Dienstag, 28. Juli 2020

Verschwörung im Berlin Express







































Regie: Peter Dalle

Nichts ist so, wie es scheint...

Hitchocks "Der Fremde im Zug" ist auch bekannt unter dem Alternativtitel "Verschwörung im Nord Express". Und im Norden Europas, in Stockholm beginnt auch Peter Dalles nostalgische Hommage an Hitchcock, aber auch an andere Filme, die im Zug spielen.
Unwillkürlich denkt man an spannende alte Klassiker wie "Mord im Orient Express", "Eine Dame verschwindet", "Der unsichtbare Dritte", "Nevada Pass", Triers "Europa" oder "Trans America Express"....und bemerkt, dass fahrende Züge sich bestens für eine stimmige Filmlocation eignen.
Der fahrende Zug bietet viel Flair und eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Apropos Hitchcock, wie der Maestro tritt auch der schwedische Regisseur bei dieser Zugfahrt von Stockholm bis Berlin selbst als Darsteller in Erscheinung. Wir sehen Dalle als den diensteifrigen Schaffner, der versucht das Chaos zu vermeiden.
Und wie es sich für eine Geschichte gehört, die im Winter 1945 kurz nach dem 2. Weltkrieg spielt, ist der Film natürlich ganz im Retrostyle in s/w gedreht.
An Bord in diesem Berlin Express sitzen der mörderische Arzt und Zyniker Henry (Magnus Roosmann) und seine offensichtlich naive Geliebte Marie (Anna Björk). Im anderen Abteil seine ahnungslose Ehefrau Karin (Kristina Törnquist), von der er sich am Bahnsteig verabschiedet hat und die somit glaubt, dass er in Stockholm bleibt.
Aber sie soll von Henry und Marie ermordet werden...
Vorerst freundet sie sich mit einer älteren Dame (Lena Nyman) im Abteil an.
Ebenfalls zwar nicht mitreissend, aber mitreisend: Der äusserst schusselige Literaturkritiker Bruno (Gustav Hammarstein), der eine Vorliebe für den österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein hat und darüberhinaus in seinem automatistischen Eifer seinen Mitmenschen helfen zu wollen, ständig ins Fettnäpfchen tritt und zunehmend immer grösstes Chaos, auch Leid verbreitet. Ein echter Pechvogel und Nervtöter...
Weitere Reisende sind ein älteres schwules Paar (Gösta Ekman aus Wilde Erdbeeren und Lars Amble) die sich ohne Unterlass ständig gegenseitig vor diesem Bruno anfeinden sowie ein verwundeter Kriegsheimkehrer und zwei Nonnen, die eine Gruppe kranker, baltischer Flüchtlinge begleiten.
Ach ja, ein verkleideter Weihnachtsmann fährt auch mit...



Peter Dalle setzt natürlich auf den grossen Charme der Filmvorbilder und so steht der Mordplan als Mittelpunkt der Story fest. Dalle gelingt es mit seinen skurrilen Personen im Zug rabenschwarzen Humor, geschliffenen Wortwitz und reichlich Situationskomik mit Slapstickeinlagen in spannender und humorvoller Weise miteinander zu verbinden. Ein sehr kurzweiliger Geheimtipp, der mir viel Spass gemacht hat.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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