Donnerstag, 20. Februar 2020

Erbe des Henkers







































 Regie: Frank Borzage

Böse Saat...

Der Film Noir "Erbe des Henkers" heißt im Original "Moonrise" und wurde bei der Oscarverleihung 1949 für den besten Ton vorgeschlagen. Leider ging Daniel J. Bloomberg leer aus, der Preis ging damals an Thomas T. Moulton für "Die Schlangengrube".
"Erbe des Henkers" wurde von den Republic Studios produziert, die vor allem auf billige B-Filme spezialisiert waren. Doch dem Film von Frank Borzage stand ein ganz passables Budget von 800.000 Dollar zur Verfügung. Borzage war einer der großen Hollywood Regisseure in den 30er Jahren. Er wurde für die beiden Filme "Das Glück in der Mansarde" und "Bad Girl" mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet. Ausserdem drehte er mit Marlene Dietrich den Kultfilm "Perlen zum Glück". Im Jahr 1948 war allerdings sein Stern am Sinken und auch "Erbe des Henkers" wurde kein riesiger Erfolg. Doch der Film gewann im Laufe der Jahre an Wertschätzung - viele Kinoexperten betrachten ihn inzwischen als Borzages spätes Meisterwerk. In Ton und Stimmung ist "Erbe des Henkers" sicherlich mit dem poetischen Realismus verwandt. Um Geld einzusparen verzichtete Borzage auf Außenaufnahmen, was dem Film eine künstlich stark stilisierte Atmosphäre verlieh, die aus heutiger Sicht ein großes Plus des Films darstellt. Vergleichbar ist Borzages Film vielleicht mit dem Regie-Meisterwerk von Schauspieler Charles Laughton, der mit seinem Film "Die Nacht des Jägers" einige Jahre später auch an der Kasse floppte. Inzwischen gilt sein Film aber als eines der überragenden Filmmeisterwerke überhaupt.
Die ersten 15 Minuten verzichtet Borzage fast ganz auf nennenswerte Dialoge, schafft aber durch die Bilder von John L. Russell (Psycho) eine bereits gespenstische Stimmung wenn nur die Füße dreier Männer im Regen zu sehen sind. Sie marschieren vorwärts in Richtung Galgen. Dort wird ein Mörder gehängt - man sieht diese Szene nur als Schattenbild an der Wand. Ein Kind schreit in der Wiege - es ist der Junge des Mörders. Neben der Wiege baumelt ein kleiner selbstgebastelter Galgen. Als der Junge (Stephen Peck) älter wird, mobben ihn seine Mitschüler wegen seinem Vater - allen voran Jerry Sykes (Tommy Ivo), Sohn des örtlichen Bankiers J. B. Sykes (Harry Cheshire). Der Junge wächst als Waise bei seiner gütigen Tante Jessie (Selena Royle) auf. Als Erwachsener ist Daniel (Dane Clark) immer noch ein Außenseiter. Seine  Freunde sind der dunkelhäutige Mose Johnson (Rex Ingram), der in einer verfallenen Hütte am Fluß mit seinen Hunden lebt und der taubstumme Billy Scripture (Henry Morgan), der oft auch zum Gespött der Anderen Wird. Mit Jerry (Lloyd Bridges) steht er immer noch in ständiger Rivalität - gerade jetzt, weil beide Männer sich für die Lehrerin Gilly Johnson (Gail Russell) interessieren. Im Wald - etwas fernab von der Tanzveranstaltung - kommt es zum Kampf zwischen den beiden Kontrahenten. Dabei erschlägt Daniel Jerry und versteckt seine Leiche. Nun ist er sich sicher, dass auch er das Blut eines Mörders in seinen Adern hat. Während die ganze Stadt nach dem verschwundenen Jerry sucht, kommen sich Daniel und Gilly näher. Aber zuerst provoziert Daniel durch zu schnelles Fahren einen Unfall...




In einer Schlüsselrolle am Ende des Films ist die bekannte Ethel Barrymore zu sehen, die dem düsteren Film dann eine überraschend positive Wendung gibt. Man kann sich aber streiten, ob dieses Ende wirklich optimal ist. Immerhin ist die Kehrtwende von Daniel filmisch gut umgesetzt. Daisy, die Hündin, die ihn jagen soll geht auf ihn zu und er streichelt das Tier. Ein Blick auf Mose Johnson zeigt dann, dass der zufrieden ist mit seinem Freund, der für seine Tat nun die Verantwortung übernimmt und sein Mädchen will ja auch auf ihn warten. Klingt etwas aufgesetzt, doch die positiven Seiten von "Moonrise" überwiegen deutlich. Ein alter Film, der entdeckt werden will.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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