Dienstag, 3. März 2020

Medea







































Regie: Pier Paolo Pasolini

Grausame Rache...

"Medea" ist ein Film von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1969 und wirkt auf den interessierten Zuschauer geheimnisvoll und magisch. Für die Hauptrolle der Medea wählte er die Opernsängerin Maria Callas. "Sie ist eine Frau, in gewisser Hinsicht die modernste aller Frauen, aber in ihr lebt auch eine Frau der Antike" - so seine Begründung für die ungewöhnliche Besetzung. Pasolini hat einige Filme mit historischen Hintergrund realisiert - alle diese Werke sind ausgesprochene Bilderfilme und auch der antike Stoff nach Euripides lebt von dieser faszinierenden Bildsprache. Dem Kameramann Ennio Guarnieri (Bruder Sonne, Schwester Mond, Ginger und Fred, Der Garten der Finzi Contini) ist diese atmosphärische Bildsprache zu verdanken. Auch die Kostüme (Piero Tosi) und Ausstattung (Dante Ferretti) sind perfekt, weil auch hier ein großer Wert auf die Authentizität gelegt wurde.
Pasolini bearbeitete diesen altgriechischen Mythos sehr frei, den Euripides im Jahr 431 v. Christus schrieb. "Medea" ist allerdings kein leichter Stoff, da der Regisseur eine fragmentierte Erzählstruktur wählte. Er wollte sich durch diese sprödere Machart der leichten Konsumierbarkeit enziehen, wurde allerdings durch ein mageres Ergebnis an der Kinokasse bestraft. Dennoch ist es eine Freude dieses Fest der Bilder zu erleben.
Es ist die Geschichte zweier unterschiedlicher Liebenden und auch die Geschichte zweier sich fremder Kulturen. Der Grieche Jason wächst als Kind rational und pragmatisch auf. Sein Lehrmeister ist der Zentaur Chirone (Laurent Terzieff). Als Erwachsener will er das Königreich seines Vaters zurückgewinnen. Doch der Herrscher, sein Onkel Creon (Massimo Girotti) verlangt, dass Jason das Goldene Vlies suchen und herbeischaffen muss. Dieses Vlies ist im Besitz des Königreiches Kolchis, das an der Ostküste des Schwarzen Meeres liegt. Medea (Maria Callas) ist nicht nur die Tochter des dortigen Königs Aietes, sondern auch eine Zauberin. In ihrem Volk ist es Brauch Menschenopfer den Göttern darzubringen. Kurz bevor Jason und seine Argonauten die Küste erreichen, wird dort ein Jüngling den Göttern geopfert. Seine Organe und sein Blut werden in einem rituellen Sparagmos über die Ernte gestreut. Das Opfer wird an eine Holzkonstruktion gebunden, getötet und zerstückelt. Die Bewohner düngen dann die Ernte mit seinem Körper und seinem Blut. Während Medea das heilige Vlies im Tempel anbetet, begegnet sie Jason. Sie verliebt sich sofort in ihn und hilft ihm das Vlies zu rauben. Damit verrät sie ihre Familie und tötet noch dazu ihren Bruder Absyrtos (Sergio Tramonti). Sie flüchtet mit Jason, doch in seiner Welt bleibt Medea eine Fremde. Auch Jason kommt nicht ans Ziel. König Kreon weigert sich sein Versprechen einzulößen. Medea und Jason zeugen gemeinsam Kinder. Doch als er aus Kalkül Clauze (Margareth Clementi), die hübsche junge Tochter von König Kreon heiraten will, übt die Verstoßene grauenvolle Rache....






Hier kommen dann Medeas Zauberkräfte zum Einsatz. Pasolini zeigt eindrucksvoll einen Clash der Kulturen. Medeas Welt ist archaisch und voller heidnischer Riten. Jasons Heimat Korinth wirkt dagegen viel moderner und aufgeklärter. Er entpuppt sich aber als skrupelloser Karrierist. Die kargen Landschaftsstriche der Türkei, Syrian und an der Adria - dort wurde der Film gedreht - fungieren ebenfalls als Seelenspiegel der Figuren. Maria Callas verkörpert in der Titelrolle eine rachsüchige Mörderin in dem Moment als sie den Typus der selbstbewussten, kämpferischen Frau hinter sich lassen konnte.






Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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