Dienstag, 28. Juli 2020

Henry: Portrait of a Serial Killer

Regie: John McNaughton
Ein unauffälliger Killer in der Großstadt...

Chicago in den 80er Jahren: Die Exknackis Henry (Michael Rooker) und Otis (Tom Towles) leben in einer Art trister Wohngemeinschaft zusammen. Kennengelernt haben sie sich natürlich im Knast und wurden dort zu Freunden. Der schweigsame Henry hat wohl seine eigene Mutter ermordet, die eine Nutte war und ihn im Kindes- und Jugendalter ständig demütigte.
Warum Otis einsaß ist nicht bekannt, aber auf den perversen Zeitgenossen, der in der Freizeit Drogen an Collegejungs vertickt und auch dem schnellen Sex mit seinen Kunden aufgeschlossen gegenüber steht, passen viele dissoziale und kriminelle Möglichkeiten.
Auch Otis´ jüngere Schwester Becky (Tracy Arnold) ist im Leben nicht gerade begünstigt worden. Die junge Frau wurde jahrelang vom eigenen Vater missbraucht, auch der Bruder hat in diesem Bereich keine moralischen Hemmungen. Jetzt ist ihr Mann im Knast und die ehemalige Nackttänzerin quartiert sich daher bei ihrem Bruder ein.
Ein seltsames Trio, in der Freizeit wird Karten gespielt oder viel Glotze geschaut. Henry ist oft unterwegs und bringt von seinen Ausflügen immer mal wieder gebrauchte Gegenstände mit.
Otis weiss nicht, dass sein Freund ein geschäftiger Serienmörder ist, der immer wieder zuschlägt und inzwischen so versiert vorgeht, dass er seine Mordserien immer wieder neu erfindet und daher selbst für die besten Profiler, die nach Motiven und Wiederholungen, Zusammenhängen oder Besonderheiten in den Taten suchen, kaum fassbar ist.
Sein einziges wiederholendes Motiv ist die Lust am Töten und dem weiblichen Opfer als Schwerpunkt, der allerdings immer wieder je nach Lust und Laune auch mit Männern variiert werden kann.
Bei einer Sauftour mit Otis und anschliessendem Rumgemache mit zwei Prostituierten im Auto, bricht Henry im Beisein seines Freundes beiden Frauen das Genick und Otis hilft dem Kumpfel die Leichen zu beseitigen.
Der überhaupt nicht empathische Otis empfindet als Zeuge keine Reue oder moralische Bedenken, er hat nur Bammel davon, als Mitwisser und Mithelfer gefasst zu werden.
Doch es dauert nur wenige Tage, bis Otis am Hobby von Henry auch Gefallen findet. Gemeinsam gehen sie nun auf Mordtouren, töten mal schnell einen Autofahrer, dann eine ganze Familie...alles wird sogar per Video von den beiden aufgenommen und zuhause - wenn Becky nicht da ist - immer wieder angeschaut...




John McNaughton, dessen bekanntester Film "Wild Things" aus dem Jahre 1988 ist, drehte 1986 als Regiedebüt  diesen tristen, hoffnugnslosen und lakonischen "Henry - Portrait of a Serial Killer".
Der Film wurde in 28 Tagen mit einem sehr geringen Budget gedreht und konnte sich aber in den folgenden Jahren im Serienkillergenre einen äusserst guten Namen machen und bald Kultstatus erlangen.
Dabei ist der Film von einer hoffnungslosen Atmospähäre geprägt, die eigentlich überhaupt nichts Schönes zeigt. Die Protagonisten leben so in den Tag hinein, haben keinerlei konstruktive Motivation aus einem schäbigen Dasein auszubrechen, sondern kompensieren den ganzen Frust, indem sie die niedersten Perversionen ausleben.
Leben hat keinen Wert, nur das reale Ausleben von Mordphantasien kann das Lustprinzip als Sucht noch erreichen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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