Samstag, 5. August 2023

Close


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Lucas Dhont

Die Zurückweisung...

Lukas Dhonts erster Spielfilm "Girl" wurde gleich ein internationaler Erfolg. Bei den Filmfestspielen in Cannes gab es drei Preise. Die Geschichte eines Transmädchens, das eine professionelle Balletkarriere machen möchte, wurde im Rahmen des Europäischen Filmpreises als "Bester Erstlingsfilm" prämiert. Hauptdarsteller Victor Polster bekam auch eine Nominierung als bester Schauspieler, musste sich jedoch von Marcello Fontes Leistung in Matteo Garrones "Dogman" geschlagen geben. Sein zweiter Film wurde ebenfalls bei den Filmfestspielen in Cannes prämiert, die Geschichte über die Freundschaft von zwei Jungs bekam den Großen Preis der Jury. Ausserdem wurde Dhonts Film - wie bereits zuvor "Close" von Belgien als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 in der Kategorie "Bester internationaler Film" eingereicht und kam sogar in die Endrunde der fünf Filme, die eine Nominierung bekamen. Mit vier Nominierungen wurde "Close" auch bei der Vergabe der europäischen Filmpreise geehrt: Bester Film, beste Regie, Bestes Drehbuch und bester Darsteller Eden Dambrine. Leider ging der Film am 10. Dezember 2022 bei der Preisverleihung in Reykjavik leer aus. Dabei hätte es vor allemd er Jungdarsteller Eden Dambrine verdient als Sieger in der Hauptdarstellerkategorie hervorzugehen. Sein Spiel ist hervorragend, subtil und beängstigend fragil. Das gleiche trifft auch auf seinen gleichaltrigen Filmpartner Gustav de Waele zu, der sicherlich auch gute Chancen auf einen Preis gehabt hätte, wenn der Europäische Filmpreis auch Nebendarsteller honorieren würde.
Der Film ist extrem emotional und niederschmettert und hinterlässt den Zuschauer keineswegs mit einem guten Gefühl - thematisisert wird eine sehr intensive und extrem nahe Jugendfreundschaft zwischen zwei Jungs, die zerbricht, als die beiden von Mitschülern ständig verdächtigt werden schwul zu sein.
Léo (Eden Dambrine) ist ein Schüler, mit dem Rémi (Gustav de Waele)  eine sehr enge Freundschaft verbindet. Die beiden Jungen verbringen den größten Teil ihrer Freizeit zusammen, wobei Leo häufig bei Remi schläft, mit dem Wohlwollen von Sophie (Emilie Dequenne), dessen Mutter, die Leo als ihren eigenen Sohn betrachtet. Léo, extrovertierter als Rémi, fördert nachdrücklich die Leidenschaft seines Freundes für die Oboe und bewundert sein Talent. Léo und Rémi besuchen die örtliche weiterführende Schule. Beim Kennenlernen anderer Schüler wird Léo durch die Fragen seiner Klassenkameraden verunsichert, die sich, da sie die große Nähe zwischen Léo und Rémi bemerkt haben, fragen, ob sie in einer Beziehung sind. Leo bestreitet dies energisch und sagt, dass er und Remi nur so enge Freunde seien, dass sie sich gegenseitig als Brüder betrachteten, aber diese Diskussion verunsichert ihn. Obwohl er in den folgenden Tagen weiterhin Zeit mit Rémi verbrachte, distanziert sich Leo vermehrt, was bald zu einer Katastrophe führt....




Lea Drucker spielt Leos Mutter. Der Film stimmt traurig und fordert den Zuschauer mit einem sehr ernsten Thema. Dabei erinnert Lucas Dhont an seine Landmänner Jean Pierre und Luc Dardenne, die ebenfalls ähnliche Filme ("Das Kind", "Der Sohn", "Der Junge mit dem Fahrrad") realisierten. Dabei ist das Drehbuch eigentlich perfekt, die Dialoge hervorragend und jede Szene fügt sich in das große Ganze als weiterer Blickwinkel hinein. Eine anfangs schöne jugendliche Chronik, die durch gesellschaftliche Erwartungen und durch ein Schubladendenken zum Melodram wird. Die schönsten Momente werden abgelöst von einer brutalen Wirklichkeit, die nur noch Verdrängung und Schuldgefühl hinterlassen. Durch eine Aussprache gelingt zumindest eine kleine Erleichterung, die eine Trauerarbeit zulassen. Für mich ein sehr starker und zarter Film, der nachhaltige Wirkung hat.






Bewertung. 10 von 10 Punkten. 

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