Samstag, 28. Mai 2022

Mit dem Rücken zur Wand


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Edouard Molinaro

Der betrogene Ehemann...

Regisseur Edouard Molinaro (1928 bis 2013) war vor allem bekannt als zuverlässiger Regisseur für amüsante Komödien. Sein bekanntester Film "Ein Käfig vor Narren" aus dem Jahr 1978. Mit dieser Travestiekomödie gewann der französische Filmemacher einen Golden Globe und wurde sogar in der Kategorie "Bester Regisseur" für einen Osar nominiert. Weitere bekannte Filme sind "Die Filzlaus", "Die Herren Dracula" und "Oscar" mit Spaßvogel Louis de Funes. Sein Kinodebüt war allerdings ein Film Noir: 1958 drehte er "Mit dem Rücken zur Wand" einen sehr spannenden und sehenswerten Film in dieser Sparte. Es ist gut wahrscheinlich, dass Claude Chabrol das Ehepaar aus Molinaros Film für seinen Thriller "Die untreue Frau" im Gedächtnis hatte. Denn genau wie Stephane Audran und Michel Bouquet funktionieren auch die Protagonisten Jacques und Gloria Decrey aus "Mit dem Rücken zur Wand".
Jeanne Moreau war seit ihrer Rolle in "Fahrstuhl zum Schafott" prädestiniert eine Ehefrau mit einer heimlichen Affäre zu spielen und der spätere Regisseur der Riesenerfolge "Die große Sause" oder "Rabbi Jacob" ist hier als betrogener Ehemann zu sehen. Er spielt diese Rolle großartig und zeigt die ständig wechselnden Gefühle zwischen Liebe und Hass sehr eindringlich.
"Le Dos au mur" wurde in Frankreich ein echter Kassenhit und spielte im Kino beeindruckende 80 Millionen Franc ein.
Der Industrielle Jacques Decrey (Gerard Oury) liebt seine Frau Gloria (Jeanne Moreau) innig. Eines Tages findet er heraus, dass sie einen Liebhaber hat und beschließt, sie unter dem Decknamen Louis Berthier zu erpressen und ihren Liebhaber, einen jungen Schauspieler namens Yves Normand (Philippe Nicaud), als Erpresser auszugeben. Durch sein Vermögen kann er einen Privatdetektiven (Jean Levebfre) engagieren und durch raffiniertes Geschick sogar eine Freundin (Claire Maurier) des Schauspielers so manipulieren, dass sie ihm bei seinem perfiden Plan behilflich ist. Tatsächlich gelingt es ihm seiner Frau den falschen Beweis zu liefern, dass der Erpresser kein anderer als ihr Liebhaber Yves ist. Es kommt zur Katastrophe...




Sehr gut gelungen ist die Atmosphäre in diesem gehobenen Bürgertum. Die Frau pflegt ihr Verhältnis heimlich, denn eigentlich hat sie nicht vor ihren Ehemann zu verlassen, denn der garantiert ihr die finanzielle und mentale Sicherheit. Der Liebhaber agiert wenig verantwortungsvoll und wartet voller Illusionen auf ein ersten Engagement. In dieser urbanen Umgebung brodeln die Konflikte der Bourgeouisie und damit sind wir wieder bei Claude Chabrol, der wie kein Anderer die Abgründe und den doppelten Boden in der feinen Gesellschaft zeigen konnte. Den beiden Hauptdarstellern gelingt es vortrefflich die gegenseitige Abhängigkeit spürbar zu machen. Es sind die feinen Nuancen, die bei diesen beiden Figuren erkennbar werden und tief wirken. Dies ist der höchste Reiz des Thrillers, der genauso sehr als tragisches Ehedrama funktioniert.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

 

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