Montag, 23. Juli 2018

Fuhrmann des Todes







































Regie: Victor Sjöström

Geisterhafte Silvesternächte...

"Der Fuhrmann des Todes" (Original: Körkarlen) von Victor Sjöström entstand 1921 nach der gleichnamigen Novelle von Selma Lagerlöf. Ihr Buch entstand wiederum im Auftrag der "Schwedischen Vereinigung zur Bekämpfung von Tuberkulose" und sollte die Leser über die Krankheit aufklären. Die Schriftstellerin selbst war von diesem Thema sehr betroffen, da ihre Schwester an Tuberkulose gestorben war. Die Autorin, die bereits zur Entstehung des Films den Nobelpreis für Literatur, gewinnen konnte, thematisierte in "Kärlaken" auch die sozialen Mißstände Schwedens und verband diese mit den mystischen Jenseits-Vorstellungen eines geisterhaften Fuhrmanns, der zwischen dem Diesseits und dem Jenseits agiert.
Victor Sjöström war der Wunschregisseur der Autorin und der setzte die vielschichtige Handlung des Buches mit den Mitteln des Films um, dabei legte er vor allem großen Wert auf eine realistische Charakterzeichung, aber auch die geisterhafte Atmosphäre war ihm sehr wichtig. Dank seiner damals schon sehr ausgereiften Kameratechnik und Lichtsetzung, des Einsatzes von Mehrfachbeleuchtungen und einer ausgeklügelten Montage und Kameraführung wirkt "Der Fuhrmann des Todes" geradezu schwebend zwischen Traum und Wirklichkeit. Ingmar Bergman war ein großer Fan dieses schwedischen Stummfilms und die beiden waren durch eine tiefe künstlerische Beziehung verbunden. Mit seiner Rolle des Dr. Isak Bork in dem Bergman Meisterwerk "Wilde Erdbeeren" bleibt Sjöström auch als Schauspieler unvergessen.
Die Geschichte bezieht sich auf eine uralte schwedische Sage. Darin zieht in jeder Silvesternacht der Fuhrman des Todes (Olof As) durchs Land, um nach einem Sünder zu suchen, der in dieser Nacht stirbt. Es muss der letzte Tote des alten Jahres sein. Dieser Sünder muss ab dem neuen Jahr im nächsten Jahr der Fuhrmann sein.
Vielleicht trifft es diesmal die schwerkranke Heilsarmeeschwester Edit (Astrid Holm), die auf dem Sterbebett liegt. Die junge Frau hat Schwindsucht und wird nur noch wenige Stunden leben. Sie möchte auf jeden Fall noch den heruntergekommenen David Holm (Victor Sjöström) sprechen, doch der ist unauffindbar. Dennoch suchen Schwester Maria (Lisa Lundholm) und Gustaffson (Zot Wejden) weiter nach dem Trunkenbold. Edits Mutter (Concordia Selander) ist etwas schockiert, weil ihre Tochter gerade diesen noch einmal sehen will. Dieser hat aber keine Zeit für die fromme Frau, denn er treibt sich mit zwei anderen Zechern am Friedhof herum und nach zuviel Alkohol kommt es zum Streit und zu einer Schlägerei. David Holm bleibt liegen - da plötzlich der Fuhrmann des Todes erscheint, wird ihm schnell klar, dass er während des Glockenschlags ermordet wurde. In wüsten Träumen erlebt er noch einmal die Stationen seines verpfuschten Lebens und er denkt auch an seinen Bruder (Einar Axelsson) und vor allem an seine Frau Anna (Hilda Borgström), die ihn vor einiger Zeit verlassen hat...




Sjöström gelang mit seinem Film ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten. Die Zerissenheit des Geistes sowie die Darstellung unserer Welt als eine quälende Vorhölle zwischen Himmel und Erde haben den Film bekannt gemacht und ihm den unverwüstlichen Klassikerstatus eingebracht. Bereits in einem früher entstandenen Film - Ingeborg Holm aus dem Jahr 1913 - hat Sjöström das gleiche Thema verarbeitet. Eine kalte Gesellschaft, die an der Zerstörung der Würde des Einzelnen beteiligt ist und mit ihrer destruktiven Kraft den Einzelnen in den Wahnsinn treiben kein.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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