Freitag, 6. September 2019

Jenny - Rendezvous mit einer Toten







































Regie: William Dieterle

Begegnung mit einer Toten...

Der deutsche Regisseur William Dieterle hatte ab den 30er Jahren riesigen Erfolg in Hollywood. Er drehte Filme wie "Louis Pasteur" oder "Das Leben des Emile Zola" für den er auch als bester Regisseur des Jahres 1938 nominiert wurde. Insgesamt wurde das Biopic in 9 Kategorien nominiert, es gab immerhin zwei Siege: Als bester Film des Jahres und für den Nebendarsteller Joseph Schildkraut. Sein vielleicht berühmtester Film ist "Der Glöckner von Notre Dame", der bis heute als beste Verfilmung des Historienromans von Victor Hugo gilt. In "Liebesbriefe" präsentierte er Joseph Cotten und Jennifer Jones als Liebespaar. Jennifer Jones bekam dafür eine Oscarnominierung und da die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerin stimmte, verpflichtete man beide Schauspieler für einen weiteren Film. "Jenny" entstand 1948 und heißt im Original "Portrait of Jenny".
"Jenny" basiert auf dem Roman von Robert Nathan, wurde aber lange nicht so positiv vom Publikum aufgenommen wie der Vorgänger. Erst viele Jahre später erhielt Dieterles romantische Geistergeschichte eine gewisse Rehabilitation. Seine Optik wurde aber schon bei seinem Erscheinen sehr gelobt - er erhielt 1949 den Oscar für die besten visuellen Effekte und die Kameraarbeit von Joseph H. August und Lee Garmes kann man nur als sehr erlesen und exquisit bezeichnen.
Vielleicht ist die Story auf den ersten Blick zu wenig spektakulär, denn das Geisterhafte schwingt lediglich sehr subtil mit. Aber immerhin gabs von dem großen Luis Bunuel den Ritterschlag, denn er meinte "der Film hat mir ein großes Fenster geöffnet".
Im Jahr 1934 lernt der verarmte Maler Eben Adams (Joseph Cotten) einen hübschen Teenager namens Jennie Appleton (Jennifer Jones) im Central Park kennen. Das Mädchen trägt dabei etwas altbackene Kleidung, die schon Jahre aus der Mode ist. Er spricht mit ihr und so schnell wie sie auftauchte, verschwindet sie auch wieder. Gegen Essen und Bezahlung malt er für die irische Bar von Mr. Moore (Albert Sharpe) ein patriotisches Bild und weitere Bilder versucht er bei den Kunsthändlern Miss Spinney (Ethel Barrymore) und Mr. Matthews (Cecil Kallaway) zu verkaufen. Doch erst die Begegnung mit dem jungen Mädchen setzt ihn ihm große Inspiration frei. Er malt eine Skizze von ihr aus dem Gedächtnis, hier sieht Miss Spinney großes Potential. Eben trifft in der Folgezeit in regelmässigen Abständen auf die junge Jennie, die sich jedes Mal verändert - sie wird viel schneller erwachsen als es möglich ist. Bald verliebt er sich in die Frau, die immer wieder bei ihm erscheint. Zuletzt erfährt der Maler durch die Ordensschwester Maria (Lilian Gish), dass seine Geliebte vor vielen Jahren in einem fürchterlichen Sturm bei Graves Light mit ihrem Boot gekentert ist. Er hat also regelmässig Besuch von einer Toten..




Es sind die kleinen Dinge, die dem Film eine aussergewöhnliche Aura verleihen. So fürchtet sich Jenny, die sich von Eben portraitieren lässt, vor dessen früheren Bildern. Vor allem das eine Bild, dass einen Sturm bei Graves Light zeigt. Unsichtbare Bande sind da am Werk, die den Maler und sein Bild da zusammenhalten. Denn das Bild wird lebendig und Dieterle zeigt in seinem ungewöhnlichen Fantasy Film wie stark die künstlerische Inspiration ist und wie sehr Hier und Jetzt mit dem Jenseits verwoben ist. All dies geschieht eher beiläufig, weil es in das stärkste Gefühl eingebettet ist - der Liebe - und die überdeckt den gesamten Vernuftsbereich. Damals kostete der Film 4 Millionen Dollar, der Macher und Produzent David O. Selznick scheute keine Kosten seine zukünftige Frau Jennifer Jones in ein besonders attraktives Licht zu setzen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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