Sonntag, 21. Oktober 2018

Schloß im Schatten







































Regie: Fritz Lang

Moonfleet....

Fritz Langs opulenter Farbfilm "Schloß im Schatten" war kommerziell eine Katastrophe, denn er hatte für seine Zeit ein üppiges Budget mit fast 2 Millionen Dollar. Diese Summe spielte er leider nicht ein. Am Ende waren trotz eines Kassenerfolgs in Frankreich (fast eine Million Kinozuschauer) nur 1,55 Millionen Dollar eingespielt.
Dennoch genießt der Film vor allem in Frankreich weiterhin eine große Wertschätzung. Die rennomierte französsiche Filmzeitschrift "Cahiers du Cinema" hat "Schloß im Schatten" auf Platz 32 der 100 besten und wichtigsten Filme gewählt. Nur mit "M" liegt Fritz Lang noch besser.
"Schloß im Schatten" basiert auf dem Roman "Moonfleet" (so lautet auch der Originaltitel des Films) von J. Meade Falkner und spielt im 18. Jahrhundert in England. Der Autor schrieb das Buch um 1890 und Drehbuchautor Jan Lustig veränderte sehr viel von der Vorlage.
Zwei sehr markante Szenen sind allerdings geblieben: Die Tortur des kleinen Helden in der Kirchenkryta mit den Überresten von Redbeard und sein Abstieg in den Brunnen, um den wertvollen Diamanten zu finden. Ansonsten hat das Drehbuch die Handlung erheblich verändert. Zum Beispiel taucht im Film der Gentleman-Verbrecher Jeremy Fox auf, der zum unfreiwilligen Mentor des kleinen Jungen wird.
Für Lang ist der Film auf den ersten Blick recht untypisch, denn es ist ein starker Bilderfilm, dessen Fotografie aussergewöhnlich gut ist (Robert H. Planck ist der Kameramann, der insgesamt 4 Oscar-Nominierungen erhielt, darunter für "Die drei Musketiere" und "Lili") und die Aussattung und das Szenenbild hervorragend aussehen. Das gotische Melodram ist mit der Musik des versierten Miklos Rozsa unterlegt. All dies legt eine zauberhafte magische Atmopshäre frei, die auch ein bisschen an David Leans "Geheimnisvolle Erbschaft" erinnert und damit auch einen gewissen Charles Dickens Touch in sich trägt.
Das Herzstück des Films ist die Beziehung zwischen dem Schurken und dem kleinen tapferen Jungen. Dieser will von seinem Mentor was lernen, am Ende lernt der Verbrecher von dem Jungen eine Verantwortung, die er immer abgelehnt hat.
Die Geschichte spielt im Jahr 1957 in einem kleinen Dorf namens Moonfleet in der Nähe des Meeres im Süden von England.
In diesem Teil des Landes, an der Küse herrscht Hochkonjunktur für Schmuggler. Einer der schlimmsten Verbrecher ist der gutaussehende, smarte Gentleman Jeremy Fox (Stewart Granger). Er führt als Chef eine Schmugglerbande an. In der guten Gesellschaft weiß keiner von dessen Doppelleben. Man hält Fox aber für einen eleganten Abenteurer und Frauenhelden. Er liebt die Gesellschaft der schönen Frauen, hat eine Beziehung mit der raffinierten Mrs. Minton (Viveca Lindfors), flirtet aber auch mit einer tanzenden Schönheit (Liliane Montevecci) und macht der verheirateten Lady Clarista Ashwood (Joan Greenwood) Avancen - sogar in der Gegenwart ihres Mannes (George Sanders), der Fox gerne zum Geschäftspartner hätte.
Eines Tages taucht aber der zehnjährige Waisenjunge John Mohune (John Whiteley) auf. denn seine Mutter ist verstorben. Diese Frau war früher mit Fox verlobt und hat nun in einem Brief ihren ehemaligen Liebhaber zum Vormund des Jungen bestimmt. Mit einem Trick versucht Fox den Jungen sehr schnell loszuwerden, doch der lässt nicht locker und taucht immer wieder auf. Denn der Junge meint einen väterlichen Freund in Fox gefunden zu haben. Eine Dorflegende erzählt von dem berüchtigten Oberst John Mohune, der in der Familiengruft der Kirche gegraben liegt und einen Diamanten von König Charles I. gestohlen und irgendwo versteckt haben. Dies ist lange her und die Menschen wollen oft schon seinen Geist in der Nacht gesehen haben, der vor allem am Friedhof herumwandert. Als der Junge den Pfarrer besucht, macht er noch einen Abstecher in die Gruft. Dort entdeckt er auch einen Stützpunkt der Schmuggler. Und sieht damit auch die andere Seite seines Mentors...




Die düstere Stimmung prägt die Stimmung des Films, was den Film gar nicht mehr so einzigartig in der Filmographie von Lang erscheinen lässt. Neben Charles Dickens erinnert "Moonfleet" auch an ein bisschen an die Märchen der Gebrüder Grimm. Die beeindruckenden Bauten wurden von Cedric Gibbons geschaffen. Man kann den französischen Filmkritikern nur beipflichten: "Moonfleet" ist ein wunderschöner Film, der das Prädikat Meisterwerk auf alle Fälle verdient. Es ist auch einer seiner letzten Filme in Amerika. Mit seinem deutschen Comebackfilm "Der Tiger von Eschnapur" wählte er ein ebenso farbenprächtiges Kinomärchen. Die Figuren in "Moonfleet" sind einem unausweichlichen Schicksal unterworfen und obwohl Stewart Granger den Film nicht besonders mochte. Er spielt hier eine seine stärksten Rollen.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Pepe le Moko - Im Dunkel von Algier







































Regie: Julien Duvivier

Kasbah...

"Algier ist eine terassenförmig angelegte Stadt, deren höchster Punkt die Kasbah ist. Ursprünglich heißt "Kasbah" auf arabisch so viel wie Festung bzw. Zitadelle. Heute nennt man den gesamten Stadtteil, der die Zitadelle umgibt, die Kasbah. Aus der Vogelperspektive wirkt die Kasbah wie ein unentwirrbares Labyrinth von Treppen, ein Gewirr von Winkeln und Gassen, die stufenförmig ineinander verschachtelt sind. Somit ideale Schlupfwinkel für alles, was sich verbergen will. Richtige Mauselöcher,  vor denen ein Fremder völlig hilflos ist. Und aus diesen Mauselöchern schlägt ihnen ein Gestank entgegen, wie sie ihn sich nicht vorstellen können. Sie werden obskure Kaschemmen in ausgestorbenen Gassen entdekcen. Sie werden das Geschrei hören  on feilschenden, gestikuierenden Menschen, die ihre Ware verkaufen wollen. Auch Flüche und Schimpfworte sowie das Geschrei der Frauen. Auch das Gebrüll von verlausten Kindern. 40.000 Menschen leben in der Kasbah auf einem Raum, der eingentlich nur für 10.000 Platz bietet. Ein großer Schmelztiegel aller Rassen und Nationen. Jedes Haus dort ist wie eine kleine Zitadelle mit einem Innenhof gebaut und alle diese Häuser haben Flachdächer, die nur durch niedrige Mauern oder auch durch Treppen voneinander getrennt sind. Dadurch ist jedes Haus eine Art Festung, eine Kasbah und somit ein idealer Unterschlupf für Verbrecher. Es gibt also nicht nur eine Kasbah, es gibt Hundert, es gibt Tausend - und in diesem Labyrinth ist der Verbrecher Pepe Le Moko zuhause. Er wird geschützt von seiner Bande und dort in der Kasbah sind alle Verbrecher Komplizen. Pepe hat nur Freunde dort" - das sind die erklärenden Worte von dem dort arbeitenden Inspektor Meunier (Rene Bergeron) für seinen Pariser Kollegen Janvier (Philippe Richard), der den Gangster endlich hinter Gittern haben will. Doch auch die Polizei in Frankreich muss sich fragen lassen, warum Pepe überhaupt nach Algerien flüchten konnte. Seit dem Überfall in Toulon wird mit Hochdruck nach ihm gefahndet, denn fünf Polizisten hat diese Gangsterjagd schon das Leben gekostet. Pepe (Jean Gabin) ist ein charismatischer Gangsterboss, der sich versteckt und bei seiner Freundin Inez (Line Moro) untergetaucht ist. Doch der ehrgeizige Inspektor Slimane (Lucas Gridoux) ist ihm auf den Fersen. Slimane ist der Einzige Polizist, der in der Kasbah geduldet wird - wohl auch deshalb, weil es Pepe gestattet. Vielleicht weil er seinen einzigen ernsthaften Verfolger nahe bei sich haben will, um zu wissen, was dieser tut. Slimanes Taktik ist ein Spinnennetz, dass er um den Flüchtigen zieht und er will im richtigen Moment auch zuschlagen. Slimane hat tatsächlich etwas sehr spinnenhaftes, ein ruhiger und fast devot wirkender Mann, der aber genau weiß, was er will.  Pepe hat zwei Schwächen. Die erste ist sein Ziehsohn Pierrot (Gilbert Gil), der ebenfalls zur Bande gehört und für den er eine hohe Verantwortung hat. Die zweite Schwäche sind schöne Frauen. So ist er seiner Freundin inzwischen überdrüssig und als er Gaby (Mireille Balin), eine Touristin aus Paris, in der Kasbah kennenlernt, ist er Feuer und Flamme. Und sie ebenfalls - die Frau ist die Begleitung eines alten reichen Mannes, der für Gabys Liebesdienste viel Geld und Luxus springen lässt. Und Gaby wird es auch sein, die am Ende das Schicksal von Pepe besiegelt....




Das Ende hat sicherlich den britischen Meisterregisseur bei seinem Film "Ausgestoßen" inspiriert, der 10 Jahre später im Jahr 1947 gedreht wurde. "Pepe Le Moko" aus dem Jahr 1937 ist das Meisterwerk seines Regisseurs Julien Duvivier, ein Vorläufer des Film Noir und eines der besten Werke des poetischen Realismus. Es stimmt alles in diesem düsteren Kriminalfilm, der durch den Schauplatz Kasbah noch zusätzlich an perfekter Atmosphäre gewinnt. Auch die Schauspieler glänzen in diesem großen französischen Klassiker, der immer noch nicht als deutsprachige DVD Fassung erhältich ist. Jean Gabin in einer seiner besten Rolle, dazu ein so interessanter Gegenspieler wie Lucas Gridaux, ein perfekt besetzter Inspektor Slimane. Zweimal wurde der Film in Amerika neu verfilmt - 1938 hieß das Remake "Algiers" und 1948 sogar in einem Film Noir Musical, wo Peter Lorre die Rolle des Slimane übernahm.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Schwarzer Kies







































Regie: Helmut Käutner

Am Rande der Kiesgrube...

Ein lange Zeit veschollenes Meisterwerk des deutschen Films: Helmut Käutners Film Noir lastiges Wirtschaftswunder-Drama heißt "Schwarzer Kies" und wurde 1961 gedreht.
Gleich nach seiner Uraufführung, die am 13. April 1961 im EM-Theater in Stuttgart stattfand, erstattete der Zentralrat der Juden in Deutschland Strafanzeige gegen den Regisseur Käutner, Herstellungsleiter Ulbrich und UFA-Chef Theo Osterwind. Es ging um eine kurze Szene in der Kneipe des kleines Dorfes, in der sich herausstellt, dass der Bordellwirt ein ehemaliger KZ-Häftling war und auch noch von einem rassistischen Gast aufs Übelste beschimpft wird. Dies war Stein des Anstoßes und man warf den Machern eine antisemtische Gesinnung vor. Obwohl die Staatsanwalt nie ermittelte, wurde die beanstandete Passage aus dem Film entfernt. Die DVD Edition der Friedrich Murnau Stiftung beinhaltet 2 DVDs, eine davon ist Käutners Directors Cut (Premierenfassung von Stuttgart) mit einem anderen Ende als die Kinofassung. Interessanterweise finde ich das weniger dramatische Ende der Kinofassung noch besser gelungen - aber in beiden Fällen handelt es sich um einen großartigen deutschen Nachkriegsfilm, der unbedingt entdeckt werden muss.
Schon die erste Szene gibt den Takt des Films an, dem seine Figuren unterworfen sind. Ein Hund hält sich dort bei den Kiesgruben auf. Er ist zutraulich und will mit dem dort arbeitenden Männern spielen. Einer dieser Männer ist Robert Neidhardt (Helmut Wildt), vom Krieg gezeichnet. Er ist unstet, nervös und Nutznießer der Stationierung des US-Militärs. Dort im kleinen Dorf Sohnen im Hunsrück ist eine Militärflugbasis für einige Tausend US-Soldaten errichtet worden. Obwohl sie von den Einheimischen immer noch misstrauisch beäugt werden, erkennen diese doch das lukrative Geschäft mit dem US-Boys. In dem kleinen Ort gibts jede Menge Bars, viele deutsche Frauen und Mädchen, die auch als Prostituierte anschaffen und die Bauunternehmer haben Hochkonjunktur. Robert macht Geld im Schwarzhandel, sehr oft hat er den Kies, den er liefern soll, anderweitig verkauft - der Aufseher Otto Krahne (Wolfgang Büttner) hat ihm die Fuhre natürlich bestätigt. So verdienen alle an den Besatzern. Zurück zum Hund, der mit Robert spielen will. Ein anderer Mann wirft einen riesigen Stein auf den Hund, der sofort tot ist. Die Tierleiche wird ohne Emotion in die Kiesgrube geworfen, eine neue Ladung darauf gekippt - der tote Hund verschwindet. Wie wenn es ihn nie gegeben hätte. Der schwarze Kies wird im Laufe der Geschichte noch weitere Lebenwesen unter sich begraben. Aber vorher trifft Robert wieder auf seine Ex-Geliebte Inge (Ingmar Zeisberg). Die ist inzwischen mit dem amerikanischen Offizier John Gaines (Hans Cossy) verheiratet und weil Gaines Wagen eine Autopanne und Robert ihm zur Hilfe kommt, sehen sich die beiden rein zufällig nach vielen Jahren wieder. "Es war nicht gut, dass wir uns wieder getroffen haben, auch für Dich nicht" wird Inge zu Robert sagen, denn bei beiden sind noch starke Gefühle füreinander im Spiel. Möglicherweise auch zerstörerische...denn Inge hat die Sicherheit gewählt, die der Egoist Robert ihr nie bieten konnte. Der sieht sich zuerst und alles andere geht ihn nichts an. Aus allem versucht er Geld zu schlagen. So auch bei der Suche nach Inges entlaufenen Hund, dabei hat er das Tier ja erst Stunden zuvor in der Kiesgrube entsorgt. Die Bardame Ellie (Anita Höfer) ist zudem in Robert verliebt, doch der zeigt ihr nur die kalte Schulter. So versucht sie mit dem Schieber Krahne anzubandeln, der nach Kanada auswandern will. Das Leben in Sohnen findet vor allem in den Bars und Bordelle statt. Dort halten sich die jungen Soldaten und alten Nazis auf. Roberts Freund Bill Rodgers (Peter Nestler) hat sich in die deutsche Anni Peel (Edeltraut Elsner) verliebt, die beiden treffen sich zu einem Rendezvous im Wald. Sie werden dieses Liebesspiel im Wald nicht lange überleben, denn schicksalshaft wird Roberts Lastwagen, gefüllt mit schwarzem Kies, dort die Straße in viel zu hoher Geschwindigkeit langfahren und die beiden jungen Menschen unter sich begraben. Nun heißt es für den Unglücksfahrer Robert entweder Verantwortung für das Unglück zu übernehmen oder es vertuschen, denn durch die illegale entwendete Fracht müsste er auf jeden Fall mit einer weiteren Strafe rechnen...





Der Film "Schwarzer Kies" ist ein ungeschinkter Blick in die Wirtschaftwunder Zeiten. In der Spätphase Adenauers, ein Jahr vor dem Mauerbau, die Kuba Krise..alles ist schon am Gären und die verdrängten Widersprüche dieser Wohlstandrepublik werden schon bald unübersehbar sein. Unschwer zu erkennen ist die gespannte Stimmung in dem in ein Armee-Camp verwandelten Dorf. Gleich zu Anfang, als der Hund brutal mit dem Stein erschlagen wird, kommt es zum Kampf zwischen dem Deutschen und dem Ami. "Hey, gib mal nicht so an, Ami, die Zeiten sind vorbei" - während über dem Himmel fortwährend Düsenjäger zu sehen und zu hören sind, machen die Deutschen mit den Amis schmutzige Deals und das Leben ist keinen Pfifferling mehr wert. Die Toten werden verscharrt im schwarzen Kies in einem sehr schwarzen Film von Käutner, der eine verlogene Welt und eine verlogene Gesellschaft skizziert.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Montag, 8. Oktober 2018

Der unheimliche Gast







































Regie: Lewis Allen

Der Geist von Winword House...

Eigentlich ist der als Film Noir bei Koch Media erschiene "Der unheimliche Gast" eher ein Geisterfilm. Der romantische Grusler entstand 1944 unter der Regie von Lewis Allen. Dabei gibts öfters Erinnerungen an Hitchcocks Hollywood-Einstand und Oscarerfolg "Rebecca" von 1944.  Gut, der Film Noir ist nicht nur Genre, sondern definiert sich nicht durch die Konventionen des Schauplatzes oder des Konflikts (auch wenn der Großstadtdschungel sehr oft auftaucht) , sondern vor allem durch seine eher düstere Atmosphäre. Und wie so oft im Film Noir sind es hier die Personen, die mit der Last der Vergangenheit konfronitert werden. Die Geschichte führt den Zuschauer an die malerische Küste des westenglischen Cornwalls. Dort machen die Geschwister Roderick (Ray Milland) und Pamela Fitzgerald (Ruth Hussey) im Sommer 1973 Ferien. Doch die sind bald vorbei, noch einmal machen sie einen Spaziergang mit ihrem Hund Bobby. Dieser jagt dann ein Eichhörnchen, dass sich durch ein offenes Fenster eines Hauses flüchtet. Dieses schöne Haus scheint offenbar seit Jahren leer zu stehen, als Rick und Pamela es betreten, denn auf ihre Rufe antwortet keiner und es sind fast keine Möbel darin zu sehen. Doch die Stadtmenschen verlieben sich spontan in dieses Häuschen in ländlicher Idylle. Noch vor Ort überredet Pamela ihren Bruder zum Kauf es Anwesens. Und die beiden scheinen Glück zu haben. Denn der Besitzer Commander Beech (Donald Crisp) ist zum Verkauf bereit. Obwohl dessen Nichte Stella Meredith (Gail Russell) ganz und gar nicht darüber erfreut ist. Der Commander gibt aber an, dass er vor 5 Jahren schon einmal vermietet hätte und dieser sich über "Störungen" im Haus beklagt hätte. Störungen ? Also seltsame Geräusche in der Nacht. Diese Geistergeschichten sind für die Großstädter natürlich absurd. Doch Winwward House ist nicht ohne. Tatsächlich werden die neuen Besitzer in der Nacht, ein schreckliches Weinen oder Wimmern ist immer kurz vor Sonnenaufgang zu hören. Und Blumen, die in einem bestimmten Zimmer abgelegt werden, verwelken in Sekundenschnelle. Was für ein Geheimnis verbirgt das Haus ? Die Vorbesitzerin Mary Meredith, Tochter von Commander Beecham und Mutter von Stella, starb durch einen Sturz von den Klippen...



Im Hause spukt es immer mehr, es scheint ein verfluchtes Haus zu sein, im dem irgend jemand gewaltsam zu Tode kam. Es scheint so als würde der Geist der Toten keine Ruhe finden. Es gibt allerdings in der Geschichte Personen, die mehr wissen, aber die Vergangenheit ruhen lassen wollen - sie haben dafür Gründe. So müssen die Geschwister das Rätsel des Geisterhauses selbst lösen. Zur Seite steht ihnen eine furchtsame irische Haushälterin (Barbara Everest). Ganz nach Rebecca-Manier taucht eine Art Miss Danvers auf, die heißt hier Miss Holloway (Cornelia Ottis Skinner) und ist die Leiterin einer dubiosen Psychiatrieeinrichtung. In ihrem Büro das überlebensgroße Portrait ihrer besten, verstorbenen Freundin Mary Meredith. Der Film ist so eine Art Vorläufer der heute immer noch sehr beliebten Geisterfilme, Filme um Häuser, in denen es spukt - 1944 gabs also schon diese Seiten eines Buches, die sich von unsichtbarer Hand umblättern un die sich mit einem Knall öffenden Türen. Atmosphärisch dicht hat Lewis Allen die Geschichte inszeniert, Charles Lang (Reporter des Satans, Manche mögens heiß, Heißes Eisen) wurde mit der Kameraarbeit betraut, schon die ersten Bilder von der Küstenlandschaft und der unheimlichen See bereiten den Zuschauer bestens auf das Mysterium vor, dass von einem unheimlichen Gast im Haus beherrscht wird. Ein interessanter Klassiker, den ich bisher noch nicht kannte. 




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Die Nacht hat 1000 Augen


Regie: John Farrow

Der undurchsichtige Magier...

Der Australier John Farrow war der Vater von Mia Farrow und drehte einige interessante Filme im Film Noir Genre: "Spiel mit dem Tode" entstand 1948 und zeigte den tödlichen Kampf zwischen Charles Laughton und Ray Milland. In "Ein Satansweib" überzeugten Robert Mitchum und Jane Russell. Vielleicht ist aber der sehr unbekannte "Die Nacht hat tausend Augen" seine beste Arbeit in dieser Gattung. Der Film ist zwar sehr obskur, aber auch phasenweise total faszinierend. Dabei mischte Farrow die dunkle Serie mit reichlich Fantasy-Einlagen. Hier ist die Hauptfigur der Wahrsager John Triton (Edgar G. Robinson), der in seiner Vergangenheit mit Varieteauftritten seinen Lebensunterhalt verdient. Dabei war seine übernatürliche Begabung eher zweitrangig, denn er arbeitete mit Tricks und Manipulationen - so konnte er die Zuschauer überzeugen. Seine Verlobte Jenny (Virgina Bruce) unterstützte ihn bei den Auftritten als Assistentin tatkräftig. Der Pianist Whitney Courtland (Jerome Cowan) trägt seinen Teil durch die musikalische Untermahlung des Programms bei. Doch damals häuften sich die Momenten, in denen der Magier durch kurze Schwindelanfälle tatsächlich die Gabe zu haben scheint, die Zukunft vorauszusagen. Und sehr oft sind das Einblicke, die vor einer großen Gefahr warnen. Manche Menschen konnte er durch seine Warnung retten, andere nicht. Als er sieht, dass seine Jenny bei der Geburt der gemeinsamen Tochter sterben muss, verlässt er heimlich sein Umfeld und lässt die Verlobte und den Freund zurück. Die beiden Zurückgebliebenen heiraten, werden durch einen vorherigen Tipp von Triton zu riesigem Reichtum und bekommen eine Tochter, Jenny stirbt bei der Geburt. So ein Rückblick in die Vergangenheit dieses Menschen, der wichtige Prophezeiungen hat und nun in der Gegenwart Kontakt mit der Millionenerbin Jean Courtland (Gail Russell) aufgenommen hat. Die junge Frau ist mit Elliot Carson (John Lund) verlobt, aber sie ist verzweifelt. So verzweifelt, dass sie sich in der ersten Szene des Films das Leben nehmen möchte. Elliot kann sie gerade noch retten.
Triton sieht den Tod Jeans vor Ablauf einer Woche voraus und wirkt auf Jeans Verlobten nicht nur unheimlich, er hält ihn auch für einen betrügerischen Scharlatan. Die Polizei, die er hinzuzieht, denkt das Gleiche. Jean steht ab sofort unter Polizeischutz.  Triton, der dann auch noch in Polizeigewahrsam genommen wird,  sieht verschiedene Ereignisse voraus, die vor Jeans Tod eintreten sollen. Eine Vorhersage nach der anderen erfüllt sich. Der Tod soll Jean abends um elf Uhr unter dem freien Sternenhimmel ereilen....


 Ein Film über einen tragischen Helden, der mit einem Fluch und gleichzeitig einer Gabe ausgestattet ist. Dabei entfaltet John Farrows Film eine spannende und unheimliche Geschichte im Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Was am Ende bleibt ist das mysteriöse Geheimnis. Die Geschichte basiert auf einer Novelle von Cornell Woolrich. Edward G. Robinson spielt wie immer klasse...er brilliert als Figur, die von Trauer und Tod umgeben ist. Eine Figur, die darüberhinaus irgendwann das Gefühl bekommen hat, für diese Zukunftsbilder verantwortlich zu sein.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.