Samstag, 31. Dezember 2022

Inception

Regie: Christopher Nolan

Traumdiebe...

Traum ist die psychische Aktivität während des Schlafes und wird als besondere Form des Erlebens im Schlaf charakterisiert. Häufig ist dieser Traum von lebhaften Bildern begleitet und mit intensiven Gefühlen verbunden, der Träumer kann sich nach dem Erwachen meist nur teilweise erinnern. Diese Träume sind wohl bizarre oder halluzinatorische mentale Aktivitäten, die in einer Serie von Bildern auftritt.
Um diese Träume, um verschiedene Traumebenen und um die Macht im Traum zu manipulieren, geht es in Christopher Nolans "Inception" (dtsch: Beginn, Anfang, Anbeginn), der von vielen Kritikern und Filmfans zum besten Film des Jahres gekürt wurde.
Der amerikanisch-britische Regisseur drehte bereits mit "Memento", "Insomnia", "Prestige", "Batman Begins" oder "The Dark Knight" einige Welterfolge.
In der Tradition eines Heist-Movies (z.B. Italian Job, Oceans Eleven, Ronin, Topkapi) befasst sich der Film mit der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines spektakulären Raubes. Wobei es aber nicht um Geld oder Juwelen geht, sondern um Träume.
Der Wirtschaftsspion Cobb (Leonardo di Caprio) ist in der Lage, geheime Informationen aus dem Unterbewusstsein von Schlafenden in der Traumphase zu entdecken und herauszuziehen. Dazu vernetzt er sich mit Hilfe von genialen Mitarbeitern wie Arthur (Joseph Gordon Levitt) oder Traumarchitekt Nash (Lucas Haas) mit dem Träumenden in einen gemeinsamen Traum, in dem normalerweise nur der Extraktor (so nennt sich Cobbs Berufsbezeichnung...grins) weiß, dass geträumt wird.
Cobb weiss, dass er sich in einem Traum befindet und kann bewusst auf den Traum Einfluss nehmen. Doch beim Versuch den Japaner Saito (Ken Watanabe) traumtechnisch zu manipulieren, erscheint Cobbs tote Frau Mal (Marion Cottilard) als unliebsame Projection auf. Der Coup misslingt, doch Saito macht Cobb einen lukrativen Vorschlag. Wenn Cobb den Milliarenerben Robert Fischer jr. (Cillian Murphy) im Traum so beeinflussen kann, dass dieser seine Geschäftsanteile an mehrere Interessenten aufteilt, dann sichert Saito Cobb zu, dafür zu sorgen, dass er wieder in die USA einreisen kann, zu seinen beiden Kindern. Dies war unmöglich, da Cobb per Haftbefehl gesucht wird.
Mit neuen Mitarbeitern wie Ariadne (Ellen Page), Eames (Tom Hardy) und Yusuf (Dileep Rao) werden in Paris rekrutiert.
Dabei ist erforderlich nicht nur eine Traumebene zu begehen, sondern gar drei oder vier Ebenen. Dies bedeutet vor allem, dass es auch für das Team schwierig wird, Traum und Realität zu unterscheiden.
 



Deshalb hat jeder auch einen eigenen "Totem" - ein kleines, sehr persönliches Objekte mit charakteristischen Eigenschaften, die nur ihr Besitzer genau kennen sollte. Das hat den Sinn, dass der Benutzer des Totems erkennen kann, dass er sich nicht in der Realität und auch nicht in einem eigenen Traum befindet. Cobbs Totem ist ein kleiner Kreisel, der sich im Traumzustand permanent weiterdreht.Der Coup kann beginnen...ach ja...die Uhren laufen in jeder Ebene anders, was in Ebene eins vielleicht nur einige Sekunden dauert, kann in der 4. Ebene mehrere Monate sein...
Noch Fragen ? Tatsächlich ist "Inception" ziemlich kompliziert mit seinen ganzen Facetten, aber der Film ist visuell so herausragend, dass es gar nicht unbedingt stört, wenn man nichts begreift. Man staunt aber.
Der Film über geträumte Träume oder den Traum in einem Traum eines Traumes zelebriert die Faszination an der unerschöpflichen Fähigkeit des menschlichen Gehirns komplexe Traumwelten zu erschaffen, bis ins Detail auszuarbeiten. Dies alles präsentiert sich dem Schlafenden als fühlbare Wirklichkeit
Im Film selbst lässt sich das dafür notwendige Equipment problemlos in einem Koffer transportieren. Dies ist das Arbeitshandwerk des Auftragsdiebs Cobb und seinen Kumpanen.
Der Film ist natürlich in seinen besten Momenten sehr aufregend, wirkungsmächtig, ungewöhnlich und einfallsreich.,
Ebenso auffallend ist der Detailreichtum und die handwerkliche Präzision. Lediglich die sehr lange Sequenz, in der vier Traumebenen in schnellen Schnitten als eine Einheit dargestellt werden soll, ist etwas mühsam mit den ( m.E. zu-)vielen Actioneinlagen und Effekten, die genüsslich von den Machern in die Länge gezogen werden.
Ansonsten ist der Film mal interessantes Mainstreamkino, dass in seiner komplexen Machart schwelgt.
Natürlich hat auch Nolan den Zuschauer erfolgreich manipuliert, denn trotz tiefer Traumebenen ist der Film nie wirklich tief, noch reflektiert oder analysiert er das Mysterium "Traum". Bei soviel effektivem Budenzauber konnt sogar der Verdacht auf, dass "Inception" eine Art "Prestige 2 mit einem Schuss Memento - irgendwo bei Gotham City" ist...erinnert hat mich der Film auch an "Matrix" und "Minority Report".





Bewertung: 7 von 10 Punkten

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Regie: James Cameron 

Die Sehnsucht nach diesem einzigartigen Moment des Einklangs zwischen Mensch und Natur....

Wir schreiben das Jahr 2154: Die Rohstoffvorkommen auf der Erde sind erschöpft. Deshalb macht der Mensch den Weltraum unsicher und setzt alles daran neu erkundete Planeten als Alternativen zu finden und diese auszuplündern. Der Konzern Resources Developemnt Administration ist gemeinsam mit dem Militär im Sternsystem Alpha Centauri auf Pandora stationiert, einem der Monde des Planeten Polyphemus. Dort gibt es riesige Vorkommen des begehrten Rohstoffes Unobtanium. Leider aber ist der kleine Trabant für den Menschen hochgefährlich: Es herrscht eine nicht atembare Atmosphäre vor, es gibt eine üppige Pflanzen- und Tierwelt mit vielen gefährlichen Tieren und mit den Na`vi eine humanoide Species. Diese Ureinwohner sind aber alles andere als erfreut oder kooperativ über den geplanten Rohstoffabbau, denn besonders viel Unobtanium liegt beispielsweise im Dorf des Na`vi Stammes der Omaticaya, die in einem über 200 Meter hohen Baum leben. Dieser Baum des Lebens ist mit allen anderen Bäumen neuronalgisch vernetzt, der Stamm völlig eingebettet und im höchsten Einklang mit der Natur.
Der Stamm müsste umsiedeln, damit das Konsortium dort tätig werden könnte.
Seit jedoch ein erster "Missionierungs- und Bestechungsversuch" in Form von Schulen oder Krankenhäuser bauen fehlschlug, ist der Kontakt zwischen Menschen und Na`vi von Misstrauen geprägt und es werden Stimmen laut, die den Konflikt um den begehrten Rohstoff notfalls gewaltsam regeln wollen.
Der frühere US-Marine Jake Sully (Sam Worthington) ist nach einem Kampfeinsatz von der Hüfte abwärts gelähmt. Er gehört zum Team von Dr. Gace Augustine (Sigourney Weaver), Chefin des s.g. Avatar Programmes: Es werden künstliche Wesen, die Avatare, geschaffen, die aus menschlicher und Na'vi-DNS bestehen und den Ureinwohnern sehr ähnlich sehen. Diese Avatare leben nur mittels Gedankenverbindung durch einem bestimmten Menschen, der sich im wissenschaftlichen Labor in einer Art Tranceschlaf befindet und dessen Gedanken die Aktionen des Avatars steuern. Mit diesen künstlichen Geschöpfen soll der Einfluss der Menschen auf die Eingeborenen erhöht werden. Jake ist zuerst der Handlanger und Informationenbeschaffer für den skrupellosen Leiter des militärischen Sicherheitsdienstes Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang). Beim ersten Erkundungsausflug als Avatar wird die Crew von gefrässigen Raubtieren angegriffen, Jakes Avatar muss fliehen und wird dadurch von der Gruppe getrennt. Allein auf sich gestellt hat er kaum Chancen die Nacht im Dschungel zu überleben. Beobachtet wird er auch schon im Dickicht von der Na`vi Kriegerin Neytiri te Tskaha Mo'at'ite (Zoe Saldana)....







James Camerons "Avatar" vermischt real gedrehte und computeranimierte Szenen. Viele Szenen des Films wurden mit neu entwickelten digitalen 3D-Kameras gedreht.
Nicht zuletzt durch eine gewaltige Werbung gelang es dem Film zum bis dato kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten zu avancieren. Er liess die bisherigen Spitzenreiter "Titanic" oder "Rückkehr des Königs" mit 2,7 Milliarden Einnahmen hinter sich.
Dabei erweist sich das effektive 3-D Spektakel nicht nur als modernes Kinohappening der Superlative, sondern legt nach der "Herr der Ringe Trilogie" in Sachen Reanimation des guten, alten Monumentalfilms erfolgreich nach. Während in den 50ern dieses Genre vor allem durch die Verquickung mit der Religion und dem christlichen Glauben opulent die Bibelthemen aufgriff und propagierte, erlebten diesen überlangen Megaschinken in den 60ern langsam ihren Niedergang und waren eigentlich bis zur Jahrtausendwende verschwunden. Ein "Gladiator" verpasste dann dem Genre einen hochmodernen Touch und es dauerte nicht lange, bis "Herr der Ringe" auch wieder wie damals religiöse bzw. esoterische Inhalte und moralische Botschaften aufgriff.
Damit funktioniert dieses Genre nämlich am besten. Drei Stunden Abschalten und von Glaube, Liebe, Hoffnung leben.
So auch in "Avatar" - die Ureinwohner sind die besseren Menschen, der Mensch von heute wird - was sehr selten ist - als der grosse Aggressor und Kriegstreiber präsentiert. Die Ökobotschaft ist offensichtlich und auch esoterisches Schamanentum wird für ein breites Massenpublikum als Alternativbeitrag für ein schöneres Leben, für weniger globale Erwärmung und besseren Einklang mit der Natur präsentiert. Darauf eine Tüte Popcorn...grins.
"Avatar" ist Kino in Reinform, bietet viel Schauwerte, ist nie langweilig, schreckt auch vor kitschigen Sequenzen nicht zurück und ist 160 Minuten monumental unterhaltsam.

 





Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

West Side Story (2021)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Steven Spielberg

Die Geschichte von den Jets und den Sharks...

1961 war das romantische Muscialdrama "West Side Story" der erfolgreichste film des Jahres. Er spielte ca. 45 Millionen Dollar ein und bekam 10 Oscars zugesprochen. Heute gehört der Film von Robert Wise und Jerome Robbins zu den unsterblichen Klassikern des US-Kinos und hat einen festen Stammplatz in der All Time Liste des American Film Institutes. Der Film ist perfekt inszeniert und daher fragte man sich warum nach 50 Jahren ein Remake dieses Klassikers gedreht wird. Steven Spielberg hat dieses Risiko einer Neuverfilmung gewagt, obwohl er wusste, dass er die Qualiät des Originals nie toppen kann. Aber ich denke sein Ziel war es mit der neuen Verfilmung eine interessante weitere Variante zu schaffen, die neben dem Original bestehen kann und vielleicht durch die neuen Aspekte auch bei den Skeptikern dieses Reboots auch ein bisschen Begeisterung auslösen zu können. Und ja...dies ist Spielberg durchaus gelungen. Der neue Film wurde von Tony Kushner geschrieben und Spielberg wollte den Stoff für das heutige Publikum etwas modernisieren. Die Geschichte selbst - eine Romeo und Julia Romanze, die im New York der 50er Jahre spielt - wurde nicht verändert. Es wurden lediglich Veränderungen in den Nebenschauplätzen vorgenommen. So hat Spielberg für Rita Moreno, die im Originalfilm die Bernardos Freundin Anita spielte und dafür den Oscar bekam, eigens eine Nebenrolle geschaffen: Sie spielt die alte Valentina, die irgendwie Bindeglied zwischen den verfeindeten Jets (gebürtige Amerikaner aus dem Viertel) und Sharks (Einwanderer aus Puerto Rico) ist. Denn Valentina stammt aus Puerto Rico, hat einen Amerikaner geheiratet und kennt alle Jungs, die sich nun als verfeindete Banden gegenüber stehen, von klein auf. Sie ist es auch, die Anton (Ansel Elgort), den alle Tony nennen und der bis vor kurzem, gemeinsam mit seinem besten Freund Riff (Mike Faist) Anführer der Jets war, Arbeit in ihrem Laden gegeben hat. Doch bei einem Gewaltakt hat er einen der Sharks krankenhausreif geschlagen und musste daher für einige Zeit ins Gefängnis. Nun ist er auf Bewährung frei und tatsächlich hat der Knastaufenthalt den Jungen irgendwie zum Umdenken gebracht. Er distanziert sich von seiner Bande, was Riff sehr enttäuscht. Denn der will unbedingt den ultimativen Entscheidungskampf mit den Sharks, bei denen Bernardo (David Alvarez) das Sagen hat. Immer wieder kommt es zu Straßenkämpfen um die Kontrolle des San Juan Hill in der Upper West Side von Manhattan. Maria (Rachel Zegler), die Schwester von Shark-Anführer Bernardo, ist mit seinem Freund Chino (Josh Andres Rivera) verlobt, sehnt sich aber nach Unabhängigkeit und eigenen Entscheidungen. Bei einem Tanzabend lernen sich Tony und Maria kennen und verlieben sich ineinander. Das verärgert Bernardo, der Riffs Bedingungen für eine Schlägerei zustimmt, wenn Tony daran teilnimmt. Tony bekundet seine Liebe zu Maria, und das Paar trifft sich auf Marias Feuerleiter und verspricht, sich am nächsten Tag wiederzusehen....










Die Songs sind genauso gut wie im Original, da waren Könner am Werk. Auch die Choreographie ist Weltklasse und die Rolle der Anita wird von der großartigen Ariana de Bose gespielt, die es ihrer Vorgängerin Rita Moreno nachmachte und ebenfalls den Oscar sowie den Golden Globe gewinnen konnte. Auch wenn ich Richard Beymer damals gar nicht schlecht fand, begeistert mich Ansel Elgort in der Rolle als Tony viel mehr. Rachel Zegler und Mike Faist sind neue Gesichter im Kino, die überzeugen konnten. Spielbergs Neufassung wurde für 7 Oscars nominiert, darunter auch für den besten Film. Leider floppte das Musical mit einem Einspielergbnis von 75 Millionen Dollar. Dieser Umsatz konnte die hohen Produktionskosten nicht decken.










Bewertung: 9 von 10 Punkten