Montag, 18. April 2022

Der Uhrmacher von St. Paul


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Bertrand Tavernier

Der unbekannte Sohn...

Die vielleicht bekannteste Arbeit des Filmregisseurs Bertrand Tavernier, der aus Lyon stammt, ist wahrscheinlich der 1986 entstandene Jazzfilm "Um Mitternacht". 1974 realisierte er mit dem Roman von Georges Simeon "Der Uhrmacher von St. Paul" seinen ersten Spielfilm. Die Handlung der Geschichte verlegte Tavernier in seine Heimatstadt Lyon und diese wurde von Kameramann Pierre William Glen auch sehr gut eingefangen. Dabei wird der Kriminalfilm auch um eine politische Variante erweitert und domiierend lebt aber der Film von seiner sehr differenzierten Charakterstudie eines Vaters, dessen Sohn plötzlich einen Mord begangen haben soll. Dieser Uhrmacher Descombes (Philippe Noiret, der klasse spielt) lebt mit seinem Sohn im Altstadtviertel St. Paul in Lyon. Descombes hat viele gute Freunde und ist ein angesehener Bürger, der sich immer wieder mit seinen Kumpels trifft - gemeinsam essen sie und unterhalten sich über Wirtschaft und Politik. Descombes selbst ist eher unpolitisch, im Gegensatz zu vielen seiner Freunden, die eher politisch links und gewerkschaftsnah stehen. Eines Morgens - gerade als er seinen Laden öffnen will - bekommt der besonnenne Mann Besuch von der Kripo. Der mit einem Mordfall beauftragte Inspektor Guilboud (Jean Rocheford) teilt ihm mit, dass Descombes Sohn Bernard (Sylvain Rougerie) der Hauptverdächtige sei. Dieser befindet sich auch auf der Flucht...gemeinsam mit seiner Freundin namens Liliane Torrini (Sylvia Pascal), die auch seine Komplizin sein soll. Diese Nachricht trifft den Vater wie ein Schock, er muss sehr schnell erkennen, dass sein Sohn viele Geheimnisse hatte...



Mit seinem Erstling "Der Uhrmacher von St. Paul" schuf Bertrand Tavernier einen sehr leisen, ruhigen Film, der so gut wie keine Action hat, dafür aber mit einer eindringlichen, psychologischen Studie zu gefallen weiß. Daraus bezieht der Film seine Spannung, auch die verständnisvolle Beziehung zwischen Uhrmacher und dem Kommissar ist gut gestaltet. Krimifans kommen durch diese subtile, sensible Gestaltung der Figuren auf ihre Kosten, man sollte aber keinen Kracher erwarten, der von Höhepunkt zu Höhepunkt eilt. Tavernier orientierte sich sicherlich auch am unaufgeregten Inszenierungstil der Chabrol Krimis aus dieser Zeit. Der Film entstand 1974 und erhielt den Silbernen Bären.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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