Dienstag, 3. März 2020

Stadt der Liebe und Hoffnung







































Regie: Nagisa Oshima

Der Junge, der seine Taube verkaufte...

Die bekanntesten Filme des japanischen Regisseurs Nagisa Oshima sind sicherlich der Skandalfilm "Im Reich der Sinne" aus dem Jahr 1976 sowie der britisch-japanische Kultfilm "Furyo - Merry Christmas Mr. Lawrence" aus dem Jahr 1983 mit David Bowie und Ryuichi Sakamoto.
Seine Regiekarriere begann aber bereits in den späten 50er Jahre und Oshima wurde bald einer der führenden Vertreter der japanischen neuen Welle (Nuberu bagu). Er gründete bald darauf eine eigene Filmproduktionsgesellschaft und seine Werke befassten sich sehr oft mit Tabuthemen wie Sex, Verbrechen und Gewalt.
Sein 1959 entstandener "Stadt der Liebe und Hoffnung" (Originaltitel: Ai to Kibo no Machi) ist sein erster Langfilm, obwohl er nicht mal 65 Minuten lang ist.
Es ist ein Werk, dass durch die unverblümte Darstellung der Armut in Japan sehr stark auch an die italienischen Meisterwerke des Neorealismus erinnert. Eine alleinerziehende Mutter mit der größten Opferbereitschaft für ihre beiden Kinder, die es einmal besser haben soll als sie.
Die Mutter (Yuko Mochizuki) ist gesundheitlich sehr angeschlagen, spielt den Zustand aber vor ihren Kindern herunter. Ihr Junge Masao (Hiroshi Fujikawa) ist ein guter Schüler und die Mutter will unbedingt, dass er weiter die Schulbank drückt um später studieren zu können. Der Junge sieht aber sehr wohl, dass die Mutter sich permanent überarbeitet und will viel lieber eine gute Ausbildung beginnen. Die kleine Schwester Yasue (Michio Ito) hängt an den Tauben, die ihr Bruder besitzt und mit denen er die spärliche Haushaltskasse aufbessert, indem er die Tiere verkauft. Der Trick dabei ist, dass die Tauben immer wieder zum Besitzer zurückkehren, so kann er diesen Betrug wiederholen und immer wieder ein bisschen dazu verdienen.
Er verkauft auch eine dieser Tauben an die etwas gleichaltrige Kyoko (Yuki Tominaga). Das Mädchen findet Gefallen an dem sympathischen und ruhigen Jungen, der in Armut aufwächst - sie selbst ist die Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten, die auch immer wieder neue Arbeitskräfte suchen. Doch die Jungs aus der Tokyo Vorstadt haben bei ihren Bewerbungen kein Glück, die Firma holt sich lieber Jungen vom Land, die einen weitaus besseren Ruf haben. Aber Masaos Lehrerin (Kakuko Chino) setzt sich für ihren Schüler ein und auch das Mädchen appelliert an ihren Vater (Fujio Suga) und an ihren Bruder (Fumio Watanabe) dem Jungen eine Chance zu geben. Dann aber kommt sein Betrug mit den Tauben ans Licht...




Ein echtes Melodram, wenn man so will - aber vom Regisseur mit nüchternen Bildern versehen und schafft es sofort, dass man am Schicksal des Jungen und seiner Familie, die in einer lausigen Baracke wohnen, interessiert ist und auch mit ihnen mitfühlen kann. Liebe Menschen, die füreinander da sind, die aber Null Chance für einen Aufstieg haben. Die Tauben werden auch zu einem gewissen Symbol der Geschichte und das Ende bietet dann auch wenig Hoffnung, aber ganz viel Realität. Eigentlich wollte Oshima seinen Film "Der Junge, der die Taube verkaufte" nennen, doch damit waren die Produzenten nicht einverstanden.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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