Mittwoch, 21. Februar 2024

Meine Nacht bei Maud

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Eric Rohmer

Moralische Geschichte...

"Meine Nacht bei Maud" ist eine von sechs moralischen Geschichten die der französische Regisseur Eric Rohmer verfilmte. Die weiteren Filme des Zyklus sind "Die Bäckerin von Monceau" (1962), "Die Karriere der Suzanne" (1963), "Die Sammlerin" (1967), "Claires Knie" (1970) und "Die Liebe am Nachmittag" (1972). Den größten internationalen Erfolg hatte jedoch der 1969 entstandene schwarz-weiß Film "Meine Nacht bei Maud", an dem auch Kameramnn Nestor Almendros großen Einfluss auf das Gelingen des dialoglastigen Filmes hatte. Almendros lieferte dazu schön spröde Bilder der Stadt Clermond-Ferrand. Rohmer drehte wie gewohnt in ruhiger Perfektion und zunehmend setzt dabei ein suggestiver Fluß ein, die die teilweise sehr langen Gespräche der Protagonisten lebendig und interessant werden lassen.
Clermont-Ferrand, ein paar Tage vor Weihnachten. Ein junger Ingenieur, Jean-Louis (Jean Louis Trintignant), der kürzlich aus dem Ausland zurückgekehrt ist, bemerkt eine junge blonde Frau (Marie Christine Barrault) in der Messe und beschließt, dass sie seine Frau sein wird. Er trifft zufällig Vidal (Antoine Vitez), einen ehemaligen Freund, einen Kommunisten, der ihn am Heiligabend zu einem Abendessen in das Haus seiner geschiedenen Freundin Maud (Francoise Fabian) einlädt. Der Abend wird mit langen Diskussionen über Ehe, Moral, Religion etc. zunächst zu Dritt, dann zu zweit verbracht. Dabei kommen sich Jean Louis und Maud näher, aber die platonische Barriere wird nicht überschritten, zumal sich Jean Louis als aufrichtiger Katholik sieht. Am nächsten Tag spricht der Ingenieur die junge blonde Frau Françoise an. Einige Zeit später bittet er sie, ihn zu heiraten, aber sie zögert, weil sie gerade aus einer Affäre mit einem verheirateten Mann herausgekommen war....





Der Film zeigt zufällige Begegnungen und Gespräche zwischen vier Singles, von denen jeder die anderen drei kennt.
Ein Mann und eine Frau sind Katholiken, während der andere Mann und die andere Frau Atheisten sind. Die Diskussionen und Handlungen der vier beziehen sich immer wieder auf die Gedanken des in Clermont-Ferrand geborenen Blaise Pascal zur Mathematik, zur Ethik und zur menschlichen Existenz. Sie sprechen auch über ein Thema, das der Junggeselle Pascal nicht behandelte – die Liebe zwischen Männern und Frauen. Das ist am Anfang etwas anstrengend, aber im Laufe des Films wird das Interesse an den vier Menschen größer und Rohmer hat auch eine sehr schöne Schlußpointe gefunden. "Meine Nacht mit Maud" erhielt eine Oscarnominerung in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" und auch das Drehbuch wurde bei der Vergabe der Nominierungen berücksichtigt. 







Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Das Geld


Robert Bresson

Der falsche 500 Franc Schein...

Robert Bresson hat sehr viele Filmemacher wie "Andrej Tarkovsky, Chantal Akerman, Jean Eustache, Abel Ferraa, Monte Hellman, die Dardenne Brüder oder Paul Schrader isnpiriert.
Der schwedische Filmemacher Ingmar Bergman lobte und bewunderte Bressons Filme wie "Mouchette und "Tagebuch eines Landpriesters".Auch der polnische Filmemacher Krzysztof Kieślowski wurde von ihm beeinflusst und zählte Bressons Film „A Man Escaped“ zu den zehn Filmen, die ihn am meisten beeinflussten.Der deutsche Filmemacher Werner Herzog lobte Bressons Filme wie "Pickpocket" und "Au Hasard Balthazar".Der ungarische Filmemacher Béla Tarr wurde von Bresson beeinflusst und zählt den Bresson-Film Au Hasard Balthazar zu seinen zehn besten Filmen aller Zeiten. Der griechische Filmemacher Theo Angelopoulos zählt Bressons Film „Pickpocket“ zu seinen zehn besten Filmen aller Zeiten. Der deutsche Filmemacher Rainer Werner Fassbinder wurde von Bresson beeinflusst und setzte sich mit seinem Film "Die dritte Generation" für Bressons Film "Der Teufel möglicherweise" ein und würdigte ihn.  The Devil Wahrscheinlich ein und würdigte ihn in seiner Fuktion als Juror der Berliner Filmfestpiele des Jahres 1977. Die Liste lässt der Wetschätzung für seine Filme lässt sich weiter fortsetzen.
Auch für mich ist "Au hazard Balthazar" einer der besten und wichtigsten Filme der Filmgeschichte, auch wenn er wie die meisten Filme von Robert Bresson den Zuschauer mit Nachdenklichkeit zurücklässt.
Ein junger Mann, Norbert (Marc Ernest Fourneau) , betritt das Arbeitszimmer seines Vaters (Andre Cler), um sein monatliches Taschengeld einzufordern. Sein Vater willigt ein, aber Norbert drängt auf mehr und verweist auf eine Schuld, die er einem Schulkameraden schuldet. Der Vater entlässt ihn und eine Berufung bei seiner Mutter scheitert. Norbert versucht, seine Uhr an einen Freund (Bruno Lapayre) zu verpfänden, der ihm stattdessen einen gefälschten 500-Franken-Schein schenkt. Die Jungs bringen die Fälschung in ein Fotogeschäft und kaufen damit einen Bilderrahmen. Als der Co-Geschäftsführer (Didier Bausier) davon erfährt, schimpft er mit seiner Partnerin (Beatrice Tablourin) wegen ihrer Leichtgläubigkeit. Sie tadelt ihn als Gegenleistung dafür, dass er in der vergangenen Woche zwei gefälschte Banknoten angenommen hat. Dann beschließt er, bei nächster Gelegenheit alle drei gefälschten Banknoten auszugeben. Damit bezahlt er den Fahrer Yvon (Christian Patey) für die Lieferung von Heizöl. Yvon versucht mit den gefälschten Scheinen seine Restaurantrechnung zu bezahlen, doch der Kellner erkennt sie als gefälscht. Yvon wird verhaftet und die Leute vom Fotoladen lügen während seines Gerichtsprozesses .Yvon entgeht der Gefängnisstrafe, verliert aber seinen Job. Eine der Besitzerinnen des Fotoladens erkennt Norbert mit einer Gruppe seiner Schulfreunde auf der Straße, sie geht auf die Schulleitung zu und beschuldigt ihn. Als der Pfarrer einige Schüler zu den gefälschten Scheinen befragt, verlässt Norbert das Klassenzimmer. Zu Hause rät ihm seine Mutter, alles zu leugnen, und geht zum Fotogeschäft mit einem Bestechungsgeld, damit die Besitzer die Sache ruhen lassen. Lucien (Vincent Risterucci) , der Fotogeschäftsgehilfe, der im Prozess einen Meineid für seine Arbeitgeber begangen hat, indem er sich weigerte, Yvon zu kennen, soll offenbar die Preise erhöht haben, während seine Arbeitgeber nicht im Geschäft waren, und die Differenz einstecke. Sein Betrug wird aufgedeckt und er wird gefeuert, behält aber eine Kopie der Ladenschlüssel. Er und zwei Freunde rauben den Safe des Ladens aus und beginnen mit dem Diebstahl von Geldautomatenkarten. In Geldnot fungiert Yvon inzwischen für einen Freund als Fahrer eines Fluchtwagens für Bankräuber. Die Polizei vereitelt den Raubüberfall und verhaftet Yvon, der vor Gericht gestellt und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wird. Dort erfährt Yvon vom Tod seiner Tochter und der Entscheidung seiner Frau (Caroline Lang), ein neues Leben ohne ihn zu beginnen. Er unternimmt einen erfolglosen Selbstmordversuch. Lucien und seine Komplizen werden schließlich gefasst und verhaftet, und Lucien wird in dasselbe Gefängnis wie Yvon gebracht. Lucien bietet an, Yvon in einen Gefängnisausbruchsversuch einzubeziehen, doch Yvon lehnt ab. Yvon gibt Lucien die Schuld an seinen Problemen und will Rache. Lucien setzt seinen Fluchtplan fort, doch Yvon und sein Zellengenosse hören Aufregung im Flur, die darauf hindeutet, dass Lucien gefasst wurde. Yvons Zellengenosse vermutet, dass Lucien wahrscheinlich in ein strengeres Hochsicherheitsgefängnis verlegt wird. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ermordet und beraubt Yvon zwei Hoteliers. Trotz der Einwände ihres Vaters (Michel Briguet) wird er von einer freundlichen älteren Frau (Sylivie van den Elsen) aufgenommen. Es vergeht einige Zeit, und eines Nachts tötet Yvon sie zusammen mit anderen in ihrem Haus mit einer Axt. Er geht in ein Café, gesteht einem Polizisten und wird verhaftet....





"Das Geld" gehört sicherlich zu den Hauptwerken von Bresson ist ein perfekter Film, der die Gier des Menschen für das Geld aufzeigt. Die Katastrophe kommt überraschend, zumal die Hauptfigur Yvon mit der älteren Frau eine gute menschliche Beziehung aufbauen kann. Er fühlt sich fast geborgen in seinem Unterschlupf, den sie ihm gewährt und streichelt den Hund der Familie. Man erliegt fast der Täuschung, dass die Idylle sich positiv auf den Protagonisten auswirkt, doch das ist ein fataler Trugschluß. Am Ende ist diese tragische Figur zum Serienmörder geworden.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Ring frei für Stoker Thompson


Regie: Robert Wise

Der Boxer...

Kameramann Milton R. Krasner war insgesamt sechsmal für den Oscar nominiert, das erste Mal 1943 für den Abenteuerfilm "Arabische Nächte". Es folgten hervorragende Arbeiten in Filmen wie "Die Gladiatoren", "Garten des Bösen", "Bus Stop", "Alles über Eva", "Ein Doppelleben", "Scarlet Street", "Gefährliche Begegnung" oder "23 Schritte zum Abgrund". Für seine Arbeit in "Drei Münzen im Brunnen" gewann er 1954 den Oscar.
In "Ring frei für Stoker Thompson" (Originaltitel: The Set Up) aus dem Jahr 1949 war er auch für die dynamischen Fights im Boxring zuständig. Regisseur Robert Wise wollte drei Kameras, die das Geschehen möglichst hautnah einfangen sollen: Eine auf den Ring in seiner Gesamtheit, eine auf die Kämpfer und eine dritte, die aus der Hand gehalten wurde, um Details einzufangen wie z. B. die Berührung eines Handschuhs mit einem Körper. Ausserdem ist es der Regiearbeit zu verdanken, dass der Zuschauer das Gefühl hat vor Ort zu sein, denn Wise setzt auf eine Echtzeit-Erzählstruktur, die Zuschauer sehen während der gesamten Lauftzeit was die Hauptfigur Stoker macht, vom Aufwachen im Hotelzimmer bis hin zum Ende des Kampfes und was nach dem Fight noch passiert.
Bill "Stoker" Thompson (Robert Ryan mit einer grandiosen Leistung9, ein 35-jähriger ehemaliger Boxer, soll in der Paradise City Arena gegen einen 23-jährigen, von der Mafia kontrollierten Gegner namens Tiger Nelson (Hal Baylor) antreten. Seine Frau Julie (Audrey Totter) befürchtet, dass dies sein letzter Kampf sein könnte, und will, dass er den Kampf aufgibt. Tiny (George Tobias), Stokers Manager, ist sich sicher, dass er weiterhin Kämpfe verlieren wird, und nimmt deshalb Geld für eine abgesprochene Niederlage von einem Mafioso an. Er ist sich von Stokers Niederlage so sicher, dass er den Boxer erst gar nicht über die Abmachung informiert.
Stoker und Julie debattieren leidenschaftlich darüber, ob er an dem Kampf teilnehmen soll. Julie sagt ihm, dass sie Kopfschmerzen hat und nicht zuschauen wird. Stoker sagt, wenn er den Kampf heute Abend gewinnt, könnte er bei seinem nächsten Kampf einen Spitzenplatz bekommen, einen Kampf, der ihm 500 oder 600 Dollar einbringen könnte. Mit den 500 Dollar könnten sie einen Zigarrenstand kaufen oder in einen anderen Boxer, Tony Martinez, investieren und ein neues Leben beginnen. Julie sagt, dass sie sich mehr um sein Wohlergehen als um Geld kümmert, aber Stoker erwidert: "Wenn man ein Kämpfer ist, muss man kämpfen."
Nachdem Stoker in die Arena gegangen ist, kämpft Julie weiter mit ihrer Angst und ihrem Wunsch, ihn zu unterstützen. Letztendlich nutzt sie ihre Eintrittskarte für die Veranstaltung nicht und streift stattdessen durch die Straßen rund um die Arena.
Zu Beginn der vierten Runde eines brutalen Kampfes gegen den viel jüngeren und hoch favorisierten Tiger Nelson erfährt Stoker von der Absprache. Obwohl er erfährt, dass Little Boy (Alan Baxter), ein gefürchteter Gangster, hinter der Absprache steckt, weigert er sich, den Kampf aufzugeben.
Stoker gewinnt die lautstarke Unterstützung der blutdurstigen Fans, die ihn zuerst blutend auf dem Boden liegend sehen wollten. Tatsächlich siegt Stoker. Aber damit muss er auch mit den Konsequenzen der Gangster rechnen...





"The Set up" ist für mich einer der stärksten Film Noirs überhaupt. Der Film dauert zwar nur 72 Minuten, aber diese kurze Laufzeit ist in jeder Sekunde intensiv und hoch spannend. Als Kabinenmanager Gus ist Wallace Ford zu sehen und Daryl Hickman spielt den Boxer Youngster Shanley. Art Cohn schrieb das Drehbuch dieses pulsierenden Dramas. Milton R. Krasner gewann einen Preis bei den Filmfestspielen in Cannes und der Film selbst wurde 1950 in der Kategorie "Bester Film" für den Britischen Filmpreis nominiert. Kein Wunder, denn die Sequenzen im Ring sind "Best Of" im Genre des Boxerfilms.







Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 
 

Der Teufel möglicherweise


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Bresson

Selbstmord eines Jugendlichen...

Der 1977 von Robert Bresson inszenierte Dramafilm "Der Teufel möglicherweise" (Originaltitel: "Le Diable Probablement") nahm bei den 27. Internationalen Filmfestpielen in Berlin teil und wurde dort mit dem Silbernen Bären, dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Besonders Jurymitglied Rainer Werner Fassbinder setzte sich für den Film von Bresson ein. Der düstere Film zeigt eine Welt, in der all die Intelligenz des Menschen ihn nicht davon abhält, seinen eigenen Lebensraum mit selbstmörderischer Konsequenz zu zerstören. Er zeigt Institutionen, die ihre Aufgabe eher in der Verwaltung als in der Beseitigung von Mißständen sehen. Somit ist der Film seiner Zeit weit voraus und heute aktuell wie nie.
Die Fragen, die der französische Filmemacher in seinen besten Filme stellte, gehen tief und werden nicht unwichtig sein. In "Der Teufel möglicherweise" ist die Hauptfigur Charles (Antoine Monnier) eine gequälte Seele, dessen Suizid auf dem Friedhof Pere Lachaise in einer Rückblende aufgerollt wird, um die Tat verstehen zu können. Für Personen unter 18 Jahren war der Film damals in Frankreich aufgrund seiner selbstmörderischen Thematik verboten.
Charles ist ein junger Student, der gegen die ganze Welt und auch gegen sich selbst rebelliert. Er gehört wie sein Kumpel Michel (Henri de Maublanc) und den beiden Mädchen Alberte (Tina Irissari) und Edwig (Laetita Carcano) zu einer Gruppe, die sich mit der vom Menschen betriebenen Umweltzerstörung auseinandersetzt. Gemeinsam sichtet und kommentiert man Filmmaterial, in dem die Umweltzerstörung und auch die Tötung von Tieren ausschließlich zu Profitzwecken dokumentiert wird. Man besucht politische, kirchliche und wissenschaftliche Veranstaltungen. Doch sehr schnell wird klar, dass Charles in keiner der dort angebotenen Perspektiven einen wirklichen Ausweg oder eine Lösung aus seinem Dilemma erkennen kann. Sowohl Charles und auch Michel haben auch sexuelle Beziehungen zu den beiden Mädchen. Diese Nähe scheint Charles sogar etwas Halt zu geben, doch dies ist nur von vorübergehender Dauer. Eine feste Bindung entsteht nicht. Fünfter im Bunde wird der Drogensüchtige Valentin (Nicolas Deguy) den Charles vor der Polizei rettet. Doch Charles allmählicher Zusammenbruch setzt sich fort. Er vereinsamt seelisch immer mehr und auf Drängen seiner Freunde sucht er einen Nervenarzt (Regis Hanrion) auf, der ihm auch nicht weiterhelfen kann. Da dieser glaubt er würde von Charles verhöhnt werden, gibt er ihm den Rat sich so ehrenvoll wie die alten Römer umbringen zu lassen, die einen Vertrauten mit dieser Tat beauftragten. Als Auftragsmörder engagiert er Valentin. Beide gehen zum Friedhof. Charles läuft voran und während er versucht seinen letzten Gedanken zu formulieren, wird er von Valentin - wie vereinbart - erschossen, der das Honorar aus der Tsche des Toten nimmt...





Ein sehr pessimistischer Film, an dessen Ende ein Tod steht, der ebenso sinnlos ist wie das Treiben des modernen Menschen, der hier in diesem atmosphärisch dichten Drama beschrieben wird. Das Alterswerk von Robert Bresson ist keine leichte Kost.






Bewertung: 9 von 10 Punkten.