Samstag, 15. Dezember 2018

Der Einzelgänger

 





































Regie: Michael Mann

Der fatale Kontrakt des Diebs...

In vielen Filmen von Michael Mann kann man den Einfluß des Film Noir und auch des französischen 60er Jahre Krimis ala Melville erkennen. Sein Erstling "Der Einzelgänger", einem Film über Liebe, Habgier, Verrat und Rache beweist dies eindrücklich. Es ist für mich noch vor "Collateral" und "Heat" Michael Manns bester Film überhaupt. Kameramann Donald Eugene Thorin steuerte die klasse unterkühlten Großstadtbilder dazu, auch der Soundtrack von Tangerine Dream passt perfekt und drückt der Atmosphäre der Geschichte auch ihren Stempel auf. Damals musste die deutsche Elektroband hinnehmen, dass dieser Soundtrack für die Goldene Himbeere nominiert wurde.
Bei der Vergabe der Academy Awards blieb "Thief" - so der Originaltitel - unberücksichtigt. Aus heutiger Sicht völlig unverständlich, denn Michael Manns Film ist ein Meisterwerk, dass erst in den letzten Jahren an Ansehen gewinnen konnte. Immerhin erkannte der berühmte Filmkritiker Roger Ebert bereits beim Kinostar die Klasse dieses düsteren Großstadtkrimis, der in allen Punkten völlig authentisch und extrem atmosphärisch wirkt.
Es ist die Geschichte von Frank (James Caan), der einige Jahre im Knast verbrachte. Inzwischen arbeitet er mit seinem besten Kumpel Barry (James Belushi) als Autoverkäufer. Doch er führt ein Doppelleben, jenseits der bürgerlichen Welt als Juwelendieb. Und in diesem Metier ist er ein echter Profi. Gelernt hat er alles von Okla (Willie Nelson), seinem väterlichen Freund, der immer noch eine Haft verbüßt. Frank ist ausserdem Geschäftsführer einer Bar, doch den luxuriösen Lebensstil finanziert er mit seinen Einbrüchen, die er minutiös plant. Mit von der Partie ist auch Freund Barry. Was fehlt ist die Frau an seiner Seite. Die hofft er mit der Kellnerin Jessie (Tuesday Weld) gefunden zu haben. Er besucht Okla im Knast und dieser rät ihm der Frau gleich von Anfang an die Wahrheit über sein Doppelleben zu sagen. Okla ist inzwischen schwer krank und hat nur noch wenige Monate zu leben. Er bittet seinen Freund darum ihn nicht im Gefängnis sterben zu lassen. Beim ersten Date schenkt er Jessie reinen Wein ein, die ist so gerührt, dass sie sich ein Leben mit dem ehrlichen Gangster vorstellen kann. Der plant nur noch einen großen Coup zu machen. Er soll im Auftrag des Gangsterbosses Leo (Robert Prosky) in ein Hochhaus einbrechen und dort einen Tresor knacken, den man eigentlich nicht knacken kann. Gemeinsam mit Barry beginnt er mit den Vorbereitungen. Felsenfest davon überzeugt, dass er sich danach zur Ruhe setzt. Mit dem versprochenen Anteil scheint dies auch möglich zu sein. Doch da Leo von der Polizei beschattet wird, machen die Frank das leben schwer. Sie sind sich sicher, dass der bald ein Ding drehen wird. Doch Frank spielt den Coolen und hält auch nach einer kleiner Folterung auf dem Revier dicht. Der Coup gelingt und alles könnte jetzt gut werden. Leider muss er feststellen, dass der alte Leo ein ganz mieser Sack ist, der ihm nur einen viel kleineren Anteil an der Beute gibt. Leo hat vor so einen Topprofi wie Frank nicht gehen zu lassen, er soll weiter für ihn tätig sein und hat den Rest des ausgemachten Anteils in lukrative Immobiliengeschäfte gesteckt. So bindet der Boss wie eine Familie seine Männer an ihn. Der Einzelgänger Frank sieht diesen Zwang als Sklaverei und bedroht Leo. Damit ist die Jagd auf ihn eröffnet...





Der Film begeistert nicht nur durch die klasse Darstellerleistungen. James Caan in einer seiner besten Rollen. Und Robert Prosky hätte auch eine Oscarnominierung als bester Nebendarsteller verdient. Ausserdem gibts eine ganze Reihe von großartigen Szenen. Vor allem das Gespräch des erstes Dates zwischen Frank und Jessie ist extrem eindringlich und intensiv. Genauso intensiv auch Franks konsequente, aber extrem brutale Haltung am Ende. Da er sich ausschließlich auf die Rache konzentriert und höchstwahrscheinlich das Leben verlieren wird, zieht er einen Schlußstrich unter die Beziehung mit Jessie, die bis zu diesem Zeitpunkt sein größtes Glück war. Hier beweist auch Tuesday Weld ihre Klasse. Es ist vor allem auch die Einbruchsszene, die sehr stark an den Einfluß von Jean Pierre Melville erinnert. Der hatte in vielen seiner Meisterwerke - Vier im roten Kreis, Der zweite Atem oder Der Chef - Wert darauf gelegt, die Tätigkeit des Gangsters minutiös einzufangen. "Thief" ist ein völlig unaufgeregter Film, der sich Zeit nimmt die Geschichte und die 'Figuren zu entwickeln.
James Caans Figur Frank steht in bester Tradition mit anderen Einzelgängern, die ihre Problem auf eigene Faust regeln und dabei auch den eigenen Tod billigend in Kauf nehmen. Daher steht Frank in enger Verwandtschaft mit Clint Eastwoods Dirty Harry, Charles Bronsons Paul Kersey, Steve McQueens "Bullit" oder Alain Delons Jeff Costello.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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