Samstag, 28. Mai 2022

Das alte Gewehr


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Enrico

Kriegsverbrechen...

Der Vorläufer des französischen Filmpreises Cesar war der "Etoile de Cristal", der in den Jahren 1955 bis 1975 vergeben wurde. Die erste Verleihung des Cesar fand am 3. April 1976 im Pariser Palais de Congress statt. Zu den großen Favoriten des Abends gehörten "Wenn das Fest beginnt..." von Bertrand Tavernier, "Cousin, Cousine" von Jean Claude Taccella und "Das alte Gewehr" von Robert Enrico. Mit insgesamt 4 Trophäen wurde Taverniers Film an diesem Abend am meisten ausgezeichnet, aber immerhin ging der Hauptpreis bester Film an Enricos "Das alte Gewehr". Auch in der Kategorie "Bester Darsteller" konnte sich das Kriegsdrama mit Hauptdarsteller Philippe Noiret durchsetzen. Auch die Filmmusik von Francois de Robaix wurde Sieger. Romy Schneider, die in Enricos Film mitspielte, war auch Siegerin des Abends - allerdings für ihre Hauptrolle in Andrzej Żuławskis "Nachtblende". "Das alte Gewehr" gehört neben "Das Netz der 1000 Augen" zu den besten Filmen von Robert Enrico. In Deutschland ist der Film auch unter dem Namen "Abschied in der Nacht" bekannt und basiert auf dem Massaker von Oradour, dass am 10. Juni 1944 durch die Waffen SS verübt wurde. Die Bewohner des Dorfes "Oradour sur Glane". Nahezu alle Einwohner wurden damals ermordet. In der DDR kam der Film damals unzensiert in die Kinos. Für den westdeutschen Kinoeinsatz wurden leider sehr viele Schnitte gemacht, die besonders brutalen Szenen dabei entfernt. Auch die Dialoge, die die deutschen Soldaten im besonderen schlechten Licht zeigten, wurden entfernt. Während der Film in Frankreich ein großer Erfolg wurde, war das Einspielergebnis in Deutschland eher bescheiden. Auch von der Kritik wurde der Film nicht sehr wohlwollend aufgenommen. Erst heute ist dieser Film als Meisterwerk anerkannt. Erzählt wird die Geschichte des Pazifisten und Humanisten Dr. Julien Dandieu (Philippe Noiret), der ebenso wie sein bester Freund Francois (Jean Boise) im Krankenhaus in Montabaun als Chirurg arbeitet. Dandieu sympatisiert natürlich mit der Resistance und nimmt auch Verletzte, die von der Behörde gesucht werden, bei sich als Patienten auf. Es kommt aber öfters vor, dass die Kranken kontrolliert werden und Schwerverletzte einfach von der Miliz in diesem Zustand mitgenommen werden. Man droht ihm, dass es Konsequenzen für seine Familie geben könnte, wenn er weiterhin solche Leute behandelt. Aus diesem Grund entscheidet sich der Mediziner seine Frau Clara (Romy Schneider) und seine Tochter Florence (Caroline Bonhomme im Alter von 8 Jahren und Catherine Dellaporte im Alter von 13 Jahren) sowie den Hund Marcel in Sicherheit zu bringen. Er schickt seine Lieben in den Weiler Barberie, ein Familienschloß in der Nähe eines kleinen Dorfes auf dem Land. Er will sie so schnell wie möglich besuchen, kommt aber erst nach 5 Tagen dazu. Als er ankommt, stellt er fest, dass das Dorf leer wirkt. In der Kirche findet er zahlreiche Leichen der Bewohner ermordet vor. Heimlich schleicht er sich zum höher gelegenen Schloß und entdeckt die Leiche seiner Tochter und die verkohlten Überreste seiner Frau. Und die Täter - eine SS Panzerdivision unter der Führung eines Offiziers (Joachim Hansen) sind noch am Tatort. Der friedfertige Julien entschließt sich grausame Rache zu üben. Er findet das alte Jagdgewehr seines Vaters im Schloß und wird zum gnadenlosen Jäger...






"Das alte Gewehr" ist ein bedrückender und sehr trauriger Film, der zeigt was Krieg und Hass anrichten kann. Durch Greueltaten gegen die Menschlichkeit, die in jedem Krieg ständig verübt werden, entsteht ein nicht mehr wieder gutzumachender Hass in den Köpfen der Hinterbliebenen. Hass als Kettenreaktion sozusagen. Bei seinem Kinostart verzeichnete Enricos Film 3,36 Millionen Besucher. Philippe Noiret erhielt zu Recht den französischen Filmpreis. Er spielt diesen schüchternen Riesen mit den Wutausbrüchen eines Sturms einfach perfekt. In Rückblenden erinnert sich der Protagonist noch einmal an die glücklichen Tage mit seiner Frau und seiner Tochter. Auch dieses Zusammenspiel zweier sehr unterschiedlicher Menschen, die sich aber dennoch lieben ist äusserst geglückt.  Der sehr ruhige Mediziner und seine sehr lebhafte, temperamentvolle Frau ergänzen sich vortrefflich.






Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

 

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