Mittwoch, 7. Oktober 2020

Warlock


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Edward Dmytryk

Der Marshall und sein Geschäftspartner...

Ich habe "Warlock" zweimal im TV gesehen und fand ihn damals recht verworren. Die auf DVD vorliegende Version schliesst durch das Hinzufügen vielen kleiner Szenen des Originals die logischen Lücken - da fiel einfach viel Handlung in der deutschen Version der Schere zum Opfer. Insgesamt waren es mehr als 20 Minuten.
Jetzt kommt Edward Dmytryks psychologischer Western viel schlüssiger daher und dies wertet den Film merklich auf. In dieser Langfassung gehört "Warlock" zu den ganz großen Highlights des Genres.
Die Handlung ist sicherlich für einen Western sehr unkonventionell, ja sogar verwegen, wenn man die Rolle des Anthony Quinn bedenkt, den wir erst als Geschäftspartner vom Marshall Henry Fonda wahrnehmen, dann als sein über Leichen gehendesr eifersüchtiger Liebhaber. Obwohl dies natürlich nur in Andeutungen behandlet wird. Aber hier steckt eine verborgene Homokomponente, die dann immer offensichtlicher ausgetragen wird, als der Marshall heiraten und sich in Warlock sesshaft machen möchte. Ab diesem Zeitpunkt wird Tom Morgan, so heißt Anthony Quinn im Film, von einer großen Eifersucht und starken Besessenheit geleitet. Auch sein Objekt der Begierde - der starke Marshall Clay Blaisdell mit seinen Pistolen mit den vergoldeten Griffen setzt die Beziehung zu seinem besten Freund immer in Vergleich mit seiner neuen Eroberung Jessie Marlow, einer Bürgerin des kleinen Grenzortes "Warlock" im Bundesstaat Utah.
Unter diesem Blickwinkel ist es fast ein Vorläufer zu "Brokeback Mountain", denn auch in Warlock läuft diese Sache sehr versteckt ab und nur der Zuschauer erahnt die Tragweite der Beziehung...
Diese innige Männerbeziehung ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte um die Stadt. Dort wird der ehemalige Sheriff eingangs von einer Bande verjagt, die Bürger entscheiden sich dann den berüchtigten Revolverhelden Clay Blaisdell als Marshall zu engagieren. 




Erst im Lauf des Films erhält die dritte grosse Figur - Richard Widmark - klarere Konturen. Er gehört zuerst zu dieser besagten Bande San Pablo Gang, distanziert sich jedoch sehr schnell und kann sich langsam aber sicher von dem Bandenchef Abe McQuoun (Tom Drake) abnabeln, wechselt von den Bösen zu den Guten ins bürgerliche Lager. Es gelingt ihm aber nicht seinen jüngeren Bruder Billy (Frank Gorshin) davon zu überzeugen, die Bande zu verlassen.
War Fonda anfangs der Retter der Stadt und bei allen Bürgern beliebt, so ändert sich hier ebenfalls das Blatt. Der Marshall wird zur Belastung. Ein Mann, der hauptsächlich an seiner eigenen Legendenbildung feilt und sich als überlebensgrosse Ikone selbstherrlich feiern lässt - eine Paraderolle für Henry Fonda.
Zwei Frauen sind die Schlüsselfiguren der Geschichte. Die wohlbehütete brave Bürgerin, die sich in den Marshall verliebt und eine gestrauchelte Tingeltangel-Lady, die plötzlich wieder auftaucht und die wohl mit Clay und auch mit Tom schon mal eine Beziehung gehabt haben muss. Sie möchte sich am Marshall rächen, aber auch sie ändert ihre Ziele und so werden Dorothy Malone und Richard Widmark nicht nur zum Filmpaar, auch zu den wahren Rettern des Städchens. Damit sind zwei ehemals zwiespältige Charaktere am Ende die Helden der Story...am Schluss verlässt der Marshall die Stadt...allein. In der Nacht zuvor erschoss er im Duell einen Menschen, der ihm nicht nur seine schillernde Identität gab...er reitet verbittert davon und nimmt viele Geheimnisse mit sich mit.
Dmytryk hat einen fabelhaften wie einzigartigen Western der Filmwelt hinterlassen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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