Montag, 16. Juli 2018

Ein Fremder ohne Namen







































Regie: Clint Eastwood

Clints erster von vier Western...

Wer ist der geheimnisvolle,zynische Fremde ohne Namen, den es in der klirrenden Sonne in das kleine Wüstenkaff und Goldminenstädchen Lago verschlägt..der Fremde ist wortkarg, schonungslos: Ein geheimnisvoller Einzelgänger - einer wie aus den Dollar Filmen entsprungen.
Bereits eine Unterhaltung mit drei ortsansässigen Halunken in der Kneipe zieht eine Schiesserei nach sich. Im Barber-Shop werden die drei Maulhelden von dem Fremden durchlöchert. Gleich danach nötigt er ein leichtes Mädchen zum Sex bzw. er vergewaltigt sie. Aber im Italo-Western ist das Bild der Frau meistens eher abwertend geprägt. Sie ist die widerspenstigen Zicke, die nur auf Druck reagiert und muss zum Sex gebändigt werden, mittendrin beruhigt sie sich sehr schnell und macht dann plötzlich gerne mit oder kann gar nicht mehr genug davon bekommen...
Und: Der Fremde ist als Killer und wie man mit Weibern umgeht ein Wiederholungstäter...
Den Bewohnern kommt der überraschende Besuchs des Revolverhelden nicht ungelegen, dann sie erwarten Stunk von drei kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen Galgenvögel, die noch eine Rechnung mit den Bürgern von Lago offen haben. So versuchen sie den Fremden als Beschützer anzuheuern. Dieser geht einerseits auf die Wünsche ein, stellt aber Forderungen: Eine Bürgerwehr, der kleinwüchsige Mordecai (Aussenseiter der Gemeinsaft), der einzige, der ihm bedingungslos ergeben ist, wird zum Sheriff gemacht und die Bürger werden bald weitere Forderungen einlösen müssen. Im stillen Kämmerlein wird gar wieder beratschlagt, wie man den unverschämten Fremden wieder loswird, die Bewohner zeigen sich hinterhältig, korrupt und feige...doch man wird den Verdacht nicht los, dass vielleicht auch Rache das Motiv des Fremden sein könnte. Ist er gar ein apokalyptischer Reiter ? In seinem Träumen sieht er immer wieder einen Mann, der von anderen zu Tode gepeitscht wird...




"Ein Fremder ohne Namen" ist leider bis heute indiziert und ist in der deutschen Fassung nur schwer zu bekommen, da keine Werbung zum Kauf für den Film gemacht werden darf.
Die hier vorliegende englische Fassung ist leider ohne deutsche Untertitel, aber vielleicht dahingehend interessant, weil es in der Schluss-Sequenz als es um die Auflösung geht, wer der Fremde nun wirklich ist, deutliche Unterschiede im Dialog gibt. Die Original-Fassung ist für meine Begriffe schon näher am mystischen Charakter des Racheengels, seine Mission "Hell" (das ganze Dorf ist irgendwann rot eingefärbt) wesentlich geheimnisvoller und legendärer.
Der Film wurde 1973 von Clint Eastwood selbst gedreht, es war nach "Sadistico" seine erst zweite Regiearbeit und der klasse fotografierte Film darf durchaus als Referenz an den Italo-Western, an Sergio Leone und vielleicht auch an Don Siegel, mit demŽEastwood damals auch viel zusammenarbeitete, gesehen werden. In jedem Fall steht der Western dem Spaghetti-Genre näher als den US-Western. Filme wie dieser, die aber als Art Bindeglied beider Varianten stehen, leiteten aber den Spätwestern ein. Eastwood selbst versuchte sich bereits 1975 mit "Der Texaner" wieder in West Manier, herausgekommen ist eine Odyssee oder ein Panoptikum des Westens. Jahre später folgen dann seine sehr amerikanischen Meisterwerke "Pale Rider" und "Erbarmungslos".
Bereits beim High Plains Drifter wird sein grosses Können und sein grandioser Stellenwert in diesem Genre sichtbar....leider dauerte es viele Jahre bis Eastwood auch von der Kritik als ernstzunehmender Autorenfilmer honoriert und geschätzt wurde. In den 70ern galt er als Prototyp des stoischen Actionhelden.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen