Regie: Martin Scorsese
Gefährliches Christentum...
Mit seinem 2016 inszenierten Filmdrama "Silence" erweitert Martin
Scorsese seine religiös geprägten Filme wie "Die letzte Versuchung
Christi" aus dem Jahr 1988 und "Kundun" von 1997. Der Film handelt von
der Verfolgung zweier portugiesischer Missionare während der
christenfeindlichen Haltung, die von der Regierung des Tokugawa Ieyasu
(1543 bis 1616) einige Jahre zuvor bereits eingeleitet wurde und
erschreckende Ausmaße annahm. Die noch wenige Jahrzehnte zuvor
willkommen geheißende christlichen Missionare wurden verfolgt und wenn
sie ihrem Glauben nicht abschworen, dann wurden sie grausam ermordet.
Diese Priester hatten sehr viele einfache Japaner, vor allem Bauern,
friedlich zum Christentum bekehrt. Da die Anerkennung der Kirche als
höchste Autorität mehr und mehr als Angriff auf die herrschende
Machtordnung gewertet wurde, kam es zu einem Ende der toleranten Haltung
und somit zur Verfolgung. Die christliche Religion wurde verboten,
weil sie gefährlich war.
"Silence" beginnt mit einer dramatischen Szene, der portugiesische
Prieser Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) im Jahr 1639 muss mitansehen,
wie viele der von ihm bekehrten japanischen Konvertiten zu Tode
gefoltert werden. Ein paar Jahre später erhält der Jesuitenpater
Alessandro Valignano (Ciaran Hinds) in Macau die Nachricht, dass
Ferreira in Japan seinem Glauben abgeschworen hat, nachdem auch er
massiv gefoltert wurde. Ferreiras ehemalige Schüler, die
Jesuitenpriester Sebastiao Rodrigues (Andrew Garfield) und Francisco
Garupe (Adam Driver) können dies nicht glauben. Niemals wäre ihr Mentor
durch die Folter schwach geworden und nie hätte er seinem Glauben
abgeschworen. So reisen die beiden jungen Jesuiten heimlich nach Japan,
um ihren früheren Lehrer ausfindig zu machen. Als Führer steht ihnen nur
der vom Glauben abgefallene Fischer Kichijiro (Yōsuke Kubozuka) zur Verfügung, der vor einiger Zeit aus seiner
Heimat floh und nun seinen Kummer im Alkohol ertränkt. Im Dorf Tomogi
finden sie Verbündete unter den einfachen Bauern. Von ihnen werden die
beiden Jesuitenpriester in den Bergen versteckt. Die
Priester erfahren, dass in Japan Inquisitoren auf Christen ein Kopfgeld
ausgesetzt haben. n Tomogi haben die Inquisitoren mittlerweile mehrere
Dorfbewohner festgenommen und verlangen entweder den Tod von vier
gläubigen Dorfbewohnern oder die Auslieferung der Jesuiten. Die Menschen fürchten sich vor dem Inquisitor und Gouverneur Inoue Masashige (Issey Ogata). Auf die Frage der Bauern wie sich die Festgenommenen
verhalten sollen, herrscht Uneinigkeiten bei den beiden Priestern.
Sebastiao meint, dass die vier abschwören sollen - so können sie ihr
Leben retten. Francisco lehnt dies aber strikt ab. Die beiden
beschließen sich bei der Suche nach Ferreira zu trennen. Sebastiao nimmt
den Weg abseits der Dörfer und die zunehmende Einsamkeit bringt auch
einige Glaubenszweifel mit sich. Auf diesem einsamen Weg begegnet er
wieder dem Fischer Kichijro, der sich immer mehr als sehr schwacher
Glaubensbruder zu erkennen gibt. Er ist es auch, der Sebastiao an den
Inquisitor ausliefert. Sein Lohn 300 Goldstücke - ähnlich wie Judas
Iskariots Silberlinge. Sebastiao ist überrascht als der gefürchtete
Inquisitor sich zu erkennen gibt. Ein älterer, körperlich
eingeschränkter Mann, der mit ihm über die Gefahr des Christentums in
Japans spricht. Doch Sebastiao bleibt standfest und schwört seinem
Glauben nicht ab. Dadurch werden die gefangenen Bauern bestraft...
Kameramann Rodrigo Prieto (Amores Perros, Brokeback Mountain, Alexander,
Babel) hat perfekte Bilder für dieses 159 Minuten lange Filmepos
geschaffen. Für seine Leistung wurde er auch gerechterweise für den
Oscar nominiert. Sein Japan sieht sehr oft unwirtlich aus, die Priester
mühen sich durch unwegsames Gelände aus Dreck und Matsch. Es regnet oft.
Dies gibt dem Film noch zusätzlich eine düstere Note. Die Geschichte
ist es sowieso. Vom Grundgerüst erinnert das Drehbuch, basierend auf dem
Roman "Chinmoku" von Shusako Endo, an "Apocalypse Now" - auch dort wird
ein Mann im Kriegsgebiet gesucht, der vom "Glauben" abgekommen ist.
Martin Scorsese beleuchtet beide Standpunkte und nimmt auch nicht nur
die Position der Kirche ein. Andrew Garfield bekam mit "Silence" seine
zweite große Filmhauptrolle in diesem Jahr. Nach dem ebenfalls sehr
religiösen Kriegsheld Desmond Doss macht er auch als bärtiger
Jesuitenpater eine gute Figur und erinnert an Charlton Hestons große
Glaubensrollen. Adam Driver spielt klasse, ebenso die Japaner Issey
Ogata und Tadanobu Asano als Dolmetscher. Von Martin Scorsese wie
gewohnt markant und meisterhaft inszeniert: So bleiben die Szenen
haften, in denen die Gläubigen eine Alternative zur Folter und Tod
bekommen. Nur dem Glauben abschwören und sei es nur so zum Schein auf
eine Christus Ikone auf dem Boden zu treten.
Der Zuschauer erfährt so auch von den Ambitionen der römisch-katholischen Kirche im 17. Jahrhundert, die als Menschenfischer in die entlegensten Winkel der Welt reisten, um den Glauben zu bringen. Scorsese zeigt ein grausames Japan, dass sich gegen diese frühe Form einer Globalisierung wehrt. Insgesamt kostete der Film ca. 50 Millionen, seine Kosten hat er an der Kasse bislang leider nicht eingespielt. Es war ein Herzensprojekt von Martin Scorsese und für mich ein sehr gelungener Historienfilm.
Der Zuschauer erfährt so auch von den Ambitionen der römisch-katholischen Kirche im 17. Jahrhundert, die als Menschenfischer in die entlegensten Winkel der Welt reisten, um den Glauben zu bringen. Scorsese zeigt ein grausames Japan, dass sich gegen diese frühe Form einer Globalisierung wehrt. Insgesamt kostete der Film ca. 50 Millionen, seine Kosten hat er an der Kasse bislang leider nicht eingespielt. Es war ein Herzensprojekt von Martin Scorsese und für mich ein sehr gelungener Historienfilm.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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