Freitag, 13. Dezember 2024

Die Wacht am Rhein


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:  Herman Shumlin

Der gute Deutsche...

Basierend auf Lilian Hellmans Stück "Die Wacht am Rhein" schrieb ihr Lebensgefährte Dashiell Hammett das Drehbuch zur Verfilmung im Jahr 1943. Regie führte Herman Shumlin, der lediglich in zwei Filmen Regie führte. Die zweite Arbeit für Hollywood hieß "Jagd im Nebel". Ansonsten inszenierte der Theatermann insgesamt 45 Broadway Produktionen, die erfolgreichsten Theaterstücke waren "Die kleinen Füchse", "Menschen im Hotel" und "Wer den Wind sät", die alle auch verfilmt wurden. Lillian Hellman offenbarte 1968 in einem Interview, dass sie dem Helden des Stücks – Kurt Müller – in Spanien begegnet sei, obwohl natürlich vor der Niederschrift im August 1939 die Figur Veränderungen erfahren habe. Die Verfilmung war gewissermaßen jenem Otto Katz, über den es im Vorspann heißt, er habe zu den Leuten gehört, die von Anfang an gegen diese große Tragödie kämpften.
1940 überqueren der deutsche Ingenieur Kurt Müller (Paul Lukas), seine amerikanische Frau Sara (Bette Davis) und ihre Kinder Joshua (David Buka), Babette (Janis Wilson) und Bodo (Eric Roberts) die mexikanische Grenze in die Vereinigten Staaten, um Saras Bruder David Farrelly (Donald Woods) und ihre Mutter Fanny (Lucie Watson) in Washington, D.C. zu besuchen. 17 Jahren lebte in Europa, wo Kurt auf den Aufstieg des Nationalsozialismus mit antifaschistischen Aktivitäten reagierte. Sara erzählt ihrer Familie, dass sie auf amerikanischem Boden einen friedlichen Zufluchtsort suchen, doch ihre Suche wird durch die Anwesenheit des Hausgastes Teck de Brancovis (George Coulouris) bedroht - ein opportunistischer rumänischer Graf, der sich mit der deutschen Botschaft verschworen hat. Teck, verheiratet mit der jüngeren Marthe (Geraldine Fitzgerald), versucht sie zu zwingen, mehr über die Müllers zu erfahren. Sie und David fühlen sich zueinander hingezogen und sie findet die Politik ihres Mannes schrecklich. Teck durchsucht das Zimmer der Mullers und entdeckt eine Waffe und Geld, mit dem Untergrundoperationen in Deutschland finanziert werden sollen. Kurz darauf erfahren die Müllers, dass der Widerstandskämpfer Max Freidank verhaftet wurde. Da Max Kurt einst vor der Gestapo gerettet hat, plant Kurt, nach Deutschland zurückzukehren, um ihm und den mit ihm Verhafteten zu helfen. Teck ist sich bewusst, dass Kurt in großer Gefahr schwebt, wenn die Nazis herausfinden, dass er nach Deutschland zurückkehrt, und verlangt 10.000 Dollar um zu schweigen. Nach langem Feilschen tötet Kurt ihn, da er zu dem Schluss gekommen ist, dass man Teck nicht trauen kann....





"Watch on the Rhine" ist ein dialoglastiger und auch spröder Film, der allerdings durch die Handlungsweisen der Protagonisten bis zum Schluß - und auch darüberhinaus - interessant bleibt. Die Frage ist auch, ob ein politisch motivierter Mord des "Good German" gerechtfertigt ist bzw. darf man bis zum Äussersten gehen, wenn das eigene Leben, die Freunde und auch die gerechte Sache in Gefahr sind. Paul Lukas spielt diese Figur so eindringlich, dass er für seine Leistung den Oscar als bester Schauspieler 1944 erhielt - und damit auch den haushohen Favoriten Humphrey Bogart in seiner Rolle als Rick in "Casablanca" schlug. Desweiteren gabs Nominerungen in der Kategorie Bester Film, Lucile Watson als beste Nebendarstellerin und Dashiell Hammett fürs Drehbuch.
Da ein Großteil der Handlung auf einen Raum im amerikanischen Haus beschränkt ist, hängt die Entwicklung weitgehend vom Dialog ab – was in Filmen gefährlich ist. Aber die Prosa ist so klar, die Charaktere so sicher konzipiert und Mr. Shumlin hat in seinem ersten Kinofilm so viel Spannung inszeniert, dass Bewegung nicht unbedingt erforderlich ist. Die Charaktere treiben sich selbst voran.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Auf der Flucht


 Regie: Andrew Davis

Gesucht wird Dr. Richard Kimble...

Andrew Davis inszenierte im Jahr 1993 seine spannende Krimijagd "Auf der Flucht" - die Geschichte basierte auf der gleichnamigen Erfolgsserie, die zwischen 1963 und 1967 gedreht wurde und damals ein echter Straßenfeger war - nicht nur in den USA. Auch bei uns lief die Serie mit David Janssen als Dr. Richard Kimble äusserst erfolgreich.
Die Serie nahm sich einen realen Fall zum Vorbild: Der Mediziner Sam Sheppard wurde 1954 vom Gericht verurteilt seine Frau ermordet zu haben. Immer wieder wurde der Fall Gegenstand der Diskussion, viele Menschen glaubten an einen schrecklichen Justizirrtum.
In der Kinoversion begeistern Hauptdarsteller Harrison Ford als Richard Kimble und Nebendarsteller Tommy Lee Jones als Chief Deputy Marshall Samuel Gerard.
Dies wurde auch bei der Oscarwahl 1994 bestätigt. Tommy Lee Jones bekam den Preis als Bester Nebendarsteller und es sprangen sechs weitere Nominierungen heraus: Bester Film, beste Kamera Michael Chapman, beste Musik James Newton Howard, bester Schnitt, bester Schnitt und bester Tonschnitt. Für einen Actionfilm war dieser Zuspruch der Academy fast schon sensationell zu werten.
Regisseur Andrew Davis (Nico, Alarmstufe:Rot) war nie wieder so gut.
Chicago: Dr. Richard Kimble (Harrison Ford) ist ein angesehener und bekannter Gefäßchirurg. Seine Frau Helen (Sela Ward) hat ausserdem ein beträchtliches Vermögen in die Ehe eingebracht.
Beide haben noch kurz zuvor eine Veranstaltung besucht und sind gemeinsam auf dem Weg nach Hause, als Dr. Kimble noch einmal ins Krankenhaus gerufen wird: Notfall. Als er endlich nach Hause kommt, findet er seine Frau Helen schwer verletzt am Boden - ein einarmiger Einbrecher (Andreas Katsulas) hält sich noch in der Wohnung auf. Es kommt zur Schlägerei, doch der Mann kann entkommen und Helen ist inzwischen tot. Durch einen missverstandenen Anruf von Helen, während sie schwerverletzt am Boden liegt, wird Richard zum Hauptverdächtigen der Polizei. Er ist es auch, der nun durch das Vermögen und einer lukrativen Lebensversicherungspolice aus dem Tod seiner Frau Kapital schlägt. Die Theorie vom einmarmigen Verbrecher wird schnell vernachlässigt und Richard wird in einem Indizienprozess zum Tod verurteilt. Auf dem Weg zum Gefängnis kommt es aber zu einem verheerenden Verkehrsunfall und der Todeskandidat kann fliehen. Er ist auf der Flucht und wird nun gnadenlos von dem ehrgeizigen US Marshall Samuel Gerard (Tommy Lee Jones) und seiner Mannschaft (Joe Pantoliano, Daniel Roebuck, L. Scott Caldwell und Tom Wood) gejagt. Kimble will auf jeden Fall den einarmigen Mann finden. Dazu nimmt er bald Kontakt zu seinem Freund Dr. Charles Nichols (Jeroen Krabbe) auf, der ihn natürlich auch für unschuldig hält...




In einer Nebenrolle taucht auch Julianna Moore als Ärztin im Hospital auf. Sie hat eine Begegnung mit dem Mann auf der Flucht und wundert sich, dass dieser gesuchte Mörder einem kleinen Patienten durch einen geänderten Befund das Leben rettet. Sowohl Ford als auch Jones spielen ihre Rollen sehr glaubwürdig und authentisch. Tommy Lee Jones gibt den harten unerbittlichen Hund, dem am Ende doch nicht alles egal ist.
"Auf der Flucht " war 1993 der dritterfolgreichste Kinohit nach "Jurassic Park" und "Mrs. Doubtfire".





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Hell or High Water

Regie: David MacKenzie

Der verwegene Plan des Verlierers Toby Howard...

Der britische Regisseur David MacKenzie wandelt mit dem vierfach oscarnominierten Neo-Western "Hell or High Water" (dieses "Hölle oder Hochwasser" meint "auf Teufel komm raus") in den Gefilden des noch jungen Klassikers "No country for old men" der Coen-Brothers. Allerdings ohne geisteskranken Killer, dafür aber mit viel Texas-Flair und viel Eigenständigkeit.
Sehr schnell wird dem Zuschauer klar, dass er hier ebenfalls einen Klassiker des Genres geschaffen hat. MacKenzie ließ sich viel Zeit für die Charakterzeichnung der beiden antagonistischen Paare (ein Brüderpaar, ein Texas Ranger Duo) und lässt auch gleich dazu ein Zustandsbild der ländlichen Bevölkerung in diesen Bibelgürtel-Staaten der USA mit einfliessen. Damit schafft er Bezug zu neueren Filmen wie "Winters Bone" oder "Frozen River", die diese neue Armut im Land der unbegrenzten Möglichkeiten thematsieren. Gleichzeitig werden auch Erinnerungen an John Fords "Früchte des Zorns" und an die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre wach. Auch dort wurden die armen Farmer enteignet, weil sie den Banken keine Raten mehr zahlen konnten für ihre Farm. Und dem von seiner Frau (Marin Ireland) und Kindern (John Paul Howard, Christopher Garcia) getrennten Farmer Toby Howard (Chris Pine) geht es ebenso. Jahrelang hat er seine kranke Mutter gepflegt, nun ist sie tot und er steht vor einem Nichts. Obwohl sich eine ergiebige Ölquelle auf der Farm befindet, muss die Hypothek innert weniger Tage bezahlt werden, ansonsten geht die Farm in den Eigentum der Bank über.
Gemeinsam mit seinem jähzornigen Bruder Tanner (Ben Foster), der erst vor kurzem aus seiner 10jährigen Haft entlassen wurde, weil er seinen brutalen Vater erschoß, hat er mit viel kriminellem Eifer einen Plan erdacht. Möglichst viele kleine Filialen der Bank ausrauben, bei denen Toby verschuldet ist - und dies alles in einer sehr kurzen Zeit erledigen. Das bedeutet für den Zuschauer eine Art Road Movie durch das ländliche Texas, um Banken auszurauben. Im Casino des Nachbarstaates Oklahoma wird das Geld erfolgreich gewaschen. Alles scheint reibungslos zu klappen. Dann aber muss der eigenwillige Texasranger Marcus Hamilton (Jeff Bridges) gemeinsam mit seinem indianisch-mexikanischen Partner Alberto Parker (Gil Birmingham) den Fall übernehmen. Und der hat ein gutes Gespür, hat treffende Gedanken zum Täterprofil und eigenwillige Methoden. So ist er überzeugt, dass er nur vor einer Filiale dieser Bank warten muss, bis der oder die Täter auch hier ihr Glück versuchen...



In diesem Zusammenhang bietet der Film auch eine jetzt schon legendäre Szene in einem T-Bone Restaurant mit einer verschrobenen Kellnerin (Margaret Bowman) und den beiden sehr unterschiedlichen Texas Rangers an, die Essen bestellen wollen. Überhaupt bezieht der Film sehr viel leisen Humor aus der Beziehung dieser beiden Kollegen - der weiße Hamilton traktiert seinen Partner ständig mit Sprüchen über Indianer, meint es aber liebevoll - was der andere so nicht immer sieht. Aber man merkt, dass die beiden Männer sich dennoch mögen und ein eingespieltes Team sind. Ebenso gut beobachtet ist die Beziehung der beiden unterschiedlichen Brüder - Toby, der stille und denkende Typ und sein zügelloser, aggressiver Bruder, der immer im Hier und Jetzt lebt. Großartig passt auch die Musik von Nick Cave, die ebenfalls eine Oscar-Norminierung verdient hätte - leider wurde sie aber nicht bedacht wie in den Kategorien "Bester Film", Bester Nebendarsteller Jeff Bridges, bester Filmschnitt Jake Roberts und bestes Drehbuch von Taylor Sheridan. Lobenswert aber auch die Kameraarbeit von Giles Nuttgens, der mit seinen eindrucksvollen Bildern das heutige Texas lebendig macht. Gedreht wurde allerdings in New-Mexiko, aber das tut dem sehr guten Film keinen Abbruch. Und Jeff Bridges ist wie immer eine Wucht.




Bewertung: 9 von 10 Punktne.

Der Mann mit der Narbe



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Steve Sekely

Doppelgänger...

John Muller (Paul Henreid) ist intelligent, doch er hat die Gangsterlaufbahn gewählt. Trotz Collegeausbildung und einigen Semestern Medizin, ist er immer mal wieder im Knast. Kaum draussen, plant er schon wieder einen irrwitzigen Coup: ausgerechnet das illegale Spielcasino des Mafia-Paten Rocky Stansyk (Thomas Brown Henry) will er ausnehmen.
Dieser ist bekannt dafür, dass er alle seine Feinde oder Menschen, die bei ihm noch eine Rechnung offen haben,  irgendwann aufspürt und töten lässt.
Doch zu fünft wagt man das Risiko, denn Muller hat die Gabe seine Kumpels von dem lukrativen Plan zu überzeugen.
Natürlich geht es schief, drei seiner Kumpane werden noch auf dem Parkplatz des Spielcasinos von der Mafia geschnappt, lediglich Muller und einem seiner Freunde gelingt die Flucht.
Im Zug nach Los Angeles beschliessen sie, dass sie sich trennen. Der Kumpel will nach Mexico fliehen, Muller will das Job-Angebot seines Bewährungshelfer annehmen.
Inzwischen macht sich Johns Bruder Frederic (Eduard Franz) Sorgen um den verschwundenen Bruder und begibt sich ebenfalls in die Metropole.
Der Zufall will es, dass Muller auf der Straße von einem Mann verfolgt wird. Zuerst glaubt Muller, dass seine Verfolger ihn schon aufgespürt haben, doch es stellt sich heraus, dass der Mann lediglich extrem verblüfft war, weil er einen Doppelgänger von John kenne.
Dieser Doppelgänger ist der Psychiater Dr. Bartok, der einzige Unterschied ist Bartoks auffallende Narbe im Gesicht.
Muller interessiert sich für diese Doppelgängergeschichte und sucht die Praxis des Arztes auf, dort wird er mit einem innigen Kuß von Bartoks Sekretärin Evelyn Hahn (Joan Bennett) empfangen...





Der Ungar Steve Sekely drehte "Der Mann mit der Narbe" (Original: Hollow Triumph) im Jahr 1948 nach dem Roman von Murray Forbes.
Kameramann John Alton leistet sehr gute Arbeit, seine Arbeit veredelt diesen eher unbekannten Film Noir.
Die Motive sind auch etwas unterschiedlich: Es ist zwar der tragische Antiheld dabei, doch die Doppelgängergeschichte ist das Herzstück des Films.
Muller ist irgendwann versessen auf den Plan, das Leben eines anderen Mannes zu führen, dessen Identität anzunehmen. Dabei ist die Sekretärin eine Schlüsselfigur, sie ist es, die beide kennt und mit beiden eine Affäre hat. 
"Der Mann mit der Narbe" hatte nie den Status eines echten Noir-Klassikers, vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte sehr konstruiert ist und sich in dieser Kategorie auch beim Schlußplot noch einmal steigert.
Ich kannte den Film bislang nicht, er hat mir aber recht gut gefallen. Er war durchweg unterhaltsam und er ist so eine Art Neuentdeckung in Sachen Film Noir der 40er.






Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Die jungen Wilden


Regie: John Frankenheimer

Die Gewissensnöte eines Staatsanwaltes...

Das immer mehr gravierende Problem der Jugendkriminalität existiert nicht erst seit Heute. Immer wieder haben Filmemacher der verschiedenen Dekaden sich diesem Thema angenommen.
Beispielsweise stellt Luis Bunuel im 1950 gedrehten "Los Olvidados" diese Ghettokids in der Millionenmetropole Mexico City eindrücklich in ihrem Elend vor.
Jahre zuvor lernte das Kinopublikum mit Wylers "Sackgasse" oder Michael Curtiz "Chicago" die sechs Boys aus den Slums kennen, die als "Dead End Kids" Filmgeschichte schrieben.
In den 70er Jahren schlugen dann die Gangfilme eine wesentlich härtere Gangart ein, man erinnere sich an Walter Hills düstere Odyssee durch das nächtliche New York: "Die Warriors" flüchten von Versammlungsort Van Cortlandt Park in der Bronx Richtung Heimat Coney Island. Vor ihnen liegen aber diverse Bezirke, die von anderen Gangs beherrscht werden.
Hier ist dann erstmalig nicht nur die Grundtendenz niederdrückend, sondern auch die Perspektive für die Zukunft.
50er und 60er Hollywood Varianten boten immer noch eine Art HappyEnd in dieser Misere der Jugendkriminalität an, etwa die Unschuld eines Protagonisten, der einfach durch schlechte Gesellschaft auf die schiefe Bahn geriet und womöglich dann auch dessen Besserung durch einen entscheidenden Hilfeakt einiger Gutmenschen.
Richard Brooks "Saat der Gewalt" kann man hier als Referenz angeben, aber auch der jetzt auf DVD erschienene zweite Film des unterschätzten John Frankenheimer "Die jungen Wilden" aus dem Jahr 1961:
Danny Di Pace (Stanley Christien), Arthur Reardon (John Davis Chandler) und Anthony "Vampir" Apostolat (Neil Nephew) sind Mitglieder einer italienischstämmigen Straßengang, die sich "Thunderbirds" nennen. Ihr Revier ist das Viertel Spanish Harlem in New York City.
Die Thunderbirds haben einen Dauerkrieg mit der immer größer werdenen Anzahl der Konkurrenzgang "The Horseman" - Einwanderer aus Puerto Rico. Natürlich ist die Arbeitslosigkeit und auch Perpektivlosigkeit sehr hoch. Es regiert Hass.
Die drei Thunderbirds dringen am hellichten Tag ins Revier der Puerto Ricaner ein und töten den blinden Roberto Escalante mit ihren Messern. Danach werfen sie die Tatwaffen weg und flüchten. Dadurch dass es viele Augenzeugen gibt, werden sie schnell gefasst.
Vertraut mit dem Fall wird der versierte Staatsanwalt Hank Bell (Burt Lancaster), der selbst aus diesen Slums kommt und sich mit eisernem Willen dem Ghetto entsagt hat und sich bürgerlich hochgearbeitet hat.
Er ist in diesem Falle für die Todesstrafe, dies will auch der angehende Gouverneur Dan Cole (Edward Andrews), der sich von einem harten Urteil natürlich die erforderlichen Wählerstimmen erhofft.
Doch Bell hat nicht nur mit den Ermittlungen zu tun. Auf der einen Seite protestiert seine Frau Karin (Dina Merill) über die Todesstrafe, die ihr Mann fordert. Andererseits ist einer der Jungen das Kind von Bells früherer Freundin Mary Di Pace (Shelley Winters). Auf der Beerdigung von Escalante fordert auch dessen Mutter (Vivian Nathan) die ultimative Gerechtigkeit, die nur den Tod der Mörder bedeutet.
Trotzdem ermittelt Bell dann immer mehr auf beiden Seiten, er sucht nicht nur nach Beweisen für die Schuld der Jugendlichen, sondern legt auch ein Augenmerk auf entlastendes Material...







Armut, Unwissenheit, Rassenhass, Instabilität und Unsicherheit sind die Themen des Films von John Frankenheimer, den er 1961 als seinen zweiten Spielfilm gedreht hat. Schon in diesem Werk erkennt man die Klasse des Regisseurs, der Jahre später so großartige Filme wie "Botschafter der Angst", "Der Mann, der zweimal lebte" oder "Der Gefangene von Alcatraz" drehte. Frankenheimer erlitt durch den Tod seines Freundes Robert Kennedy ein Trauma, dass er versuchte mit Alkohol zu lindern. Dies hatte zur Folge, dass seine Filmarbeiten ab dieser Zeit darunter litten und er erst in seinem späten Lebensabschnitt mit "Ronin" und "Wild Christmas" noch zwei sehr gute Filme realisierte und so ein sehr spätes Comeback feiern konnte.Vielleicht ist das Problem bei "Die jungen Wilden" die Dramaturgie, die irgendwann den Staatsanwalt mit seinen Gefühlen und Gewissenskonflikten in den Mittelpunkt stellt, anstatt ganz bei den Jungen zu bleiben.
Aber die Vorlage, der Roman "A Matter of Conviction" von Evan Hunter sieht dies so vor, dass die geistige Unruhe des Ermittlers im Zentrum der Geschichte steht.
Daher verspielt der Film vielleicht aus heutiger Sicht dieses große Thema. Trotzdem leistet der Film so einiges zu diesem Thema, wenn man das Jahr seiner Entstehung bedenkt: 1961 ist die Aussage mutig, sie geht vom Schwarz-Weiss Schema ab und zeigt auch die schwierigen Voraussetzungen, wenn man in diesen Ghettos chancenlos aufwächst.
Sehr eindrücklich ist auf jeden Fall die Sequenz, als Bell die Augenzeugin, die 15jährige Louisa Escalante (Pilar Seurat) vor Gericht ins Kreuzfeuer nimmt. Hier erweist sich der Film als subtil, denn am Ende steht der Respekt und die Wertschätzung für das Mädchen, dass man auch durch ihren Lebenswandel verurteilen könnte - besonders eben im Jahr 1961.
"Die jungen Wilden" ist nicht ganz das große Meisterwerk, aber ein recht guter empfehlenswerter Klassiker zu diesem Thema.
Er ist eher unbekannt, umso schöner, dass er jetzt als deutschsprachige DVD erscheint.








Bewertung: 8 von 10 Punkten.