Sonntag, 31. Juli 2022

Das Schloß im Spinnwebwald


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Akira Kurosawa

Shakespeare im alten Japan....

Nicht erst mit "Ran" verfilmte der grosse japanische Filmregisseur Akira Kurosawa einen Stoff von Shakespeare. Bereits 3 Jahrzehnte, im Jahr 1957, vorher nahm er sich dem "Macbeth" Stoff an. Wieder verlagert er die Geschichte in das alte Japan und lässt eine magische, brutale und faszinierende zeit auferstehen.Dieser düsterer s/w-Film hat die gleiche hervorragende Qualität wie die Polanski Adaption mit Jon Finch und Francesca Annis aus dem Jahr 1971.  Dabei hat Kurosawa auf die Poesie und Sprache von Shakespeare verzichtet, macht dies aber mehr als wett durch die geniale Bildsprache seines Films. Gelungen ist ihm eine Geschichte über den Abstieg in die Hölle aufgrund von Gier und Aberglauben. Wörtlich übersetzt heißt der Film "Burg Spinnennetz" - in Deutschland bekannt unter dem Titel "Das Schloß im Spinnwebwald"
Dieser Spinnwebwald führt zum Schloß oder es entfernt den Feind vom Schloß. Denn der magische Wald ist das Zuhause von guten und bösen Geistern.
Die Generäle Miki (Minoru Chiaki) und Washizu (Toshiro Mifune) sind Samurai-Befehlshaber und Freunde von Lord Tsuzuki (Hiroshi Tarikawa), einem lokalen Fürsten, der in der Burg des Spinnennetz-Waldes regiert. Nachdem sie die Feinde des Fürsten im Kampf besiegt haben, kehren sie zu Tsuzukis Schloss zurück. Auf ihrem Weg durch den dichten Wald, der das Schloss umgibt, treffen sie auf einen bösen Geist in der Gestalt einer alten Frau (Chieko Naniwa), die ihnen die Zukunft voraussagt. Der Geist sagt ihnen, dass Washizu heute zum Herrn der nördlichen Garnison ernannt wird und Miki Kommandant der ersten Festung wird. Dann prophezeit der Geist, dass Washizu schließlich Herr der Spinnennetzburg werden wird, und schließlich sagt er Miki, dass sein Sohn Herr der Burg werden wird. Als die beiden zu Tsuzukis Anwesen zurückkehren, belohnt er sie mit genau dem, was der Geist vorhergesagt hatte. Als Washizu dies mit Asaji (IsuzuYamada), seiner Frau, bespricht, manipuliert sie ihn dazu, den zweiten Teil der Prophezeiung wahr werden zu lassen, indem sie den Mord des Fürsten planen, als dieser sie überraschend besucht...




Toshiro Mifune spielt den japanischen Krieger, der durch eine Weissagung einer unheimlichen alten Frau im Spinnwebwald zum neuen Herrn seines siegreichen Hauses ausgerufen wird - nur dumm, dass der Herrscher noch lebt. Ich habe den Stoff von Shakespeare auch schon deshalb immer sehr interessant gefunden, weil er beleuchtet, zu was für fatalen Reaktionen ein Mensch imstande ist, wenn er ein Zukunftsorakel von "oben" erhält. Das Schicksal selbst.. oder die Handlungsweisen wie er diese Ereignisse dann eben mit seinem eigenen Zutun herbeiführen und steuern kann, was vorher vielleicht nur als Wunsch im Unterbewussten schlummerte - und nun durch dieses Orakel plötzlich Bilder in Richtung Verwirklichung hat. Eine Legitimation für sein Handeln hat, weil es von einer höheren Macht so dirigiert wird. Der Mensch, der in dieser auferlegten Rolle der Marionette sogar zum Mörder werden kann, weil Ruhm und Macht vorhergesagt wurden. Geradezu widersprüchlich, wenn er einerseits machtlos und dennoch ganz aktiv als der Täter daran beteiligt ist.
Es gibt aber noch dieses zweites Orakel, dass der Freund, der mit ihm durch den Wald ritt, erhalten hat und das den Haken am ersten Orakel schon andeutet. Was dazu führt, dass Mifune seinen Freund, dessen Sohn (Akira Kubo) und die engsten Verbündeten des Fürsten (Takashi Shimura und Hiroshi Tarikawa) vernichten muss, bevor er selbst im Hagel von hunderten Pfeilen seinen Tod findet. Kurosawas Schlüsselfilm ist ein abgründiges Meisterwerk.





Bewertung: 10 von 10 Punkte

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