Samstag, 7. September 2019

Zeuge gesucht







































Regie: Robert Siodmak

Auf der Suche nach der Frau, die es nicht gibt...

"Zeuge gesucht", der im Original "Phantom Lady" heißt, ist ein Film Noir aus dem Jahr 1944 von Robert Siodmak und gleichzeitig dessen Auftaktsfilm in diesem Gerne, dem später die noch erfolgreicheren Klassiker "Die Wendeltreppe", "Rächer der Unterwelt", "Schrei der Großstadt" oder "Gewagtes Alibi" folgen sollten. Auch die Story von der treuen Sekretärin zu ihrem Boss wurde in der Folgezeit oft kopiert, mir fallen in diesem Zusammenhang Henry Hathaways "Feind im Dunkel" ein, in dem eine beherzte Lucille Ball für ihren Chef durchs Feuer ging, auch Fanny Ardent in "Auf Liebe und Tod", einem Meisterwerk von Truffaut, rettet ihren geliebten Arbeitgeber durch ihr Eingreifen. In "Zeuge gesucht" ist es Ella Raines, die nicht möchte, dass ihr Boss auf dem elektrischen Stuhl landet. Dieser Boss, gespielt von Alan Curtis, ist dann tatsächlich auch die einzige Kritik am ansonsten lupenreinen Vertreter der schwarzen Serie, denn er wird zu unbeteiligt dargestellt. Einen Mann, der sehr bald seine Hinrichtung erwartet, hätte ich gerne so kämpferisch und emotional gesehen wie beispielsweise ein Tyrone Power aus "Zeugin der Anklage".
Zur Story: Scott Henderson (Alan Curtis) hatte mal wieder wie so oft in letzter Zeit Krach mit seiner Frau. Der 32jährige Ingenieur versucht seinen Frust in einer Bar zu vergessen, wo er eine ebenso unglückliche Frau (Fay Helm) trifft, die zwar ihren Namen nicht nennt, aber sich von Scott dazu überreden lässt mit ihm eine Show der Diva Estela Monteiro (Aurora Miranda) zu sehen. Sie nehmen ein Taxi und erleben wie der Star vor Wut kocht, weil die mysteriöse Begleitung von Sctott denselben Hut aufhat wie sie selbst. Die beiden verabschieden sich. Als Scott Zuhause auftaucht, ist die Polizei unter der Leitung von Inspektor 'Burgess (Thomas Gomez) schon bei der Spurensicherung. Scotts Frau wurde ermordet und er gilt aufgrund des Streits sehr schnell als Hauptverdächtiger. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die geheimnisvolle Phantom Lady nicht auffinden lässt. Sogar der Barkeeper und der Taxifahrer beschwören, dass Scott alleine - ohne Begleitung - war. Nur seine loyale Sekretärin Carol Richman, genannt Kansas (Ella Raines) ist von der Unschuld überzeugt. Sie beginnt eigene Recherchen anzustellen. Auch Hendersons bester Freund, der Künstler Jack Marlow (Francot Tone) hilft mit, als er von Südamerika zurückkehrt. Doch die fremde Frau bleibt verschwunden...




Siodmak gelingt es eine mysteriöse Atmosphäre aufzubauen und zu halten, die Suspence-Anteile erinnern etwas an Alfred Hitchcock und die Form und Stil sind am alten deutschen Film orientiert, ein perfektes Spiel von Licht und Schatten sozusagen. Er bietet auch einen erschreckend makabren Schurken an, der schwer krank seinem Instinkt folgt, aber lange Zeit unentdeckt bleibt. Als aufmerksamer Zuschauer kommt man aber schnell dahinter, wer dieser Killer ist. Das Wissen tut aber dem spannenden Vergnüngen keinen Abbruch. Eine großartige Szene ist auch die finale Konfrontation zwischen dem rettenden Engel und dem enttarnten Teufel. Hier agiert der Schurke teuflisch gut. 




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Tabu der Gerechten







































Regie: Elia Kazan

Der alltägliche versteckte Antisemitismus...

Trotz des Riesenerfolgs von "Tabu der Gerechten" fand Regisseur Elia Kazan seinen Film viel zu zahm. Er hätte einiges viel drastischer darstellen wollen, aber Produzent Zanuck verlangte, dass die Liebesgeschichte zwischen Dorothy McGuire und Gregory Peck ebenso stark in der Handlung erschien als der Antisemitismus kurz nach dem 2. Weltkrieg in den USA.
Damit gelten "Tabu der Gerechten" und der fast gleichzeitig erschienene Film Noir "Crossfire" von Edward Dmytryk als die ersten Hollywoodfilme, die sich mit diesem Thema auseinandersetzten. Obwohl Dmytryks Film eigentlich den Mord aus Hass gegen einen Homosexuellen darstellen sollte, aber von den Sittenwächtern nicht erlaubt wurde - so wurde das Script umgeschrieben. Aus dem ermordeten Schwulen wurde ein ermordeter Jude. Beide Filme waren die Favoriten der Oscarwahl 1948. "Crossfire" ging aber trotz 5 Nominierungen leer aus. "Tabu der Gerechten" konnte von den 8 Nominees drei in Siege verwandeln: Elia Kazan bekam den Regie-Oscar und Celeste Holm gewann als beste Nebendarstellerin. Ausserdem gabs den Hauptpreis als bester Film des Jahres.
Trotz der Einwände des Machers finde ich den Film aus heutiger Sicht immer noch sehr kraft- und wirkungsvoll. Gerade weil der Film nicht die aggressiven Rassisten in den Mittelpunkt stellt, sondern eine schweigende Mitte in der Gesellschaft. Menschen, die sich liberal, tolerant und weltoffen nennen, aber dennoch von Vorurteilen geprägt sind.
 Ein Thema, dass gerade in der heutigen Zeit wieder sehr aktuell ist und dem Zuschauer die Botschaft vermittelt, dass er auch mal Position ergreifen sollte, wenn gerade mal blöde Witze über Minderheiten gemacht werden oder wenn jemand aggressiv aber auch sehr versteckt und subtil Ressentiments gegen Rassen oder andere Religionen zum Besten gibt.
Dass der Film, der sehr dialoglastig ist, so gut gelingt, ist das Verdienst eines sehr guten Schauspielensembles. Jede Figur ist gut herausgearbeitet worden.
Der Zuschauer wird auch mit einer jüdischen Sekretärin (June Havoc) konfrontiert, die ihre Stelle nur deshalb bekam, weil sie ihren jüdischen Namen abänderte und so zu einem Vorstellungsgespräch in der Zeitung kam. Sie selbst hat aber auch Vorbehalte gegen Juden, wie im Laufe der Handlung klar zu sehen ist.
 Der Journalist Philip Schuyler Green (Gregory Peck) ist in seinem Metier äusserst erfolgreich und deshalb wird er auch von einem rennomierten New Yorker Magazin engagiert. Der Witwer verlässt Kalifornien und zieht gemeinsam mit seiner Mutter (Anne Revere) und seinem kleinen aufgeweckten Sohn (Dean Stockwell) in ein feines Appartment nach New York, dass ihm der Zeitungsboss John Minify (Albert Dekker) besorgt hat. Er soll für ihn eine Serie über Antisemitismus schreiben. Die Idee stammt von Minifys Nichte Kathy Lacey (Dorothy McGuire), in die sich Green schon beim ersten Treffen verliebt. Doch Green hat Anlaufschwierigkeiten, es fehlt ihm die zündende Idee, wie er die Story gestalten will. Soll er seinem Freund Dave Goldman (John Garfield) schreiben. Der hat als Jude sicherlich jede Menge Stoff für den Judenhass in den USA, hat er dies doch alles selbst schon durchlebt. Er verwirft die Idee und findet den idealen Aufhänger für seinen Auftrag. Er will sich selbst als Jude ausgeben und seine eigenen Erfahrungen in Sachen "Antimsemitismus" machen. Seine Zeitungskollegin Anne Dettrey (Celeste Holm), die die Rubrik "Mode" unter sich hat, ist total begeistert. Aber nicht alle sind glücklich mit der Entscheidung. Nicht einmal Kathy, mit der Green eine Beziehung angefangen hat und die Hochzeit geplant wird, findet die Idee gut. Ist die tolerante Frau etwa latent rassistisch ? Konflikte sind jedenfalls vorprogrammiert....




 Der Film zeigt an scheinbar ganz alltäglichen Szenen die Zurücksetzung jüdischer Menschen. So wird der kleine Sohn von Green von den anderen Jungs beschimpft und darf nicht mit ihnen Ball spielen. Green selbst wird in einem luxuriösen Hotel an der Rezeption plötzlich abgewiesen als er sich als Jude zu erkennen gibt....plötzlich bedauert man den Irrtum, aber kein Zimmer ist plötzlich im Hotel frei. Sehr konfliktreich auch die Streitereien zwischen Green und seiner Kathy, die gegen ihre Feigheit ankämpfen muss. Filmhistorisch ist "Tabu der Gerechten" auch äusserst interessant. Zeigt er doch den Judenhass in den USA - 2 Jahre nachdem die USA durch ihre Soldaten Europa von den judenhassenden Nazis befreit haben. Und dann legt Elia Kazan schonungslos offen, dass auch das eigene Land nicht von Rassismus frei ist, was ich auch wichtig finde. Denn die USA haben ja mit dem alltäglichen Rassismus auch heute noch stark zu kämpfen. Damals 1947 gabs neben dem latenten Antisemitismus auch den ganz offen zur Schau getragenen Rassismus gegen die dunkelhäutige Bevölkerung. Auch die Mexikaner wurden als Menschen zweiter Klasse gesehen. Elia Kazan ist es gelungen dieses Thema sehr fein zu bearbeiten, aber gerade deshalb ist die Wirkung groß. Zeigt er doch ganz normale Menschen, die gar nicht auf Anhieb bemerken, dass ihre Verhaltensweisen den Rassisten Trümpfe in die Hand spielen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Unter Verdacht







































Regie: Robert Siodmak

Die Morde des Philipp Marshall...

Dank Koch Media lassen sich nun endlich die Lücken von Robert Siodmaks Noirs schliessen. Nach "Zeuge gesucht" erschien nun mit "Unter Verdacht" ein weiterer äusserst interessanter Vertreter des Genres. Insgesamt drehte er zwischen 1943 und 1949 zehn Filme der schwarzen Serie, darunter die hervorragenden Meisterwerke "Die Wendeltreppe" und "Rächer der Unterwelt". Der Schauplatz ds Films ist aber nicht die Straße der Großstadt, sondern die Handlung spielt in London zur Zeit Jahrhundertwende und deshalb lassen sich auch Vergleiche zu George Cukors "Das Haus der Lady Alquist" oder "The Lodger" von John Brahm ziehen. Der Film erzählt die Geschichte von Philpp Marshall (Charles Laughton), der als Geschäftsführer in einem alteingesessenen Tabakwarenladen arbeitet. Ein sehr ruhiger Mann mit einer weichen, zarten Schale - was eigentlich zu seiner Erscheinung so gar nicht passen will.  Der dickliche, gutmütige Mann steht unter der Pantoffel seiner zänkischen Frau Cora (Rosalind Ivan), die sogar Sohn John (Dean Harens) aus dem Haus getrieben hat. In der Nachbarschaft pflegt er guten Kontakt zu der netten Mrs. Simmons (Molly Lamont), die allerdings mit einem Alkoholiker (Henry Daniel) verheiratet ist. Philipp nutzt die Gelegenheit von Johns Auszug und zieht vom ehelichen Schlafzimmer ins Zimmer des Sohnes. Philipp schluckt allerdings seinen Frust ständig in sich hinein, die Menschen in seiner Umgebung sehen ihn ihm ausschliesslich den gütigen Mr. Marshall. So geht er auch milde mit dem Lehrjungen Merridew (Raymond Severn) um,  der für saure Drops und den Bären vom Zirkus ein bisschen was von der Portoabrechnung abgezwackt hat. Dort bei der Arbeit lernt er auch die hübsche, junge Mary Grey (Ella Raines) kennen, die sich bei ihm um eine Stellung bewirbt. Leider muss er ihr absagen, aber nach Geschäftsschluß treffen sich die beiden noch einmal. Mary, auf der Parkbank weinend, rührt ihn und er verspricht ihr bei einem Essen sich bei einer anderen Firma für sie einzusetzen. Die beiden werden Freunde und die verwandten Seelen machen es möglich, dass mehr daraus wird. Als Philipp seiner Frau die Scheidung vorschlägt, lehnt diese entrüstet ab. Mehr noch: Cora spioniert ihm nach und findet heraus, dass der Ehemann ein Verhältnis hat...


Aus dieser Konstellation entwickelt Robert Siodmak eine Kriminalgeschichte, denn der ermittelnde Inspektor, gespielt von Stanley Rogers, ist ein hartnäckiger Beamter, der sich nicht mit der Unfallvariante zufrieden gibt. Der Film hat eine sehr gelungene Gothic-Atmosphäre und bietet mit Charles Laughton und Ella Raines sehr gute Schauspieler. Dabei gelingt es vor allem Laughton eine sehr ambivaltente Figur sichtbar zu machen. Der sanftmütige Mann hat eine sehr dunkle Seite, die dem Zuschauer nicht gezeigt wird. Er kann sie lediglich erahnen. So wird der erste Mord gar nicht gezeigt und der zweite nur sehr knapp geschildert. Er bemerkt aber in einem Dialog mit seiner Frau, dass sein Innenleben erschreckende Gedanken und Gefühle unterdrückt. So gesehen ist der Film auch wieder typisch für das Faible Siodmaks an der krankhaften Psyche seiner Figur. "Unter Verdacht" ist ein etwas unterschlagener, sehr gelungener Klassiker, der einen höheren Stellenwert auf jeden Fall mehr als verdient hätte.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Kleines Herz in Not - The Fallen Idol







































Regie: Carol Reed

Der Butler und der Junge...

"Kleines Herz in Not" ist ein 1948 gedrehter Krimi mit Film Noir Anteilen von Carol Reed. Der englische Meisterregisseur drehte diesen Film zwischen seinen beiden großen Meisterwerken "Ausgestoßen" und "Der dritte Mann". Man sollte sich auch nicht von dem etwas komischen deutschen Titel irritieren lassen, denn auch in "The Fallen Idol" (so der Originaltitel) zeigt sich Carol Reed als extremer Meister der Bildsprache, der vom Expressionismus der zwanziger Jahre so deutlich beeinflusst wurde wie sein amerikanischer Kollege Orson Welles.
Schauplatz ist die französische Botschaft in London. Der französische Botschafter (Gerard Heinz) ist ein vielbeschäftigter Mann. Vor allem muse er oft verreisen. So ist der kleine Philippe (Bobby Henrey) oft allein, denn auch die Mutter war lange Zeit schwer krank und musste sich in einem Krankenhaus im Ausland erholen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Junge vor allem immer mehr einen freundschaftlichen Bezug zum Butler der Botschaft aufgebaut hat. Tatsächlich kümmert sich Mr. Baines (Ralph Richardson) auch rührend um den kleinen Jungen, der gerne mit seiner Schlange Maggie spielt, die der Kleine in einem Mauerspalt seines Balkons versteckt hat. Denn Mrs. Baines (Sonia Dresdel), die verbohrte böse Gattin des Butlers, duldet keine Tiere in ihrem Reich. Zwischen Erziehung und Schikane muss der Junge vieles erdulden. Er bemerkt auch, dass Mr. und Mrs. Baines oft streiten. Tatsächlich ist es mit der Ehe schlecht bestellt.
Als er durchs Fenster sieht, wie Baines zu einem Spaziergang in Richtung Park aufbricht, entwischt er über die Feuerleiter und folgt ihm. Doch in dem Pub, den Baines gewöhnlich ansteuert, ist er nicht anzutreffen und auch sonst findet er seinen erwachsenen Freund nirgends. Erst nach langem Suchen wird er auf dem Rückweg fündig, denn am Tisch eines kleinen Cafés sitzt Baines mit der jungen Julie (Michèle Morgan), einer aus Frankreich stammenden Angestellten der Botschaft. Die beiden sind nicht gerade erfreut, als der Junge auftaucht und Baines gibt die Frau als seine Nichte aus. Als die Frau von Baines überraschend verreisen muss, taucht Julie auch in der Botschaft auf. Baines nutzte die Gelegenheit und möchte dass seine Geliebte bei ihm übernachtet. So sind an diesem Wochenende nur das Liebespaar und der kleine Junge in der Botschaft. Doch leider sind sie nicht lange zu Dritt...


 und diese Konstellation führt zu einem Unglück, dass im Laufe der Handlung und vor allem durch die Ermittlungen von Scotland Yard in einem Mordfall ausarten könnte. Schuld daran hat dabei der Kleine Junge, der mit seinem Aussagen zwar seinen Freund schützen will, ihn aber ohne zu wollen zu einem verdächtigten Mörder werden lässt. Dabei spielt Ralph Richardson den Butler hervorragend, weil es ihm gelingt die Figur großartig mit Leben zu füllen. Seine Figur ist einerseits herzensgut nd andererseits aber auch sehr willensschwach, labil bis feige. Der Film bleibt bis zum Schluß interessant und spannend - am Ende gibts dann noch einen Schluß mit einer guten Portion schwarzem Humor und man ist froh, dass Scotland Yard zu diesem zeitpunkt schon die Nase voll hat von dem kleinen Jungen und seinen Aussagen. Ein tolles Ende zum Schmunzeln und ein super Klassiker von Carol Reed.



 Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Der Mann von Laramie







































Regie: Anthony Mann

Auf der Suche nach dem Mörder...

Leider wurde "Der Mann aus Laramie" aus dem Jahr 1955 zur letzten gemeinsamen Arbeit von Regisseur Anthony Mann und seinem Hauptdarsteller James Stewart. Erstmalig nutzte Mann dabei das Cinemascope Verfahren. Damit sahen die herrlichen Landschaftsaufnahmen in Technicolor, die man schon in "Meuterei am Schlangenfluß", "Nackte Gewalt" und in "Über den Todespass" bewundert konnte noch großartiger aus. Leider kam es bei dem nächsten geplanten Projekt "Die Uhr ist abgelaufen" zum Bruch zwischen Mann und Stewart. Filmhistorisch kann man aber auf fünf der besten Western der Filmgeschichte blicken, der mit dem noch in düsteren schwarz weiß Bildern gedrehte "Winchester 73" begonnen hatte.
Auch hier spielt James Stewart einen Mann, der von Rache getrieben wird. Er hat aber diesmal keine düstere Vergangenheit vorzuweisen oder schon einen gesellschaftlichen Bruch machen müssen...Will Lockhart (James Stewart) wird deshalb zum Rächer, weil er den Mörder seines Bruders sucht. Zwar wurde der von den Indianern massakriert, aber Lockhart sucht den skrupellosen Waffenhändler, der dem Indianerstamm Repetiergewehre verkauft hat. Durch diese frevelhaften Geschäftemacher verlor er sein Leben. Als Captain der US-Armee aus Laramie ließ er sich auf unbestimmte Zeit beurlauben und führt eine Warenkolonne nach New Mexiko. Dort in der Nähe des Städtchens Coronado muss das Verbrechen geschehen sein. In der ersten Szene erreicht er mit seinen Männern, darunter der alte Halbindianer Charley O´Leary (Wallace Ford),  dieses Schlachtfeld und die Kamera schenkt über einen beeindruckenden Horizont. "Wir haben zwar kaum 10 Worte während der Reise miteinander geredet, aber ich vertraue ihnen" sagt dieser alte Trapper zu dem Mann aus Laramie, von dem er vermutet, dass er in einer geheimen Mission unterwegs sein könnte. Im Ort selbst lernt er die hübsche Ladenbesitzerin Barbara Waggoman (Kathy O´Donnell) kennen, die Nichte des alten Ranchers Alec Waggoman (Donald Crisp), dem das ganze Land und vermutlich auch die Stadt gehört. Dieser hat einen völlig missratenen Sohn Dave (Alec Nicol), der Lockharts Maulesel tötet und die Wagen in Brand steckt, als dieser ausserhalb der Stadt Salz aufladen will. Alecs Vorarbeiter Vic Hansboro (Arthur Kennedy) kommt in letzter Sekunde dazu und kann Dave bändigen. Er empfielt dem Fremden aber so schnell wie möglich wieder die Stadt zu verlassen. Der alte Alec Waggoman begleicht Lockharts Schaden und gibt ebenfalls zu verstehen, dass Fremde hier in Coronado nicht willkommen sind. Der indianische Angestellte (John War Eagle) von Barbara, die mit Vic liiert ist, aber auch mit Will ein bisschen flirtet, benimmt sich auch reichlich verdächtig und ein anderer Mann (Jack Elam) beobachtet Will, der immer mehr in die Nähe der Waffenhändler rückt. Mit Kate Canaday (Aline MacMahon), der resoluten Nachbarin von Waggoman, findet er immerhin eine Verbündete...



Einmal mehr begeistert Anthony Mann mit dieser beleibten Geschichte eines Mannes, der von irgendwoher kommt und am Ende auch wieder irgendwohin geht, einer der verzweifelt seinen inneren Frieden versucht mit dem Rachegedanken zu stillen. Diesen Typus hat James Stewart immer genial gespielt. Er ist als Will Lockhart ein ruhiger und besonnener Westernheld, der keinen Streit sucht und sich friedlich umsieht. Aber wenn er bedroht ist, wird er zum gefährlichsten Mann des Wilden Westens. Unvergessen die Szene, in der James Stewart von zwei Cowboys festgehalten wird, während ihm Alex Nicol als Dave die Hand durchschießt. Das Geheimnis des Erfolgs liegt auch in der guten Besetzung von Stewarts Widersachern. Da wäre einmal ein übergroßer Patriarch, gespielt von Donald Crisp (So grün war mein Tal), der langsam sein Augenlicht verliert und an seinem ichschwachen Sohn verzweifelt. Immer wieder wird er von dem gleichen bösen Traum geplagt, das ein Mann in die Stadt kommt, der seinen Dave dann erschießt. In Lockhart meint er diesen Mann aus seinem Traum zu erkennen. Auch Arthur Kennedy als Vic ist wie bereits schon in "Meuterei auf dem Schlangenfluß" ein für Stewart ebenbürtiger Kontrahent. Ein toller Filmschurke, der nicht ins Schema "Nur böse" passt und auch gefühlsorientierte Motive für sein Handeln abliefert, warum er ins Verbrechen ableitet. Kathy O´Donnell ist wie in ihren anderen Filmrollen bezaubernd und vielleicht ist sie am Ende ja auch frei für Will, der vielleicht wiederkommt.



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

12 Years a Slave







































Regie: Steve McQueen

Ich bin Eigentum meines Herrn...

Saratoga Springs, New York im Jahr 1841: Dort lebt der dunkelhäutige Geigenspieler Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor) als freier Mann. Er ist Vater vpm zwei Kindern und lebt mit seiner Frau ein zufriedenes und glückliches Leben.  Von zwei Männern (Scott McNairy und Taran Killiam) wird er aufgrund seines Talents für einen Zwei Wochen Job als Musiker in einem Zirkus engagiert. Da die Gage lukrativ ist, willigt Solomon ein mit den Männern nach Washington zu reisen. Als die zwei Wochen zu Ende sind, freut er sich auf die Rückkehr zu seiner Familie. Doch er wacht nach dem Abendessen mit den beiden Männern in Ketten auf. Er wurde als Sklave verkauft. Northup wird nach New Orleans verschifft und wird umbenannt in "Platt", der aus Georgia stammen soll und entlaufener Sklave ist. Vom Plantagenbesitzer William Ford (Benedict Cumberbatch) wird er gekauft und er schafft es sich bei seinem neuen Herrn beliebt zu machen, da er aufgrund seiner Bildung eine Wassenstraße für den Transport vorschlägt. Er zieht sich aber dadurch den Ärger von Aufseher John Tibeats (Paul Dano) zu. Als die Spannung eskaliert, muss Ford seinen Sklaven an den grausamen Pflanzer Edwin Epps (Michael Fassbender) verkaufen. Dort sind Peitschenschläge an der Tagesordnung. Epps ist ein Verfechter des Eigentums und sieht die Sklavenhaltung als gutes Recht und zudem auch noch biblisch gewollt. Die junge Sklavin Patsey (Lupita Nyong´o) ist zumindest als Baumwollpflückerin die allerbeste, sie schafft täglich 500 Pfund. Zum Lohn bekommt sie zuerst zwar keine Schläge, aber dafür wird sie als Objekt der Begierde von ihrem Herrm immer wieder vergewaltigt. Die Eifersucht von Edwins Ehefrau Mary (Sarah Paulson) bekommt sie ebenfalls zu spüren. Solomon ist darauf bedacht nicht als gebildeter Schwarzer aufzufallen. Aber er gibt den Traum nie auf, dass seine Skavenschaft ein Ende hat...
Steve McQueen hat bisher 3 sehr unterschiedliche Filme gemacht. Sein Erstling "Hunger" thematisierte den von IRA Mitglied Bobby Sands ausgerufenen Hungerstreik im nordirischen Mazhe-Gefängnis des Jahres 1981. Als Hauptdarsteller trat Michael Fassbender in Erscheinung, der auch in McQueens Nachfolgefilm "Shame" die Hauptrolle als sexsüchtigen Mann spielte, der in einem sexuellen Gefängnis sitzt. So gesehen gibts da eine psychologische Verbindung der beiden Filme, die er auch mit seinem dritten Film "12 Years a Slave" nicht beendet. Auch hier heißt das Thema "Gefangenschaft", ist aber völlig anders inszeniert. Während "Hunger" aussichtslos und "Shame" eher spröde wirkt, ist sein mit 3 Oscars ausgezeichnetes Südstaatenepos extrem emotional und mitreissend inszeniert. Das britisch-amerikanische Historiendrama basiert auf dem gleichnamigen autobiographischen Werk von Solomon Northup, der seine Geschichte 1853 niederschrieb. Das toll fotografierte Melodram (Sean Bobbitt) erhielt den Hauptoscar als "Bester Film des Jahres. Ausserdem wurde Nebendarstellerin Lupita Nyong´o und Drehbuchautor John Ridley ausgezeichnet. Proiduziert wurde der Film u.a. auch von Brad Pitt, der eine Nebenrolle übernahm. Für die Musik war Hans Zimmer verantwortlich. Der Film schildert in fesselnder Weis ein dunkles Kapitel amerikanischer Geschichte. Steve McQueen schildert aus der Perspektive des Sklaven selbst und dies ist geschah doch eher selten, wenn man mal von der Fernsehserie "Roots" absieht oder von der Verfilmung "Onkel Toms Hütte", die allerdings aus Deutschland stammt.


McQueens Film lebt vor allem von den guten Darstellerleistungen und schafft es unter die Haut zu gehen. Der Verlust der Würde wird sehr drastisch geschildert und einige Szenen werden im Gedächtnis bleiben. So etwa als Solomon bei seiner spontanen Flucht zufällig zu einer Hinrichtung kommt oder die VrschnaufpausSzene, in der die Sklavin auf der Wiese sitzt und Puppen aus Zuckerrohrresten macht. Dann gleich wieder Bilder aus einer alltäglichen Hölle, ein am Strick baumelnder Skave, der ums Leben kämpft, aber keiner ihm hilft. Das Leben neben ihm geht seinen normalen Gang, keiner kann ihm helfen - sie alle haben Angst vor den Strafen ihrer Herren.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.