Sonntag, 2. April 2023

Im Westen nichts Neues (2022)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Edward Berger

Im Schützengraben...

Im Jahr 1928 erschien mit "Im Westen nichts Neues" der berühmte Antikriegsroman von Erich Maria Remarque. Es vergingen nur einige Monate, bis Hollywood das prägende Buch verfilmte. "Im Westen nichts Neues" wurde auch im Kino ein Riesenerfolg und bescherte seinem Regisseur Lewis Milestone den Regie-Oscar. Auch dem Produzenten Carl Laemmle Jr.  wurde die Trophäe für den besten Film des Jahres überreicht. Das American Film Institute zählt den Film bis heute zu den Top 100 der besten US-Filme. Im Jahr seines Erscheinens war Milestones Kiassiker der dritterfolgreichste Film an den Kinokassen.
Im Jahr 1978 verfilmte Delbert Mann für das amerikanische Fernsehen ein Remake. Die Rolle des Paul Bäumer, die im Originalfilm von Lew Ayres verkörpert wurde, übernahm Richard Thomas, bekannt als John Boy aus der Serie "Die Waltons". Auch dieser Film schaffte es im Kino gezeigt zu werden.
2022 wagte sich der deutsche Filmemacher Edward Berger erneut an den Stoff. Seine Version von "Im Westen nichts Neues" ist war als deutsche Oscar Hoffnung als bester ausländischer Film im Rennen, auch bei der Vergabe des europäischen Filmpreises gehört er zum erweiterten Favoritenkreis.Tatsächlich gelang die Sensation in der Oscarnacht am 12. März 2023: Nachdem der deutsche Kriegsfilm mit 9 Nominierungen ins Rennen ging, konnte er in 4 Kategorien (bester Auslandsfilm, beste Kamera James Friend, beste Musik Volker Bertelmann und bester Schnitt Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck) gewinnen. Eine seltene Ehre für einen ausländischen Film - soviel Auszeichnung von der Academy konnten bislang nur "Fanny und Alexander", "Tiger and Dragon", "Parasite" und "Roma" gewinnen. 
Auch bei den British Film Awards gabs viele Auszeichnungen.
Während sich der Roman und die früheren Filme ausschließlich auf die Schützengräben an der Front konzentrierten, fügte Berger eine zweite Erzählung ein, die die Friedensbemühungen des deutschen Diplomaten Matthias Erzberger, gespielt von Daniel Brühl, zeigen. Andererseits verzichtet Berger auf den Heimaturlaub des jungen deutschen Soldaten. Dort erkennt Paul, dass es ihm unmöglich ist über die schmutzige Realität des Krieges zu reden. Enttäuscht kehrt er zu seinen Kameraden an der Front zurück - nur diese Männer wissen wirklich Bescheid um die Grausamkeit und Erbärmlichkeit des täglichen Tötens - nur wegen einigen Metern Landgewinn.
Im Frühjahr 1917 verlassen der 17-jährige Paul Bäumer (Felix Kammerer) und seine Schulkameraden Albert Kropp (Aaron Hilmer), Franz Müller (Moritz Klaus) und Ludwig Behm (Adrian Grünewald) ihre Heimatstadt Wiesengrund, um sich der kaiserlichen deutschen Armee anzuschließen. Ausschlaggebend war die patriotische Rede ihres Schulleiters. Mit viel Patriotismus und Begeisterung stürzen sich die verbledeten Jungs in das große Abenteuer. Man will "Paris einnehmen" - aber die Realität sieht anders aus. Mit den Uniformen der gefallenen Soldaten ausgestattet, werden die Youngsters in den Schützengrabe bei La Malmaison eingesetzt. Dort lernen sie den erfahrenen, etwas älteren Stanislaus "Kat" Katczinsky (Albrecht Schuch) kennen. Für Paul wird Kat ein Vorbild und vor allem auch ein Freund. Der Grabenkrieg erweist sich als schmutzig und das Abschlachten gehört zum täglichen Brot. Ludwig wird in der ersten Nacht bei einem Granatenangriff getötet. Achtzehn Monate später, am 7. November 1918, hoffen die Soldaten, dass der Krieg bald zu Ende sein wird. 4 Tage später sollen die Waffen ruhen. Doch der deutsche General befiehlt seinen Soldaten kurz vor dem Frieden noch einmal die feindlichen Franzosen anzugreifen. An diesem 11. November 1918 verliert auch Paul sein Leben...





Im Originalfilm blieb die Endszene mit dem Schmetterling in deutlicher Erinnerung und auch die Poesie von Lewis Milestones Films wird ausgelassen. Was nicht heißen soll, dass Edward Bergers Film schwächer ist. Er ist anders und vielleicht zum Glück bewusst anders. Berger hat ein anderes Finale gewählt, dass sein wuchtiges Werk aber auch viel eigenständiger bleiben lässt.
Sehr eindrücklich sind die Impressionen eines sehr kalten Krieges, in dem Gefühle wenig Platz haben. Der britische Kameramann James Friend hat eine exzellente Arbeit gemacht. In der Rolle des Tjaden Stackfleed überzeugt auch Edin Hasannovic - ebenso wie das gesamte Ensemble.
Eine sehr bedrückende Szene haftet sich fest, in der Paul mit einem Franzosen im Trichter liegt, der langsam verstirbt, sein Leben regelrecht aushaucht. Lange Schlachtszenen, unterlegt mit dröhnender Musik, zeigen jede mögliche Grausamkeit, die Menschen im Krieg widerfahren kann. Die Inszenierung hat Weltklasse Niveau, auch wenn Berger die Vorlage verändert hat. Es besteht aber kein Zweifel daran, dass ihm dennoch ein großer Wurf gelungen ist.
 







Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

 

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