Freitag, 11. Januar 2019

Stray Dog - Der streunende Hund







































Regie: Akira Kurosawa

Die gestohlene Dienstwaffe...

Akira Kurosawas "Ein streunender Hund" ist der erste von insgesamt drei Film Noir des japanischen Meisterregisseurs. Der Film entstand nur wenige Monate vor seinem großen internationalen Welterfolg und Durchbruch mit "Rashomon". Ausgezeichnet funktioniert dieser existenzialistische Krimi durch die Fülle an realistischen und kleinen, beinahe unbedeutenden Beobachtungen des Großstadtlebens in Tokio. Es ist Hochsommer, es herrscht eine unbeschreibliche Hitze und umgeben von den Ruinen der zerbombten Metropolen zeigt Kurosawa dem Kampf der Menschen ums Überleben und ihren Wunsch die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Genau die der Dieb eines Colts ist auch der junge Polizeiinspektor Detective Murakami (Toshiro Mifune) noch von dem Krieg und den dortigen grausamen Erlebnissen geprägt. Er ist jung und unerfahren und so passiert ihm das Missgeschick, dass er in einem überfüllten Bus bestohlen wird. Plötzlich ist die geladene Dienstwaffe weg, sie wurde ohne große Probleme aus seiner Jackentasche entwendet. Das könnte schlimme Konsequenzen haben - doch er hat noch mal Glück im Unglück. Polizeiinspektor Nakajima (Gen 'Shimizu) kündigt ihm nicht, aber er bekommt drei Monate lang nur den halben Lohn. Gemeinsam mit dem älteren Kollegen Sato (Takashi Shimura) vom Diebstahldezernat soll er sich auf die Suche machen, den Dieb und die Waffe zu finden. Murakami ist aber auch beladen mit Schuldgefühlen. Was wäre wenn mit der entwendeten Waffe jemand zu Schaden käme ? Vielleicht sogar das Leben verlieren würde....sein Kollege Sato versucht ihm etwas mehr Gelassenheit zu vermitteln, denn schließlich ist es nicht die Waffe, die tötet, sondern der Gangster, der damit abdrückt. Tatsächlich ist der jetzige Waffenbesitzer Yusa (Isao Kimura) einer dieser traumatisierten Kriegsheimkehrer, die nie wieder zurück in den Alltag fanden und seitdem ihre Existenz mit krimineller Energie aufrechterhalten. Der Colt, den er bei sich hat, zieht eine Blutspur nach sich. Gemeinsam mit dem Kollegen, teilweise auch alleine als Herumtreiber verkleidet, durchstreift der junge Polizist die Stadt und damit auch den japanischen Nachkriegsalltag. Er sammelt dabei Erfahrungen und lernt andere Menschen und andere Schicksale kennen. Die junge Harumi Namiki (Keiko Awaji) wird dabei zur Schlüsselfigur in der fieberhaften Suche nach dem potentiellen Killer...





Kurosawa erweist sich als präziser Beobachter des Lebens nach dem Krieg. Er zeigt auch, dass "The american Way of Life" so kurz nach Kriegsende bereits in Japan Fuß gefasst hat - die Bevölkerung sind verrückt nach Baseball und nach Revuen ala Hollywood. Aber auch die japanische Tradition wird diesem neuen Weg dazugestellt, teilweise durch die Figuren der Geschichte. Beispielsweise die Mutter der jungen Harumi, die von Eiko Miyosi gespielt wird. Die ist gar nicht erfreut über den moralisch fragwürdigen Lebenswandel ihrer Tochter. Auch die Polizei geht nicht zimperlich mit einem Zeugen um, der nicht mehr ins traditionelle bild passt, weil er a) Frauenheld und b) eine unanständige Frisur hat. Wer Kurosawa nur durch die genialen Samurai Filme kennt, der sollte einen Blick in "Stray Dog" wagen. Denn auch auf dem Gebiet des düsteren Großstadtportraits mit Thrillerelementen ist ihm ein echtes Meisterwerk gelungen. Der Film begeistert durch die fieberhafte Atmosphäre, die ihn durchgehend begleitet und Kurosawa selbst gab an, dass er von dem Krimi Autor Georges Simenon inspiriert wurde. Trotz seines hohen Anspruchs und seiner düsteren Stimmung wurde "Stray Dog" ein ähnlich großer Erfolg wie "Engel der Verlorenen" und seine Stilmittel - auch die wortlose, achtminütige Sequenz, in der Mifune seine Waffe sucht - wurden später von vielen Regisseuren imitiert.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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