Freitag, 22. Mai 2020

Children of Men







































Regie: Alfonso Cuaron

Düstere  Zukunftsvision....

Eins haben "Children of Men" und "28 Days later" gemeinsam. Sie erzeugen beide über weite Teile ein destruktives, herunterziehendes Gefühl. Alles was man sieht ist auswegslos, sinnlos...wäre da in Alfonso Cuarons Dystopie nicht diese schwangere junge Mutter Kee (Clare Hope-Ashite), eine Asylbewerberin und eine Sensation im Jahr 2027, in dem der Film spielt, wenn man ihre Schwangerschaft entdecken würde. Denn kein Mensch wurde in den letzten 18 Jahren geboren.
Es gibt viel Plus und wenig Minus in diesem Film, fast könnte man sagen, er wirkt in der Gesamtheit irgendwo karg und kalt. Aber das liegt wohl daran, dass die Welt im Jahr 2027 von Umweltverschmutzung und Terrorismus geprägt ist. Die britische Insel hat sich in dieser Zeit vom Rest der Welt abgeschottet und versucht als Polizeistaat die Ordnung aufrechtzuerhalten. Denn viele Einwanderer wollen ins Vereinigte Königreich.
Sehr gut gelungen sind die Szenenbilder und die Optik des Films, darüberhinaus bietet "Children of Men" auch gewisse Nebenschauplätze und Hintergründe. Der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubetzki ist ein Könner und schafft mit seinen Bildern ein Szenario, in dem der Zuschauer meint, er wäre "mittendrin".
Eigentlich ein wichtiges Thema, das der Film versucht aufzugreifen. Das "Was wäre wenn keine Kinder mehr geboren würden". Eine Endzeit, denn so stirbt der Mensch aus und die Figuren leben bereits 18 Jahre ohne Zukunft. Gekonnt streut der Film auch gewisse Schlüsselszenen ein, etwa anfangs die Nachricht über die Ermordung des weltbekannten jüngsten Menschen dieser Welt, alles trauert in Lady Di Ausmassen. Diese Nebenstränge sind sehr gut gelungen. Und da gibt es einen ganzen Haufen solcher kleiner, aber umso wirkungsvoller Nebenschauplätzen.
Cuaron hat seinem Film einen unangenehm morbiden Touch verliehen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch zusätzlich  durch sehr effektive Bilder, die an eine erschreckende Doku erinnert. 
Mitten in diesem Chaos versucht sich der etwas depressive frühere Regierungsangestellte Theo Farron (Clive Owen) zurechtzufinden. An die aktuelle politische Lage haben sich viele Menschen schon gewöhnt und auch an die Berichterstattung im TV, die Bilder von den ghettoartigen Aufnahmelager der vielen Immigranten zeigt. Sie sollen aber alle wieder abgeschoben werden. Theos Ex Julian (Julianna Moore) ist inzwischen in der Untergrundorganisation "Fishes" tätig, die offiziell als Terrorgruppe angesehen wird. Julian bittet Theo, dass er die junge Asylantin Kee mit deren Begleiterin Miriam (Pam Ferris) an einen sicheren Ort bringen soll. Denn Kee ist schwanger - etwas was unmöglich erscheint, denn es gab seit vielen Jahren keine Geburten mehr. Theo soll die junge Frau sicher an die Küste bringen, dort ist das mysteriöse "Human Project" zu finden, ein Zusammenschluß von Wissenschaftlern, die am Fortbestand der Menschen forscht und auf einem als Kutter getarnten Schiff vor der Küste erreicht werden kann. Doch so einfach ist diese Reise nicht. Denn bald ist die Polizei den Flüchtenden auf den Fersen...






Die Bombadierszene gegen Ende mit der anschliessenden Entdeckung des Babys durch die Rebellen und die Soldaten ist sehr effektiv gestaltet und  brilliant gefilmt, die Musik setzt zur rechten Zeit ein...sie wirkt aber auf mich fast wie eine Art Absurdität, wenn nach der besonderen Ergriffenheit plötzlich wieder weitergeschossen wird.
Cuarons alptraumhafte Zukunftsvision bekam drei Oscarnomierungen - beste Kamera, bester Schnitt und bestes adaptiertes Drehbuch. Mit über 70 Millionen Dollar Einspielergebnis könnte man generell zufrieden sein, doch der Film kostete bereits genauso viel wie er einnahm. Dennoch entwickelte sich "Children of Men" in den letzten Jahren zu einem echten Kritikerliebling. Bei der Umfrage der BBC über die besten Filme des neuen Jahrhunderts wurde "Children of Men" auf einen hervorragenden 13. Rang gewählt. In wichtigen Nebenrollen sind Michael Caine und Chiwetel Eijofor zu sehen.






Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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