Sonntag, 26. Januar 2020

Das Narrenschiff







































Regie: Stanley Kramer

Menschen auf hoher See...

Der leider bereits im Alter von 38 Jahren verstorbene kleinwüchsige Darsteller Michael Dunn spielt in Stanley Kramers "Das Narrenschiff" den Passagier Karl Glocken, der die Geschichte als Erzähler zum Laufen bringt. Der Roman von Katherine Anne Porter war prädestiniert dafür in Hollywood als Ensemblefilm mit Starbesetzung ins Oscar-Rennen zu gehen. Der Film folgt daher der beliebten Erzählstruktur von früheren Filmen wie "Menschen im Hotel" oder "Getrennt von Tisch und Bett" - Regisseur Stanley Kramer hatte auch schon Vorerfahrung mit solchen Filmen, sein eigener Film "Das Urteil von Nürnberg" gilt sogar als einer der besten Filme dieser Art, in dem die Schicksale verschiedenster Charaktere auf einem begrenzten Raum erzählt werden. In dem vier Jahre später anlaufenden "Narrenschiff" verfolgt der Zuschauer diese Menschen auf einem Passagierschiff, das 1933 von Mexiko über Spanien nach Deutschland fährt. 
8 Oscarnominierungen waren der Lohn, zwei Siege waren zu verzeichnen: Bestes Szenebild Schwarz Weiß und beste Kamera. Nominiert war ausserdem Oscar Werner als bester Darsteller, Michael Dunn als bester Nebendarsteller, Simone Signoret als beste Darstellerin, ausserdem gabs Nominierungen in den Kategorien Bestes Kostümdesign, Bester Film und bestes adaptiertes Drehbuch. "Das Narrenschiff" war eine weitere erfolgreiche Arbeit des Gespanns Stanley Kramer und Abby Mann, der schon für "Das Urteil von Nürnberg" das Drehbuch schrieb. Ausserdem ist es meines Wissens der einzige Ausflug des großen deutschen Volksschauspielers Heinz Rühmann in einer US-Produktion.
Er spielt den jüdischen Kaufmann Julius Löwenthal, der bereits gewisse Schikanen an Bord in Kauf nehmen muss. Er muss am Einzeltisch essen und hat keinen Platz am begehrten Kapitänstisch. Den in der Heimat aufkeimenden Nationalsozialismus unterschätzt er, er nimmt ihn nicht so ganz ernst - auch nicht den Nazi Siegfried Rieber (Jose Ferrer), der nicht nur der blonden Lizzi (Christiane Schmidtmer) schöne Augen macht, sondern ganz unverhohlen übles Gedankengut zur Rassenfrage zum Besten gibt. Kapitän Thiele (Charles Corvin) macht dabei gute Miene zum bösen Spiel, aber auch er kann sich kaum vorstellen, dass diese kruden Ansichten bald politisch relevant sein könnten. Er macht sich aber Sorgen um den herzkranken Schiffsarzt Dr. Wilhelm Schumann (Oscar Werner), der auf dem Schiff eine tablettenabhängige Comtessa (Simone Signoret) kennenlernt. Ausserdem befindet sich unter den Reisenden eine alternde amerikanische Lady (Vivien Leigh), die ihre Einsamkeit wahrnimmt und auf der Suche nach Zärtlichkeit auf Männerfang geht. Allerdings ist ihr die rohe und brutale Art des Mitreisenden Bill Tenny (Lee Marvin) nicht besonders angenehm, sie sucht doch was romantischeres. Tenny selbst läuft einer Flamencotänzerin hinterher. Ein schweizer Ehepaar (Stanley Adams, Lilia Skala) haben ihren Hund, den reizenden Boxer Bebe (Bebe) dabei, der sogar im Laufe der Handlung von bösen Kindern von Bord geworfen wird, aber von einem Tierfreund gerettet wird. Dieser verliert aber bei der Rettungsaktion sein Leben. Tragisch, wie auch andere Begebenheiten und gestritten wird auch heftig (George Segal, Elisabeth Ashley). Am Ende kommt das Schiff an seinem Bestimmungsort Bremerhaven an, der Erzähler wagt ein sarkastisches Resümee...



  "Das Narrenschiff" ist sicherlich eines der Meisterwerke von Stanley Kramer (Flucht in Ketten, Rat mal wer zum Essen kommt, ..und nicht als ein Fremder). Der Filmemacher hat in seinem besten Arbeiten (Das Urteil von Nürnberg, Wer den Wind sät, Das letzte Ufer) immer wieder kontroverse Themen mit aufgenommen und hatte vor allem durch eine publikumswirksame Machart damit an der Kasse großen Erfolg. Die besten Parts im Film haben sicherlich Signoret und Werner (Romanze) und Leigh und Marvin (handgreiflicher Schlagabtausch).


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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