Bester Film", "Beste Originalstory" und "Bestes Drehbuch".
Das Drehbuch von Melchior Lengyel wurde später zu einem Broadway Musical umgearbeitet und erneut verfilmt. Das Musical hieß "Seidenstrümpfe" mit Cyd Charisse und Fred Astaire, die unter der Regie von Rouben Mamoulian agierten.
An der Kinokasse waren beide Versionen sehr erfolgreich.
Die Geschichte spielt in Paris in den 20er Jahren: Die drei sehr ungeschickten Genossen Iranov (Sig Ruman), Buljanov (Felix Bressart) und Kopalsky (Alexander Granach) sind im Auftrag von Kommissar Razinin (Bela Lugosi) in der Stadt der Liebe, um die konfiszierten Juwelen der Großherzogin Swana (Ina Claire) möglichst für viel Geld zu verkaufen. Die Partei braucht dringend Geld. Die Großherzogin Swana lebt ebenfalls in Paris im Exil. Da ein Vetrauter, der Graf Alexis Rakonin (Gregory Gaye) im Hotel arbeitet, bleibt die Aktion nicht lange geheim. Er erzählt der Großherzogin, dass sich deren Schmuck in der Stadt befindet. Mit Hilfe ihres listigen und jüngeren Geliebten Graf Leon d´Algout (Melvyn Douglas), der den drei Russen das westliche Lotterleben schmackhaft macht, gelingt es den Verkauf mit einem Juwelier in letzter Sekunde aufzuschieben. Die französischen Gerichte sollen nun klären, ob der Verkauf dieser Juwelen rechtens ist. Natürlich erfährt der Kommissar von der gescheiterten Mission der drei Genossen. Die sollen möglichst schnell von der Sondergesandten Nina Ivanovna Yakushova (Greta Garbo) der Sowjetunion zurück auf den rechten bolschewistischen Weg geführt werden. Die emsige Funktionärin reist ins sündige Paris und ist schockiert über den Lebensstil in der freien Welt. Wie schön dagegen ist doch die Moskauer Wohnungsnot, weil man mit anderen Genossen die Räume teilt oder die stalinistischen Maiparaden. Natürlich interessiert sich die Kommissarin für die sehenswürdigkeiten der Stadt, vor allem für die technischen Funktionen des Eiffelturms. Bei einer dieser Stadtbesichtigungen lernt sie zufälligerweise diesen nichtsnutzig schmarotzenden Geliebten der Großfürstin kennen. Und sie erliegt trotz ihrer Engstirnigkeit und Erstarrung immer mehr diesem Charmbolzen, der tatsächlich auch das Gleiche für diese russische Frau empfindet...



Wie auch Ernst Lubitsch bester Film "Sein oder Nichtsein" geht dieser geniale Screwball Klassiker auf das Drehbuch von Melchior Lengyel zurück, doch Lubitschs Berliner Freunde Walter Reisch und Billy Wilder halfen mit. Am Ende muss die verliebte Frau für ihr Vaterland ein hartes Opfer bringen - denn sie hat zu wählen zwischen dem Schmuck für Väterchen Russland und ihrem Geliebten. Obwohl sie einander lieben, verrät Ninotschka (so nennt Leon sie) weigert sich sich ihr Land zu verraten. Diese politischen Themen (Kommunismus, Vorabend des 2. Weltkriegs) dienen als Hintergrund für eine komische Einlage nach der anderen und Lubitsch hat alles perfekt und leichtfüßig mit seiem speziellen Touch inszeniert.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.