Mittwoch, 15. Juli 2020

Foxcatcher







































Regie: Bennett Miller

Der Ringer und sein Sponsor...

Regisseur Bennett Miller scheint ein Faible für Sonderlinge (Capote, 2005) und für Sportdramen (Moneyball, 2011) zu haben. Für seinen neuen Film "Foxcatcher" konnte er sogar beide Vorlieben miteinander verbinden und war damit so erfolgreich, dass er seine zweite Oscarnominierung als bester Regisseur einheimsen konnte. Da mich "Ringen" nicht sonderlich interessiert, habe ich auch nicht so viel von seinem Film erwartet, ich habe aber auf einen gut inszenierten Sportfilm in Stil von "The Fighter" von David O´Russell oder "Warrior" von Gavin O´Connor gehofft, zumal beide Filme ebenfalls wie "Foxcatcher" nicht nur themenverwandt sind, sondern ebenfalls dank guter Machart Preise erhielten. Doch "Foxcatcher" ist sogar ein bisschen mehr. Der Film fängt bedrückend mit einer alten Archivaufnahme von einer Fuchsjagd an. Dort werden die Hunde schon vorbereitet den Fuchs zu jagen. Eine Überzahl von Verfolgern,   nicht nur die dressierten Hunde, sondern auch die Menschen auf ihren Pferden, die am Ende in aller Regel den Verfolgten besiegt und getötet haben. Ein mulmiges Gefühl gleich zu Anfang, diese Stimmung soll sich aber so in "Foxcatcher" fortsetzen. Bennett Miller inszenierte - ähnlich schon wie in "Capote"  - einen auf Tatsachen beruhenden Fall, die schicksalhafte Verquickung des exzentrischen Millionärs und Sportmäzen John E. Du Pont (Steve Carell) mit den beiden erfolgreichen Ringern Mark (Channing Tatum) und David  Schultz (Mark Ruffalo). Beide Brüder holten bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984 die begehrte Goldmedaille. Trotz dieser grandiosen Leistung sieht sich der jüngere Mark aber immer im Schatten seines älteren Bruders David stehen, der bereits mit Nancy (Sienna Miller) verheiratet ist und zwei Kinder hat. Eines Tages nimmt der reiche John E. du Pont Kontakt mit dem wenig selbstsicheren Mark auf und lädt ihn auf sein Anwesen nach Pennsylvania ein. Dort hat er die "Foxcatcher Farm" aufgebaut, ein Trainingszentrum für Ringer. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter (Vanessa Redgrave), die die Kämpfe der Ringer als nicht standesgemäß für ihre Schicht erarchtet. Deren ganze Liebe gilt der Dressur ihrer Pferden.  Die Familie Du Pont ist eine gewaltige Dynastie, die mit Industriebetrieben ein unermessliches Vermögen anhäufen konnte. Sie kann auf eines der ältesten und renommiertesten Vermächtnisse der amerikanischen Geschichte verweisen. Du Pont, ein etwas sonderbarer Einzelgänger mit sehr langer Nase, bittet Mark, Mitglied seines Teams zu werden und für die kommenden Weltmeisterschaften und die nächsten Olympischen Spiele 1988 in Seoul zu trainieren. Du Pont möchte auch  David in sein Team holen. Dieser lehnt jedoch zuerst Du Ponts Ansinnen und dessen lukrative Angebote mit dem Verweis ab, da er seiner Frau und den beiden Kindern einen Umzug nicht zumuten möchte. Mark sagt zu, denn er möchte aus seinen einfachen Verhältnissen ausbrechen und aus seiner Wohnung, einer kargen Baracke. Bisher ging dieser herausragende Sportler im Alltag eher schwerfällig durchs Leben. Die Trainingsbedingungen mit seinem Brüder als Sparringspartner waren auch alles andere als optimal. Plötzlich eröffnet sich da ein Leben in Luxus mit besten Trainingsmöglichkeiten. Und Du Pont gelingt es aber zuerst einmal den unsicheren Mark, der selbst ein herausragener Ringer ist, mental aufzubauen, doch der neue Gönner hat auch sehr geheimnisvolle, versteckte Ecken. Zwei traurige Gestalten finden zwar zueinander, doch  von Anfang an wirkt die Stimmung am Anwesen latent bedrohlich. John sucht in den unmöglichsten Momenten immer wieder Marks Nähe. John gesteht Mark, dass er sein erster wahrer Freund sei. Mark ist geschmeichelt, er wirkt wie ein großes Kind, dessen Ziel der beste Ringer der Welt nun greifbar nahe erscheint.  Bald bemerkt der Zuschauer auch ein starke unterschwellige sexuelle Spannung. Vermutlich auch eine Befreiung gegen seine domineirende Mutter. Als diese im Rollstuhl überraschend in der Sporthalle auftaucht, wird John plötzlich im Ringen mehr als aktiv und demonstriert die Nähe und auch Unterlegenheit gegen seinen jüngeren Sparringspartner. Die Weichen für eine Katastrophe sind gestellt, die Bezeihung zwischen Schützling und Gönner immer gespannter....





und mündet in eine grausame Katastrophe, die an einem Wintertag des Jahres 1996 wie ein Vorschlaghammer auf die Beteiligten trifft. Damit ist "Foxcatcher" einer der düstersten Filme der letzten zeit. Ich kannte die Geschichte nicht, aber sie beruht auf wahren Begegenheiten und dank der drei grandiosen Schauspieler wird die Geschichte atmosphärisch dicht augerollt. Steve Carell erhielt zu Recht eine Oscarnominierung und am Ende des Films fragt man sich für einen Moment warum nicht er gewinnen konnte. Das was er hier als Leistung abliefert ist einfach atemberaubend. Und Channing Tatum spielt seine Rolle auch auf höchstem Niveau glaubwürdig - er findet gekonnt in den Gesten diesen Widerspruch zwischen dem Äusseren als athletischem Sportler und dem Inneren mit quälenden Selbstzweifeln und großer Ich-Schwäche. Er bleibt auch unter den Figuren des Films ein weiterer Geheimnisvoller. Mark Ruffalo als Bruder David wurde genauso wie Carell nominiert. In der Kategorie "Best supporting actor" verlor er aber gegen J.K. Simmons in "Whiplash".





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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