Donnerstag, 2. Juli 2020

Die neun Pforten

Regie: Roman Polanski

Die raren Bücher des Satans...

Leider kam "Die neun Pforten" damals fast zeitgleich mit "Sixth Sense" in die Kinos und da hatte der Polanski Streifen natürlich das Nachsehen. Nicht zuletzt vielleicht auch durch das irritierende Ende des Films, da ist der Zuschauer nämlich gefragt, eigene Deutungen zu entwickeln. Und so ein auf den Schlussplot exakt getimter Film wie "Sixth Sense" ist da schon extrem im Vorteil. Sowas lässt dann ja keine Fragen mehr offen, sondern der Schlussakkord wird dem überraschten Zuschauer wie mit einem Vorschlaghammer präsentiert.
Leider war "Die 9 Pforten" auch an der Kasse kein Erfolg. Er spielte zwar 38 Millionen Dollar ein, aber das Budget des Films lag bei 58 Millionen Dollar.
Künstlerisch macht Polanski dort weiter, wo er bei "Rosemarys Baby" oder "Der Mieter" aufgehört hat. Bildet der Mensch sich zuviel ein oder sind in unserer Realität auch Kräfte am Werk, die wir nicht begreifen. Vielleicht Satan ?
Polanski schickt seinen Antihelden, den Antiquar und Buchdetektiv Dean Corso (Johnny Depp) genauso auf die Suche wie wie Alan Parker seinen Privatschnüffler Harry Angel im Okkultschocker "Angel Heart" auf die Suche nach dem Teufel.
Auftraggeber ist aber nicht Louis Chypre, sondern der exzentrische Verleger und Millionär Boris Balkan (Frank Langella), der seltene und rare Bucher sammelt - alles zum Themenkreis "Satan".
Vor kurzem hat er ein Exemplar des Buches "Die neun Pforten ins Reich der Schatten" erworben - es wurde im 17. Jahrhundert von einem gewissen Aristide Torchia geschrieben. Vielleicht aber auch vom Teufel selbst. Der Sammler Telfter (Willi Holt) hat ihm das Buch kurz vor seinem Suizid verkauft. Doch nun geht das Gerücht um, dass es von diesem Buch drei Exemplare geben soll. Corso soll die Bücher, die sich im privaten Besitz befinden, echt sind oder Fälschungen. Denn es soll nur ein Buch tatsächlich echt sein. Doch auch andere Büchernarren sind hinter der Rarität her, auch die Witwe von Telfter (Lena Olin) und eine junge Frau (Emmanuelle Seigner). Corso findet heraus, dass eines der Bücher im Besitz von Baronesse Frieda Kessler (Barbara Jefford) ist, das andere gehört einem Victor Vargas (Jack Taylor). Dabei pflastern Leichen den Weg seiner Suche...




 
"Neun Pforten" ist subtil und für meine Begriffe in der Retrospektive aber dadurch wesentlich wirkungsvoller als ein "Sixth Sense". Mit viel Liebe zum Detail schildert Polanski diese Suche und öffnet für den Zuschauer auch diese geheimnisvollen Bücher, in denen einige Rätsel zu finden sind und neun Holzschnitte, die sich in allen drei Büchern unterscheiden. In jedem der Bücher sind drei der neun Holzschnitte mit dem Kürzel LCF signiert – diese sollen von Luzifer persönlich gefertigt worden sein. Das Buch soll einen Weg beschreiben, den Teufel herbeizurufen und in neun Schritten in sein Reich einzuziehen – vorausgesetzt, man ist in der Lage, die versteckten Rätsel des Buches zu entschlüsseln und deren Botschaft richtig zu deuten. Durch diese dunklen Pfade bezieht der Film auch eine große Spannung.
Ein herrlicher Film, bei dem der sehr kühle und sogar irgendwo unsympathisch wirkende Protagonist, für ein astronomisches Honorar Bücher suchen und darin enthaltene Botschaften enträtseln muss. 
Die Geschichte führt uns nicht nur auf eine Reise zu den Pforten der Hölle, sondern auch zu den wertvollsten und verschroben-schrägsten Bibliotheken der Welt...so gesehen beinhaltet der Film auch eine grosse Liebeserklärung an "das Buch" selbst.
Intellektuell grossartig und extrem spannend bleibt diese Büchersuche bis zum Schluss. Aber vorher werden noch ein paar lächerliche Satansjünger in noch lächerlicheren Kutten als bescheuerte kleine Würstchen gezeigt, eine herrliche Einlage die zum wüsten Ableben des eigentlich rechtmässigen Jüngers Satans führt. Ist der Adept seinem Herrn auch auf den Leim gegangen ? Johnny Depp hat einen Hinweis mehr, das macht ihn zum Nachfolger des missglückten Erstversuchs, der nach "Jäger des verlorenen Schatzes" Manier in seiner Gier verbrannte.
Es lief ja für Johnny alles gut, mit dem Teufel hat er sich ja kurz vorher poppend verbrüdert...was kommt aber dann, als er vor dem Eingang der Burg steht ?




 
Bewertung: 8 von 10 Punkten

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