Mittwoch, 22. Juli 2020

Targets - Bewegliche Ziele


Regie: Peter Bogdanovich

Amoklauf...

Byron Orlok (Boris Karloff), einst gefeierter Horrorstar aus den Jugendtagen des Films, hat seine besten Tage schon hinter sich. Er dreht seit langem billig heruntergekurbelte Horrorfilme, die wenig kosten, aber durch seinen Namen noch gute Kasse machen.
Im Vorführraum wird sein neuer "The Terror", ein viktorianischer Kostümhorrorfilm ala Roger Corman von den Produzenten zufrieden aufgenommen. Der junge Regisseur Sammy Michaels (Peter Bogdanovich) ist mit Orloks Assistentin Jenny (Nancy Hsueh) liiert und hat bereits ein neues Projekt mit dem Altstar im Visier, sein selbstgeschriebenes Drehbuch gäbe Orlok vielleicht die Möglichkeit aus seinem festgelegten Rollenbild als Horrorbösewicht auszubrechen.
Doch Orlok hat genug und einige Sätze von Michaels wie "die besten Filme sind schon gedreht" bestätigen ihn nur noch mit sofortiger Wirkung aus dem Filmgeschäft zu verschwinden und sich in England zur Ruhe zu setzen.
Das sorgt natürlich für Entsetzen bei den geldgeilen Produzenten (Arthur Peterson, Monte Landis), die sogar für die morgige Premiere in einem Autokino von L.A. den Star "live" angekündigt haben.
Während Orlok noch mit den Leuten auf der Straße weiterdiskutiert, gerät er ohne zu wissen ins Visier einer Waffe, die der junge Bobby Thompson (Tim O´Kelly) gerade im Waffenladen nebenan ausprobiert.Man hat das Gefühl, dass der Mann nur mit Mühe das Abdrücken unterlässt. Thompson lebt gut bürgerlich, hat eine nette Frau (Tanya Morgan) und die beiden leben gemeinsam im großen Haus seiner Eltern (James Brown/Mary Jackson). Bobby erkennt, dass derzeit etwas nicht mit ihm stimmt, aber er scheitert bei den Versuchen, darüber reden zu können. Wie der Sohn ist auch sein dominanter Dad Waffenliebhaber, die beiden zielen auf Büchsen und die Trefferquote ist bei beiden perfekt. Der Vater würde gerne mit dem Sohn wieder mal auf die Jagd gehen, als er die Büchsen wieder aufstellt, hat Bobby schon wieder - regelrecht zwanghaft - den Vater im Fadenkreuz, die Hand auf dem Drücker.
Diese Begebenheit finden am nächsten Tag ihren gewaltvollen Höhepunkt, indem der kranke Mann zum fiesen Heckenschützen, Mörder und Amokläufer wird. Er wird auch nochmals dem Filmstar Orlok begegnen...




Bogdanovich drehte 1968 mit "Targets - Bewegliche Ziele" seinen ersten Film, der möglichst wenig kosten durfte. Altstar Boris Karloff schuldete Corman noch zwei Drehtage, also gestattete man dem Neuling Bogdanovich in dieser Zeit 20 Minuten Drehzeit mit Karloff. Die restlichen 40 Minuten sollten dann  in zwei Wochen abdreht sein. Unter diesen harten Vorlagen feilte Bogdanovich am Drehbuch. Als Vorbild diente die reale Geschichte von Charles Whitman, einem unscheinbaren, bürgerlichen Mann, der in Texas mehrere Menschen - scheinbar ohne jeglichen Grund - erschossen hatte. Bogdanovich war jedoch unzufrieden mit dem Buch und suchte Rat bei seinem Freund Samuel Fuller, der ihm das Buch in knapp drei Stunden umschrieb.
Heraus kam ein sehr interessanter Film, den man zwar zum Horrorgenre zählen kann, jedoch vielmehr eine sehr eindringliche Charakterstudie eines Mannes zeigt, der, ohne dass es sein Umfeld bemerken würde, einfach "durchdreht".
Interessant auch die filmhistorische Bedeutung des Films, denn er zeigt auch die Ablösung des klassischen Horrorfilms, da dieser und sein verbreiteter Schrecken inzwischen von der viel grausameren Realität eingeholt wurde und damit auch die weitere Entwicklung des Genres beeinflusste.
Darüberhinaus gibt das psychologische Drama einen kleinen Einblick in die Welt hinter den Kulissen der B-Picture Movies.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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