Donnerstag, 20. Februar 2020

Die schrecklichen Kinder

























 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Jean-Pierre Melville

Geschwisterliebe...

"Die schrecklichen Kinder" ist der zweite Kinofilm von Jean Pierre Melville und entstand 1950. Der Film basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Jean Cocteau und beinhaltet Themen wie Geschwisterliebe, Homosexualität und Doppelgängertum. Dabei hält der Film eine ausgewogene Balance zwischen Poesie und Fatalismus. Der Autor hatte viel Mitspracherecht, trotz der bekannten Sturköpfigkeit des Regisseurs, und fungiert sogar als Off Stimme in den verschlüsselten und rätselhaften Geschehen.
Die Geschichte handelt von den beiden Geschwistern Elizabeth (Nicole Stephane) und Paul (Edouard Dermite), die ein besonders inniges Verhältnis zueinander pflegen. Paul ist sehr beeindruckt von seinem Klassenkameraden Dargelos (Rene Cosima), der ziemlich respektlos auftritt. Dieser Junge wirft auf Paul einen Schneeball, in dem sich ein Stein befand und dieser Schlag wirft Paul auf den Boden. Er muss das Krankenbett hüten. Dabei ist er noch mehr gefangen in der Kleinen Wohnung, wo die beiden mit ihrer kränklichen Mutter leben. Immer wieder geraten die Geschwister bei jeder Kleinigkeit in Streit. Elisabeth wirkt sehr verrückt und Paul hat zusätzlich noch das Problem des Schlafwandelns. Als bald darauf ihre Mutter stirbt, wird die Beziehung noch problematischer. Liebe und Hass wechseln sich ab und sie tauchen immer mehr in eine gewisse Traumwelt ein, die aus Exzentrik und kuriosen Kultobjekten besteht. Nur wenige Aussenstehende dürfen in diese Welt der Beiden tatsächlich eintauchen. Pauls ruhiger Freund Gerard (Jacques Bernard) und die hübsche Agathe (Rene Cosima in einer Doppelrolle), die Pauls verehrtem Schwarm Dargelos sehr ähnlich sieht. Da sowohl Agathe als auch Gerard nicht so selbstbewusst sind wie die Geschwister lassen sie sich auch sehr schnell abhängig machen. Das Leben des Quartetts besteht aus derben Streichen, diversen Geschmacklosigkeiten und gegenseitigen Intrigen - mal ganz offen, mal ganz versteckt. Dann tritt Michael (Mel Martin) in Elisabeths Leben, sie heiratet den smarten Mann im Nu und ist auch bald wieder Witwe. Michael starb bei einem Autounfall. Somit erbt Elisabeth dessen Vermögen und fortan leben die vier in einem palastähnlichen Anwesen. Hier schreitet der Liebeswahn der Geschwister auf den Höhepunkt zu, der nur noch gegenseitige Zerstörung heißen kann..



Der Film ist geprägt von strengen Bildkompositionen und von einer äussert pessimistischen Stimmung. Es herrscht Tristesse pur. Das Verhalten der beiden Geschwister ist zwar mysteriös und destruktiv, trotzdem bleibt diese Beziehung bis zum Schluß sehr interessant und Melville lässt viele Komponenten im Verborgenen, was den Zuschauer zum Mitdenken anregt. Ein boshafte Kraft scheint am Werk zu sein. Kameramann Henri Decae schafft mit seinem Bildern eine gewisse Künstlichkeit, die elegant altmodische Studioatmosphäre sorgt für noch mehr Dichte. Ein Film über Menschen, die sich nicht anpassen und die auch auf keinen Fall erwachsen werden wollen.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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