Mittwoch, 29. Juli 2020

Gone Baby Gone




















Regie: Ben Affleck

Wo ist Amanda ?

Bekannt wurde Ben Affleck für das mit dem Oscar preisgekrönte Drehbuch zu Gus van Sants "Good Will Hunting", dass er gemeinsam mit seinem Freund Matt Damon schrieb. In der Folgezeit wurde er durch die Mitwirkung in Blockbustern wie "Armageddon" oder "Pearl Harbour" zum Star, er war aber auch beliebter Preisträger für  die "Goldene Himbeere". Seit 2007 dreht er eigene Filme und seine dritte Arbeit "Argo" wurde gar zum besten Film des Jahres mit dem Oscar geehrt. Sein Thriller "The Town" war ein sehr guter Thriller, genauso geglückt ist ihm aber auch sein Regiedebüt mit "Gone Baby Gone", bei dem er mit Aaron Stockard wieder das Drehbuch schrieb. Die Geschichte basiert auf dem Roman "Kein Kinderspiel" von Dennis Lehane.
Als Hauptdarsteller ist Bens jüngerer Bruder Casey Affleck zu sehen, der bereits mit einer Nebenrolle in "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" brillieren konnte. Auch hier macht er als junger Detektiv Patrick Kenzie eine gute Figur. Er wohnt in dem sozial problematischen Stadtteil Dorchester in Boston, wo fast jeder jeden kennt und lebt mit der hübschen Angela Gennaro (Michelle Monaghan) zusammen. Gemeinsam arbeiten sie als Detektive für eher unbedeutende Fälle, aber zum Leben reicht es ganz gut. In der näheren Nachbarschaft wird die kleine 4jährige Amanda vermisst. Helen McCready (Amy Ryan) die Mutter der Kleinen ist eine bekannte Drogensüchtige, schafft hin und wieder auch mal an und kümmerte sich herzlich wenig um  ihr kleines Kind. Immerhin sorgte Helens Bruder Lionel (Titus Welliver) und dessen Frau Bea (Amy Madigan) einigermassen für das kleine, vernachlässigte Mädchen.
Die Polizei unter der Leitung von Jack Doyle (Morgan Freeman) kommt bei den Ermittlungen nicht so richtig weiter, da die Menschen im Viertel kaum Vertrauen zu den Bullen haben. Aus diesem Grund tauchen Bea und Lionel bei den beiden jungen Detektiven auf und bitten diese ebenfalls in dem Fall zu ermitteln. Man erhofft sich dabei, dass Patrick - aufgewachsen im Viertel - die Menschen mehr zum Reden bringen könnte. Was auch passiert, er kann den Detektives Nick Pole (John Aston) und Remy Bressart (Ed Harris) einen entscheidenden Hinweis liefern. Doch das ist erst der Anfang einer Suche nach Wahrheiten...

 


 Der Film lässt sich ruhig Zeit für seinen ersten thrillerhaften Teil, in dem es vornehmlich um die Suche nach der kleinen Amanda geht. Dann geschieht eine überraschende Wende, die den zweiten, eher psychologischen Teil der Geschichte einläutet. Am Ende steht eine folgenschwere und richtig schwierige Entscheidung, die Patrick für sich selbst zu treffen hat. Es geht dabei dann längst nicht mehr nur um die Auflösung des dubiosen Falles einer Kindesentführung, sondern um eine Entscheidung, die elementar das Leben von Patrick und allen anderen daran Beteiligten Personen verändert. Ben Affleck hat mit "Gone Baby Gone" einen intellektuell interessanten Thriller gemacht, der vor allem auch durch seine gute Figurenzeichnung lebt. Nebendarstellerin Amy Ryan bekam sowohl eine Oscar als auch eine Golden Globe Nominierung in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin". Die Wendungen sorgen für gute Spannung. Gute Bilder von Kameramann John Toll sorgen für eine prima Atmosphäre.

 


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

Dienstag, 28. Juli 2020

Verschwörung im Berlin Express







































Regie: Peter Dalle

Nichts ist so, wie es scheint...

Hitchocks "Der Fremde im Zug" ist auch bekannt unter dem Alternativtitel "Verschwörung im Nord Express". Und im Norden Europas, in Stockholm beginnt auch Peter Dalles nostalgische Hommage an Hitchcock, aber auch an andere Filme, die im Zug spielen.
Unwillkürlich denkt man an spannende alte Klassiker wie "Mord im Orient Express", "Eine Dame verschwindet", "Der unsichtbare Dritte", "Nevada Pass", Triers "Europa" oder "Trans America Express"....und bemerkt, dass fahrende Züge sich bestens für eine stimmige Filmlocation eignen.
Der fahrende Zug bietet viel Flair und eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Apropos Hitchcock, wie der Maestro tritt auch der schwedische Regisseur bei dieser Zugfahrt von Stockholm bis Berlin selbst als Darsteller in Erscheinung. Wir sehen Dalle als den diensteifrigen Schaffner, der versucht das Chaos zu vermeiden.
Und wie es sich für eine Geschichte gehört, die im Winter 1945 kurz nach dem 2. Weltkrieg spielt, ist der Film natürlich ganz im Retrostyle in s/w gedreht.
An Bord in diesem Berlin Express sitzen der mörderische Arzt und Zyniker Henry (Magnus Roosmann) und seine offensichtlich naive Geliebte Marie (Anna Björk). Im anderen Abteil seine ahnungslose Ehefrau Karin (Kristina Törnquist), von der er sich am Bahnsteig verabschiedet hat und die somit glaubt, dass er in Stockholm bleibt.
Aber sie soll von Henry und Marie ermordet werden...
Vorerst freundet sie sich mit einer älteren Dame (Lena Nyman) im Abteil an.
Ebenfalls zwar nicht mitreissend, aber mitreisend: Der äusserst schusselige Literaturkritiker Bruno (Gustav Hammarstein), der eine Vorliebe für den österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein hat und darüberhinaus in seinem automatistischen Eifer seinen Mitmenschen helfen zu wollen, ständig ins Fettnäpfchen tritt und zunehmend immer grösstes Chaos, auch Leid verbreitet. Ein echter Pechvogel und Nervtöter...
Weitere Reisende sind ein älteres schwules Paar (Gösta Ekman aus Wilde Erdbeeren und Lars Amble) die sich ohne Unterlass ständig gegenseitig vor diesem Bruno anfeinden sowie ein verwundeter Kriegsheimkehrer und zwei Nonnen, die eine Gruppe kranker, baltischer Flüchtlinge begleiten.
Ach ja, ein verkleideter Weihnachtsmann fährt auch mit...



Peter Dalle setzt natürlich auf den grossen Charme der Filmvorbilder und so steht der Mordplan als Mittelpunkt der Story fest. Dalle gelingt es mit seinen skurrilen Personen im Zug rabenschwarzen Humor, geschliffenen Wortwitz und reichlich Situationskomik mit Slapstickeinlagen in spannender und humorvoller Weise miteinander zu verbinden. Ein sehr kurzweiliger Geheimtipp, der mir viel Spass gemacht hat.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Kill List


Regie: Ben Wheatley

Vertragspartner...

Ben Wheatley könnte eine neue Hoffnung für den briischen Horrorfilm sen. Sein 2011 entstandener Auftragskillerthriller "Kill List" mündet vom Gangsterfilm hinterrücks und heimtückisch in einen bizarren gewalttätigen Okkultschocker.
Jay (Neil Maskell) und Gal (Michael Smiley) waren in der Armee Kameraden und sind seither dick befreundet. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie sich mit Auftragsmorden. Vor kurzer Zeit waren sie beruflich in Kiew unterwegs, dort gabs anscheinend mit Jay Probleme, die nicht näher beschrieben werden. Mit seiner schwedischen Frau Shel (MyAnna Buring) hat er einen kleinen Sohn (Harry Simpson). Gal erzählt ihm während eines Essens von einem neuen lukrativen Auftrag. Der Abend ist heiter und gelassen, zumal Gal seine neue Flamme Fiona (Emma Fryer) dabei hat. Jay willigt ein und die beiden treffen sich mit einem sehr ominösen Auftraggeber (Struan Rodger), der den Vertrag mit Jays Blut besiegelt, indem er ihn an der Hand verletzt. Noch machen sich aber weder Jay noch Gal Gedanken darüber. Der erste Mord ist schnell ausgeführt: ein Priester ist das Opfer und dieser bedankt sich noch dafür bei Jay. Bei der Nummer zwei auf der Todesliste gibt es jedoch Komplikationen, denn Jays psychopathische Struktur offenbart sich eruptiv. Dieser Bibliothekar steht auf Snuff-Filme und die beiden Killer entdecken einige davon bei ihm zu Hause. Als Jay sich einen ansieht, rastet er aus und das Opfer wird vor seinem Tod noch ausgiebig gefoltert und gequält.  Gal macht sich langsam Sorgen um den Geisteszustand seines Freundes....




 Wheatley arbeitet mit verschiedenen Handlungssträngen, die langsam zusammengeführt werden, Allerdings bleiben einige Rätsel - was vielleicht einige Zuschauer verärgert. Aber im Grunde die große Stärke dieses britischen Schockers ist, der auf den Pfaden vom "Wicker Man" agiert. "Kill List" ist verstörend und schockierend, gewalttätig und okkult, überraschend und reichlich bizarr. Dadurch steigt das Potential, dass man diesen Thriller nachhaltig in Erinnerung behalten wird. Ich fand ihn sehr sehenswert, allerdings muss man sich auf einige brutale Sequenzen einstellen, die recht erschütternd konzipiert sind. 





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Henry: Portrait of a Serial Killer

Regie: John McNaughton
Ein unauffälliger Killer in der Großstadt...

Chicago in den 80er Jahren: Die Exknackis Henry (Michael Rooker) und Otis (Tom Towles) leben in einer Art trister Wohngemeinschaft zusammen. Kennengelernt haben sie sich natürlich im Knast und wurden dort zu Freunden. Der schweigsame Henry hat wohl seine eigene Mutter ermordet, die eine Nutte war und ihn im Kindes- und Jugendalter ständig demütigte.
Warum Otis einsaß ist nicht bekannt, aber auf den perversen Zeitgenossen, der in der Freizeit Drogen an Collegejungs vertickt und auch dem schnellen Sex mit seinen Kunden aufgeschlossen gegenüber steht, passen viele dissoziale und kriminelle Möglichkeiten.
Auch Otis´ jüngere Schwester Becky (Tracy Arnold) ist im Leben nicht gerade begünstigt worden. Die junge Frau wurde jahrelang vom eigenen Vater missbraucht, auch der Bruder hat in diesem Bereich keine moralischen Hemmungen. Jetzt ist ihr Mann im Knast und die ehemalige Nackttänzerin quartiert sich daher bei ihrem Bruder ein.
Ein seltsames Trio, in der Freizeit wird Karten gespielt oder viel Glotze geschaut. Henry ist oft unterwegs und bringt von seinen Ausflügen immer mal wieder gebrauchte Gegenstände mit.
Otis weiss nicht, dass sein Freund ein geschäftiger Serienmörder ist, der immer wieder zuschlägt und inzwischen so versiert vorgeht, dass er seine Mordserien immer wieder neu erfindet und daher selbst für die besten Profiler, die nach Motiven und Wiederholungen, Zusammenhängen oder Besonderheiten in den Taten suchen, kaum fassbar ist.
Sein einziges wiederholendes Motiv ist die Lust am Töten und dem weiblichen Opfer als Schwerpunkt, der allerdings immer wieder je nach Lust und Laune auch mit Männern variiert werden kann.
Bei einer Sauftour mit Otis und anschliessendem Rumgemache mit zwei Prostituierten im Auto, bricht Henry im Beisein seines Freundes beiden Frauen das Genick und Otis hilft dem Kumpfel die Leichen zu beseitigen.
Der überhaupt nicht empathische Otis empfindet als Zeuge keine Reue oder moralische Bedenken, er hat nur Bammel davon, als Mitwisser und Mithelfer gefasst zu werden.
Doch es dauert nur wenige Tage, bis Otis am Hobby von Henry auch Gefallen findet. Gemeinsam gehen sie nun auf Mordtouren, töten mal schnell einen Autofahrer, dann eine ganze Familie...alles wird sogar per Video von den beiden aufgenommen und zuhause - wenn Becky nicht da ist - immer wieder angeschaut...




John McNaughton, dessen bekanntester Film "Wild Things" aus dem Jahre 1988 ist, drehte 1986 als Regiedebüt  diesen tristen, hoffnugnslosen und lakonischen "Henry - Portrait of a Serial Killer".
Der Film wurde in 28 Tagen mit einem sehr geringen Budget gedreht und konnte sich aber in den folgenden Jahren im Serienkillergenre einen äusserst guten Namen machen und bald Kultstatus erlangen.
Dabei ist der Film von einer hoffnungslosen Atmospähäre geprägt, die eigentlich überhaupt nichts Schönes zeigt. Die Protagonisten leben so in den Tag hinein, haben keinerlei konstruktive Motivation aus einem schäbigen Dasein auszubrechen, sondern kompensieren den ganzen Frust, indem sie die niedersten Perversionen ausleben.
Leben hat keinen Wert, nur das reale Ausleben von Mordphantasien kann das Lustprinzip als Sucht noch erreichen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Sonntag, 26. Juli 2020

Spotlight




Regie: Tom McCarthy

Der Skandal von Boston...

Am Anfang von "Spotlight" steht eine finstere Film Noir Sequenz, eine Rückblende ins Jahr 1976. Das Szenario wirkt schemenhaft, man erkennt aber, dass die Szene eine Polizeistation zeigt. Eine Mutter und ihr Sohn wollen etwas anzeigen, doch ein Priester und ein Anwalt intervenieren in dieser Sache, so dass die Anzeige vielleicht fallen gelassen wird. Draussen auf der nächtlichen Straße wartet eine schwarze Limousine. "Spotlight" ist der Film, der bei der diesjährigen Oscarverleihung den Preis als bester Film erringen konnte. Ausserdem wurde das Drehbuch des Regisseurs Tom McCarthy, das er gemeinsam mit Josh Singer verfasste, preisgekrönt. Es gab vier weitere Nominierung: Beste Regie, Bester Nebendarsteller Marc Ruffalo, Beste Nebendarstellerin Rachel McAdams und Bester Schnitt Tom McArdle.
Der bedrückende Film befasst sich mit dem Thema "Sexueller Mißbrauch in der römisch-katholischen Kirche" - ein Thema, das lange Zeit verschwiegen und versteckt wurde und erst seit Mitte der 90er Jahre aufgrund diverser Berichterstattungen eine immer größere öffentliche Aufmerksamkeit weltweit erreichen konnte. Davor war es ein großes schambesetztes Tabuthema für die vielen Opfer und die Kirche mit den Tätern aus den eigenen Reihen recht tolerant umging. Man zog den Priester, Erzieher oder Mönch einfach aus seinem Wirkungskreis ab und versetzte ihn in eine neue Gemeinde. Doch der Reue über das teuflische Verhalten folgte die Wiederholung der Schandtat. Eine Kettenreaktion eines Teufelskreises. Als die traumatischen Erlebnisse durch die Opfer öffentlich gemacht wurden, bekam die Kirche so einen starken Druck, dass sie ihre gängige Praxis endlich überdenken mussten.
Auch in Deutschland wurden zahlreiche Mißbrauchsfälle aufgedeckt, was viele Austritte aus der Kirche zur Folge hatte. Die Kirche hatte plötzlich an Vertrauen verloren und auch heute noch hat sich die Institution noch nicht ganz von diesen Skandalen erholt. "Spotlight" skizziert den "Bostoner Skandal", der von der einem kleinen Team von Journalisten der beliebten Tageszeitung "The Boston Globe" im Jhar 2002 aufgedeckt wurde. Anstoß gab der neue Chefredakteur Marty Barron (Liev Schreiber). Der Journalist aus Miami ist ein stiller Aussenseiter: Unverheiratet, Jude und ausserdem hasst er Baseball. Aber er gibt in seiner ersten Redaktionskonferenz den Anstoß an sein Team, die Geschichte über den Priester John Geoghan zu machen, der sich wohl an Dutzenden Kindern vergangen hat und von Pfarrei zu Pfarrei verschoben wurde. Seine Verfehlungen mit dem Wissen von ganz oben...was soviel heißt, dass der beliebte Kardinal Bernard Law (Len Cariou) sicherlich davon gewusst haben müsste. Barron will aber mehr als nur einen Schuldigen überführen - er will über diesen Einzelfall hinausgehen. Vielleicht, so Baron, steckt dahinter ein System. In einer Szene des Films trifft dieser Baron den Kardinal, der ihm zum Abschied des Gesprächs einen Katechismus schenkt. Law meitnte Presse und Kirche müssen zusammenarbeiten, Baron stellt aber klar, dass die Presse immer unabhängig sein muss.
Nun beginnt das monatelange Recherchieren seines Investigations-Team "Spotlight": Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Walter Robinson (Michael Keaton),, Sacha Pfeifer (Rachel McAdams) und Matt Carroll (Brian de Arcy James) sowie der Boss Ben Bradlee jr. (John Slattery). Es bringt in Erfahrung, dass das Erzbistum von den Taten gewusst und sie regelmäßig durch Versetzung des Täters vertuscht hatte, durch Geld das lebenslange Schweigen der Opfer erkauft und damit auch einen Gerichtsprozess vermieden hatte, und schließlich die gerichtlichen Akten hierzu aus dem Gerichtsarchiv hatte auslagern lassen. Die Missbrauchsfälle - zunächst als tragische Einzelfälle eingestuft - entwickeln sich immer in größerem Ausmaß. Anwalt Mitchell Garabedian (Stanley Tucci) hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Opfern gerichtlich zu ihrem Recht zu verhelfen, doch der Widerstand des Establishments (Kirche, Gericht, einflüssreiche Bürger) ist groß. Bald muss das Team damit klarkommen, dass sich von den 1.500 Priestern in Boston ca. 6 % des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben....



Ohne Effekthascherei wird diese eindringliche und spannende Geschichte über eine journalistische Aufdeckung erzählt. Mit einen hohen Anspruch und angenehm unscheinbar wird die Arbeit der Zeitungsleute beschrieben. Was schon wie aus einer anderen Welt - wenn man die heutige Dominanz der Sensationspresse und der immer schnelleren und markanteren Schlagzeilen als Vergleich nimmmt. Der Film ist einerseits ein Plädoyer an die unabhängigen Medien. Andererseits an die Stärken der Presse, wenn sie adäquat und fundiert über ein Thema schreibt. Hier in "Spotlight" wird ein Tabuthema angekratzt und das ist sicherlich löblich, dass die Verbrechen von Priestern auch endlich ans Tageslicht kommen und nicht mehr hinter den Kirchenmauern versteckt und vertuscht werden können. Die katholische Kirche hat sogar den Film sehr gelobt und gab sich selbstkritisch. Ansonsten wird hier mit leisen Tönen, aber sehr intensiv eine Feier der journalistischen Ethik und des journalistischen Professionalismus zelebriert. Wem das altmodisch vorkommt, der liegt nicht falsch. Die Zeiten ändern sich. Selbst wenn seither erst 15 Jahre vergangen sind. Ich hoffe sehr, dass diese seriöse Art der Berichterstattung mit Wahrheitsgehalt nicht nur erhalten bleibt, sondern auch in Zeiten der unseriösen Sensationspresse wieder erstarken kann.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.