Samstag, 18. Juli 2020

Intrige







































Regie: Roman Polanski

Die Affäre Dreyfuß...

Roman Polanskis Historienfilm "Intrige" wurde für insgesamt 12 Cesars (Bester Film, beste Regie, bester Darsteller Jean Dujardin, beste Nebendarsteller Louis Garrel und Gregory Gadebois, Drehbuch, Szenenbild, Kostüme, Kamera, Schnitt, Ton, Filmmusik)  nominiert und erhielt am Abend des 28. Februar 2020 drei Preise. Neben dem Sieg in der Kategorie "Kostüme" gingen zwei Preise an den Macher und Regisseur selbst, denn er schrieb gemeinsam dem britischen Journalisten Robert Harris auch das ausgezeichnete Drehbuch. Bereits im Vorfeld gab es massive Kritik gegenüber der Akademie und deren hohe Wertschätzung für den Film, da Polanski im Jahr 1977wegen  "Vergewaltigung einer Minderjährigen" in den USA angeklagt wurde und noch vor der Hauptverhandlung außer Landes floh, da er mit einer sehr hohen Gefängnisstrafe rechnen musste. Seither lebt Polanski in Frankreich und dreht in Europa zwar keine Meisterwerke mehr für den Filmolymp wie "Rosemarys Baby" oder "Chinatown", aber dennoch sehr interessante und beachtenswerte Filme. "Intrige" ist ein solcher Film und mit diesem Projekt kehrte er wieder zum "Historienfilm" zurück. Seine früheren Ausflüge in diesem Fach wie "Tess" oder "Oliver Twist" waren aber Literaturverfilmungen. "Intrige" basiert zwar ebenfalls auf einem Roman, aber unterscheidet sich aufgrund des Stils doch deutlich von den beiden Vorgängern, denn "Intrige" ist stark dokumentarisch geprägt.
Diese Machart führt allerdings zur gewollten hohen Authentizität und bringt dem Zuschauer die Dreyfuß Affäre ins Gedächtnis, jenen aufsehenerregenden Justizskandal, der die französische Gesellschaft und die politischen Lager in den letzten Jahren des 19. Jahrhundert tief spalten würde. Der bisher unbescholtene Artillerie-Hauptmann Alfred Dreyfuß (Louis Garrel) wird im Jahr 1884 durch ein Kriegsgericht in paris wegen Landesverrat zugunsten des Deutschen Kaiserreichs zu einer lebenslangen Haft und Verbannung auf die Teufelsinsel im Atlantik vor Französisch-Guayana verurteilt. Dreyfuß stammte aus dem Elsass und war Jude. Man kam damals aufgrund einiger zweifelhaften Handschriftengutachten zu diesem Urteil. Es vergehen viele Monate. Der französische Offizier Marie-Georges Picquard (Jean Dujardin) war Zeuge des Prozesses. Am 1. Juli 1895 wird Picquard als Leiter der militärischen Spionageabwehreinheit eingesetzt. In dieser Funktion wird er zur Schlüsselfigur bei der späteren Rehabilitierung des unehrenhaft aus der Armee entlassenen Sträflings....




Dieser Justizirrtum weitete sich zum riesigen Skandal im ganzen Lande aus, denn viele antisemitische Kräfte sowie auch klerikale und monarchistische Politiker wollten den jüdischen Dreyfuß schuldig sehen und nicht den tatsächlichen Verräter Major Ferdinand Esterhazy. Der Film schildert die Ereignisse sehr nüchtern und gerade dieser wenig spektakuläre Stil lässt diese Zeit vor mehr als 120 Jahren wieder aufleben. Das verhaltene Spiel der Darsteller ist ebenso hervorragend. Polanski zeigt wie "Machtmißbrauch" schon damals - genau wie heute - ausserordentlich gut funktioniert und das man "Sündenböcke" braucht. Er zeigt aber auch, dass man schon damals mit einer gewissen Zivilcourage diesen ungerechten Systemen Einhalt gebieten konnte. So nimmt die Passage mit dem Schriftsteller Emile Zola, gespielt von Andre Marcon", eine Schlüsselposition im Film ein, sein Zeitungsartikel "J´accuse..." (deutsch: Ich klage an) hat bewirkt, dass dieser schändliche Fall noch einmal aufgerollt wird und dass am Ende die Gerechtigkeit doch noch siegen konnte.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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