Sonntag, 4. April 2021

München

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Steven Spielberg

Das Killerkommando übt Rache...

Am 5. September 1972 nahmen 8 bewaffnete Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September 11 Mitgliederr der israelischen Olympia-Mannschaft in deren Wohnquartier in München als Geiseln. Bei der gewaltsamen Aktion kamen bereits während des Angriffs zwei der Geiseln zu Tode. Diese Geiselnahme von München sorgte für weltweites Entsetzen und für eine Unterbrechung der friedlichen Sommerspiele. Die Geiselnehmer forderten zuerst die Freilassung von 232 Palästinänsern aus israelischen Gefängnissen sowie die Freilassung der deutschen RAF Terroristen Baader und Meinhof. Die israelischee Reglerungspräsidentin Golda Meir lehnte jegliche Zugeständnisse ab. Bei dem darauf folgenden schlecht geplanten und katastrophal gescheiterten Befreiungsversuch durch die deutschen Behörden auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben alle neun Geiseln, ausserdem ein deutscher Polizist und fünf der Terroristen. Dieses grauenhafte Ereignis ging als "Massaker von München" in die Geschichtsbücher ein und zählt auch heute noch zu einem dieser schwarzen Tage, die der Terrorismus verursachte.
Steven Spielbergs 2005 entstandener Film basiert auf dieser Geschichte, zeigt aber nur sehr wenig von der Geiselnahme selbst (am Anfang in einer kurzer Sequenz, danach immer wieder als kurz eingeflochtene Rückblenden, die beispielsweise auch die Hauptfigur im Traum heimsucht). Der Film "Munich" beginnt nach diesen Ereignissen, wo der Mossad seine Tätigkeit beginnt. Israel will Vergeltung und Rache für die brutal getöteten Landsleute und bildet eine Einheit, die im Auftrag der Regierung elf direkt und indirekt an den Anschlägen beteiligte "Feinde" in einer lang angelegten Undercover-Mission liquidieren soll.
Sein Film, der bei der Oscarverleihung 2006 fünf Nominierungen erhielt,  vermischt sehr gelungen Fakten mit Erfundenem, lässt historische Personen mit fiktiven Charakteren interagieren. Spielberg selbst bezeichnet den Film auch richtigerweise als "fiktiv",  aber beruft sich auf seine Freiheit als Künstler Geschichten zu erzählen.
Die Sondereinheit, die Spielberg im Film zeigt, entspricht daher zwar nicht genau der tatsächlichen, 1972 gebildeten  und in dieser Mission tätigen Mossad Einheit "Caesarea", sondern weicht in einigen wichtigen Teilen sehr stark davon ab. Die Darstellung der Anschläge in Paris, Nikosia oder Beirut entsprechen aber dem tatsächlichen Ablauf. Spielberg präsentiert aber seinem Publikum, historisch belegt, eine Sondereinheit des Mossad, die mit der Liquidierung der Geiselnehmer und Hintermänner des Münchner Massaker beauftragt war.
Bei den Aktionen kamen auch viele Unschuldige ums Leben. Trotz der Fiktionalität für die Steven Spielberg sehr stark kritisiert wurde, basiert die Geschichte auf diesen Fakten.
Hauptfigur des packenden Politthrillers ist der junge Mossad-Agent Avner Kaufman (Eric Bana), der schon Leibwächter der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir (Lynn Cohen) war und die Last zu tragen hat, der Sohn eines israelischen Helden zu sein. Seine Frau Daphna (Ayelet Zurer) ist hochschwanger. Da macht ihm sein Vorgesetzter Ephraim (Geoffrey Rush) ein einmaliges Angebot. Er soll Chef eines von der israelischen Regierung unterstützten Undercover-Teams werden, dass gemäss der "Auge um Auge" Devise Vergeltung für München an den Verantwortlichen üben will. Mit dieser Todesliste im Gepäck muss Avner seine Frau verlassen und möglicherweise viele Monate im Undergrund verschwinden. Um politische Komplkationen zu vermeiden, darf die 11 Personen umfassende Todesliste nur in der westlichen Welt abgearbeitet werden. Zielpersonen, die sich jenseits des eisernen Vorhangs oder in den arabischen Staaten befinden, sind Tabu.
Allein auf sich und auf sein Team gestellt, ohne direkte Verbindung nach Israel und lediglich durch Schweizer Bankkonten finanziell abgesichert, soll er die Tötungen durchführen. Dazu stehen ihm vier Teammitglieder zur Verfügung, die genauso wenig Erfahrung mit dieser Tätigkeit haben wie er. Zum einen Steve (Daniel Craig), der Fahrer und ein ebenso entschlossener jüdischer Patriot, dann der Spielzeug- und Bombenbauer Robert (Matthieu Kassowitz) aus Belgien, und der eher stille und introvertierte Carl (Claran Hinds), der seinen Sohn im Kampf für Israel verloren hat.  Hans (Hanns Zischler), ein Antiquitätenhändler und Dokumentenfälscher komplettiert die Gruppe. Über Avners Jugendfreunde kommen sie an den Informanten Louis (Mathieu Amalric) heran, der die entscheidenden Hinweise auf die Aufenthaltsorte der Gesuchten liefert.
 
 
 
Der Zuschauer folgt den Aktivitäten der 5köpfigen Gruppe, die von Spielberg als recht sympathische Menschen gezeigt werden. Andererseits sieht man sie auch als brutal agierendes Killerkommando.
Die erste Zielperson Abdel Wael Zwaiter wird in Rom erschossen. Es folgt das Bombenattentat auf den PLO Repräsentanten Hamshari. In dieser Sequenz zeigt Spielberg auch eindringlich wie leicht Unschuldige bei diesen Aktionen ums Leben kommen könnten.  Möglicherweise dürften einige Kritiker den Film als tendenziös antisraelisch empfunden haben, denn das Killerkommando geht mit aller Härte vor und die Mission steht immer vor den Skrupeln. Nominiert wurde der Film fünfmal: Als Bester Film, als Beste Regie für Spielberg, das beste adaptierte Drehbuch von Tony Kusher und Eric Roth. Ausserdem wurde die Filmmusik von John Williams vorgeschlagen sowie Michael Kahn für den Besten Schnitt. Leider ging der Film völlig leer aus, was eigentlich sehr schade ist.
Denn Spielbergs auf Tatsachen basierende Fiktion, nahe an der Wahrheit angelegt, ist bestes Politthriller Kino und erinnert daher auch an die großen Genrewerke, die fast alle in den 70ern oder frühen 80ern entstanden sind. Eric Bana spielt seine Rolle sehr glaubwürdig und er kann auch in den leisen Momenten den Zwiespalt der Figur sehr gut rüberbringen.
Die eindringlichste Szene ist neben der Bomben-Sequenz, bei dem Hamshari sein Leben lässt,  die Racheszene, die die holländische Auftragsmörderin Jeanette (Marie Jose Crozee) durch das israelische Killerkommando erfährt. Es ist eine erschütterndsten und grausamsten Szene der gesamten Dekade. Möglich dadurch, weil im Laufe der Rachemission die Jäger auch zu Gejagten werden. Eine Variante, die Spielberg sehr gut herausgearbeitet hat und den Politthriller mit guter Suspence füttert.
Auch die Schlußszene hat Spielberg sehr bemerkenswert und erinerungswürdig gestaltet. Avner, der inzwischen in Brooklyn ein neues Leben versucht, bekommt Besuch von seinem Chef Ephraim (großartig gespielt von Geoffrey Rush), der immer noch bedingungslosen Gehorsam fordert.
 
 
 
 
Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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