Regie: Denis Villeneuve
Auge um Auge, Zahn um Zahn...
In einer der besten Szene von "Sicario", dem neuen Film des kanadischen
Regisseurs Denis Villeneuve sieht der Zuschauer eine spannungsgeladene
Fahrt durch die mexikanische Grenzstadt Juarez, wo das Drogenkartelll
das Sagen hat. Die amerikanische Taskforce wird dabei von bewaffneten
Pickups der mexikanischen Bundespolizei begleitet. Dabei sieht die
engagierte FBI Swat Agentin (Emily Blunt) an der Straßenseite eine
aufgehängte nackte Körper - von der Drogenmafia ermordet und als Mahnung
dort öffentlich zur Schau gestellt, falls sich jemand gegen diese
Organisation stellt.
"Der 32. August auf Erden" und "Maelström" waren im Heimatland Kanada so
erfolgreich, dass sie als Beitrag des Landes ins Oscar-Rennen geschickt
wurden. aber erst sein Welterfolg "Die Frau, die singt" bekam diese
begehrte Nomnierung als Bester fremdsprachiger Film. Mit dem Erfolg war
dann auch die Möglichkeit verbunden den nächsten Film in den USA zu
realisieren und Villeneuve gelang mit dem Psychothriller um Serienmorde
und Selbstjustiz eine Perle des Genres. "Enemy", der Nachfolgefilm war
eine Mischung aus Thriller und fantastischem Film und wieder ganz anders
als der Vorgänger. Auch "Sicario" bestätigt seinen Ruf als exzellenter
Regisseur hervorragender Genrefilme. "Sicario" - so wird ein
Auftragsmörder genannt, bekannt von den kolumbiansichen Drogenkartellen,
besonders in Medellin.
Dabei setzt Villeneuve auf eine knallharte und düstere Gangart. Ein Team
des FBI ist beauftragt mehrere Geiseln zu retten, die in einem Haus in
Arizona gefangen gehalten werden. Die Teamleiterin ist die erfahrene
Agentin Kate Macer und der Neuling Reggie Wayne (Daniel Kaluuya). Das
Haus wird gestürmt, einige der anwesenden Gangster werden erschossen.
Doch der Schock folgt schnell: Keiner der Geiseln ist mehr am Leben.
Statt der Geiseln findet das Team aber über 40 übel zugerichtete
Leichen, in den Gipskartonwänden eingemauert.
Obwohl nicht alles glatt lief - eine Explosion sorgt für Opfer -
stilisiert der FBI Einsatzleiter Dave Jennings (Victor Garber) den
Einsatz als vollen Erfolg und man macht der überraschten Kate ein
Angebot an einer behördenübergreifenden Task Force unter der Leitung von
Matt Graver (Josh Brolin) teilnzunehmen. Zum Team gehören neben
US-Marshalls, Delta Force Soldaten und Regierungsagenten auch der
sonderbare und schweigsame Berater Alejandro (Benicio del Toro). Er soll
bereits in Kolumbien gearbeitet haben und scheint sich gut in den
Strukturen der Kartelle auszukennen. Ausserdem wirkt er wie der Mann für
die groben Einsätze. Ziel der Spezialeinheit ist es mit sehr
unkonventionellen Mitteln, jenseits des Gesetzes, dem Drogenkartell
einen vernichtenden Schlag zu verpassen. Dies wird für Kate zunehmend
problematischer, da sie sieht, dass sich die Grenzen zwischen Gut und
Böse doch irgendwann vermischen. Am Ende soll der oberste Drogenboss
Fausto Alarcon (Julio Cedillo) gefasst werden, mit dem Alejandro noch
eine Rechnung offen hat...
Die Schlußszenen sind brutal und sehr schockierend, aber sie
unterstreichen die sehr gute Qualität dieses reisserischen Thrillers,
der mit vielen brillianten Einzelszenen begeistern kann. Einmal
beispielsweise gerät das Team in eine brenzlige Situation inmitten eines
forcierten Verkehrsstaus nach der mexikansichen Grenze. Auch Kate gerät
in den wenigen privaten Stunden, die sie hat, in Gefahr. Getragen wird
der Film vor allem durch Benicio del Toro, der alle anderen Akteure -
trotz toller Leistung - an die Wand spielt und mit seiner Rolle als
Alejandro Gillick in guter Erinnerung bleibt. Der Drogenreißer wirkt wie
ein Verwandter zu "Traffic" von Steven Soderbergh, aber man wird auch
stellenweise an die Präzision von "Zero Dark Thirty" von Kathryn Bigelow
erinnert.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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