Sonntag, 26. Januar 2020

Wenn Katelbach kommt







































Regie. Roman Polanski

Sackgasse...

Nach "Das Messer im Wasser" und "Ekel" reiht sich auch der 1966 entstandene makabre Home Invasion Film "Wenn Katelbach kommt" mühelos in die hervorragende Qualiät von Roman Polanskis frühen Werken. Kritiker und Filmhistorikder haben den Film mit dem Theater des Absurden in Verbindung gebracht, eine besondere Verwandtschaft mit dem Samuel Becketts Theaterstück "Warten auf Godot" war gegeben. Und man fühlt sich auch erinnert an "Wer Gewalt sät..." einem wesentlich düsteren Home Invasion Film von Sam Peckinpah. In beiden Filmen ist der mit Schwächen bzw. Komplexen versehene Hausherr plötzlich im eigenen Heim von Eindringlingen bedroht. Er hat Mühe ein gewünschten Männlichkeitsbild vor seiner frustierten Frau aufrechtzuerhalten. Gerard Brach und Roman Polanski schrieben das Drehbuch zum Film bereits 1963 in Paris. Dabei flossen auch autobiographische Erinnerungen von Polanski mit ins Drehbuch. Er wollte damit die unglückliche Ehe mit der polnischen Schauspielerin Barbara Kwiatkowska verarbeiten und der Arbeitstitel "When Katelbach comes" war eine Anspielung auf den Schauspieler Andre Katelbach, der in einem Kurzfilm von Polanski schon dabei war und dort keinen einzigen Dialog hatte. Diesmal war Katelbach zwar nicht zu sehen, aber nur seine Stimme während eines Telefonats ist zu hören und ansonsten warten die beiden Gangster Dickey (Lionel Stander) und Albie (Jack MacGowran), dass dieser Katelbach in ihrem Unterschlupf auf dem Lindisfarm Castle in Northumberland vorbeikommt und sie aus ihrer misslichen Lage befreit. Im Laufe der Einführung wird bald klar, dass die beiden Männer für den Chef Katelbach einen Coup erfolgreich ausführen sollten. Doch deren Auto steht verloren am Ufer und Albie scheint durch eine Kugel schwer verletzt zu sein. Dickey verlässt ihn und versucht sowohl ein Versteck zu finden als auch für den Freund Hilfe zu holen. In diesem Schloß wohnt ein seltsamer Typ namens George (Donald Pleasance) mit seiner jüngeren französischen Frau Teresa (Francois Dorleac). Die hat Dickey noch vor wenigen Minuten am Strand beim heimlichen Sex mit dem jungen Christopher (Iaian Quarrier) beobachtet, während der Ehegatte mit den Eltern des jungen Lümmels (Geoffrey Sumner/Renee Houston) und seinem fliegenden Drachen beschäftigt war. Dieses abgelegene Dominil scheint der richtige Ort zu sein, um sich für eine gewisse Zeit verbergen zu können. Bald bemerkt das Ehepaar, dass ein Einbrecher im Haus ist und ab diesem Zeitpunkt übernimmt der grobe Gangster Dickie das Zepter. Der linkische und etwas komische George hat Muffe und wird daher auch zur Zielscheibe der Provokationen seiner eigenen frustierten Gattin. Das Verhältnis der drei Menschen ändert sich aber im Laufe von wenigen Stunden. Man kommt sich irgendwie doch etwas näher und weiter wird auf Katelbach gewartet. Doch stattdessen bekommt George Besuch von einem Bekannten (Robert Dorning), dessen Frau (Marie Kean) mitsamt dem äusserst ungezogenen Jungen. (Trevor Delaney). Die bringen gleich noch ein befreundetes Paar (Jacqueline Bisset/William Franklin). Die Situation droht zu eskalieren...




Extrem überzeugende Darstellerleistungen bieten vor allem Lionel Stander als abgeklärter Ganove und Donald Pleasance als Art Clown, der ein bisschen ein Buster Keaton oder Charlie Chaplin in seiner Hilflosigkeit erinnert. Die Situation nimmt im Film immer groteskere Formen an. Zwischen dem Unterdrücker und dem Unterdrückten entsteht bald auch eine gewisse Abhängigkeit und die Liebe und Leidenschaft, die George für seine Frau empfindet, ist leider auch nur einseitig und steht ohnehin auf sehr wackligen Füßen. Im Grunde schildert der Film auch die Unfähigkeit von Menschen mit sich und der Welt, wie sie sich zeigt, überhaupt fertig zu werden. Dies der düstere Subtext in einer Geschichte, die oftmals schreiend komisch und beklemmend zugleich ist.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen