Mittwoch, 8. Mai 2019

Die Falschspielerin







































Regie: Preston Sturges

Böses Mädchen...

"Die Falschspielerin" heisst im Original "The Lady Eve". Eine englische Lady, die allerdings erst im zweiten Part des Films auftaucht. Preston Sturges Screwball-Comedy glänzt nämlich mit einer superguten Idee, einem Extrem-Cut in der Mitte des Films, wenn aus der raffinierten Trickbetrügerin Jean Harrington (Barbra Stanwyk) die alles bezaubernde, liebevolle Lady Eve aus dem Vereinigten Königreich wird und mit der Verwandlung auch die Locations wechseln. Die gute Hälfte spielte sich zurerst an Bord eines Luxusliners ab, der auf dem Weg von Südamerika nach New York ist.  Der zweite Teil spielt sich  beim illustren Empfang in einer Villa der steinreichen New Yorker Familie Pike statt. Dieser Szenenwechsel und mit die mit einhergehende Verwandlung der Frau hat natürlich Gründe und ein Ziel namens Hopsie (Henry Fonda). Hopsie ist der Sohn des Villenbesitzers, der Vater wurde durch seine Brauerei vermögend. Der Sprößling macht sich nichts aus Bier, auch nicht aus dem vielen Geld, denn der etwas naive, weltfremde und ungeschickte Millionärssohn ist mit Leidenschaft Amazonasforscher und heißt eigentlich Charles Pike. Hopsie erforschte im Urwald Schlangen und steigt zur Weiterfahrt nach Beendigung der Expedíton überraschend mit seinem Assistenten und Faktotum Muggsy (William Demarest) und seiner Schlange auf einen Luxusliner.
Hier macht er dann Begegnung mit der wirklichen Schlange...Jean Harrington. Wobei die empanzipierte Lady eigentlich Angst vor Schlangen und im Grunde ein gutes Herz hat.
Jean, ihr Vater (Charles Coburn) und ein weiterer Komplize namens Gerald (Melville Cooper) bilden ein sehr versiertes Betrügertrio, die auf diesen Überfahrten stinkreiche Passagiere beim Kartenspiel um viel Geld erleichtern. Hopsie soll das nächste Opfer werden...aber dann kommt die Liebe ins Spiel. Und ab diesem Zeitpunkt laufen die ganzen Pläne aus dem Ruder. Nicht zuletzt weil Hopsies Assistent die Wahrheit vermutet und schliesslich auch noch an Bord aufdeckt.
Hopsie gibt Jean den Laufpass, diese ist aber noch nicht "fertig" mit ihm, denn sie muss sich natürlich rächen und ausserdem braucht sie ihn "wie das Hackebeil den Truthahn"...und bis die beiden Liebenden endlich das wohlverdiente Happyend erleben dürfen, taucht eben eine Lady Eve überraschend auf einem Empfang beim Vater des zukünftigen Ehemannes auf und diese Frau sieht der Trickbetrügerin Jean sehr ähnlich...natürlich funkt es auch ein zweites Mal.




Mit viel witzigen Slapstickeinlagen, eleganter Spielfreude, ein bisschen Lubitsch-Touch und heiterem Geschlechterkrieg ist dieser 40er Jahre Hit von Preston Sturges inszeniert. Barbara Stanwyk und Henry Fonda glänzen in ihren Rollen, auch die Nebenrollen sind bestens besetzt...vor allem Charles Coburn als durchtriebener Vater der angehenden Braut begeistert auf ganzer Linie
Barbara Stanwyk spielt genial ihre Rolle mit emanzipatorischen Fähigkeiten, lange bevor die Emanzipation zum grossen Thema wurde.
Bei der Oscarverleihung 1942 wurde die grandiose Vorstellung von Barbara Stanwyk leider total übergangen. Man zog ihre Darstellung in der Howard Hawks Komödie "Die merkwürdige Zähmung der Gansterbraut Sugarpuss" vor, was m.E. eine krasse Fehlentscheidung war. Mit diesem Film reichte es dann nicht zum Sieg, den schnappte ihr Joan Fontaine für "Verdacht" weg. Wer weiß, vielleicht hätte es mit der Rolle der Lady Eve/Jean Harrington eher geklappt. Immerhin erhielt "Die Falschspielerin" eine Nominierung in der Kategorie "Beste Originalstory", die von Monckton Hoffe stammte. Für mich ist dieser Preston Sturges Klassiker wahrscheinlich sogar die beste Screwballcomedy überhaupt. Nicht nur dass die Chemie zwischen Stanwyk und Fonda stimmt. Ab dem Zeitpunkt als Jean dem reichen Millionärssohn ein Bein stellt, beginnt das herrliche Dialogfeuer.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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