Sonntag, 3. November 2019

Das grüne Zimmer








































Regie: Francois Truffaut

Ein Altar für die Toten...

In "La Chambre verte" hat Regisseur Francois Truffaut auch die Hauptrolle übernommen. Damit ist die Annahme sicherlich nicht falsch, dass dieser 1978 entstandene Film ein sehr persönliches Werk ist. Vielleicht kann man sogar von einer persönlichen Bilanz sprechen, denn der Regisseur drehte nach "Das grüne Zimmer" nur noch vier Filme. Im September 1983 wurde bei Truffaut ein Gehirntumor diagnostiziert und am 21. Oktober des folgenden Jahres stirbt der Kinopoet in Neuilly-sur-Seine.
Der Film - einer der besucherschwächsten Werke von Truffaut - basiert auf der Kurzgeschichte "Der Altar der Toten"  von Henry James. Es ist die Geschichte eines Mannes, der von den Toten in seinem Leben besessen ist und somit gar nicht unbeschwert leben kann. Dieser Mann wählt diesen Weg aber freiwillig. Ein Film, der vom Betrachter eine hohe Aufmerksamkeit verlangt, denn die 94 Minuten gleichen manchmal fast einer Andacht. Truffauts Protagonist heißt Julien Davenne und durch den 1. Weltkrieg viele Freunde verloren hat. Dann starb auch noch seine geliebte Frau Julie. Der Journalist arbeitet bei einer Zeitschrift names "Globe" in der Provinz und er wird zwar von seinem Chef Bernard Humbert (Jean Daste) zwar geschätzt. Aber der findet ihn auch reichlich seltsam. Davenne ist aber ein brillanter Schreiber für Nachrufe. Für seine Frau hat er in seinem Haus ein Zimmer eingerichtet. Dort in diesem grünen Raum zelebriert er seinen paradoxen Totenkult mit vielen Kerzen und Bildern. Im Haus lebt auch seine Haushälterin Madame Ramboud (Jane Lobre) und das stumme Pflegekind Georges (Patrick Maleon). Mit der jungen Cecilia Mandel (Nathalie Baye) lernt er eine Art Seelenverwandte kennen. Auch für Cecilia ist es wichtig den Toten ein langes Andenken zu bewahren. Im Gegensatz zu Julien ist sie aber fest davon überzeugt, dass man auch die Pflicht hat weiterhin mit den Lebenden ein erfülltes Leben zu erreichen. Als das Zimmer durch einen Brand zerstört wird, kauft Julien von der Kirche eine Kapelle und überwirft sich für eine gewisse Zeit mit seiner platonischen Freundin....



Am Ende des morbiden wie poetischen Films steht tatsächlich der Tod und auch eine Nachfolge für das Lebenswerk des todessehnsüchtigen Mannes. Ein Film über die subtile Besessenheit eines Menschen, der den endgültigen Abschied von einem lebenden Wesen nicht ertragen kann. Er versucht das Unwiederbringbare zu bewahren, die Vergangenheit so sehr in der Gegenwart zu leben. So verfällt er im Laufe dieser Zeit immer mehr dem Tod. Interessante Gedanken vermittelt "Das grüne Zimmer" natürlich in sehr starker Weise. Soll man die Toten in seinem Leben irgendwann vergessen ? Hat man auch das Recht nach solchen Schicksalsschlägen das Leben dennoch neu zu ordnen, sich neu orientieren ? Wie oft bei Truffaut ist auch Julien ein Leidender an seinen fatalen Obessession. Mit der jungen Nathalie Baye arbeite Truffaut schon in "Die amerikanische Nacht" und "Der Mann, der die Frauen liebte" zusammen. "La chambre verte" ist neben "Die Rückkehr des Martin Guerre" und "Eine fatale Entscheidung" eine ihre besten Darstellungen überhaupt.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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