Samstag, 18. Januar 2020

Der Tiger von New York







































Regie: Stanley Kubrick

Kalte Großstadt...

Wie auch für sein Filmdebüt "Fear and Desire" ließ Regisseur Stanley Kubrick auch für seinen zweiten Film "Killers Kiss" (Deutscher Titel: Der Tiger von New York) kein gutes Haar. "Fear and Desire" zog er sogar zeitlebens aus dem Verkehr, erst nach seinem Tod konnte sich der Zuschauer selbst ein Bild machen. Und die Ablehnung des Machers an seine beiden ersten Filme war wohl seinem Perfektionismus zuzuschreiben. Denn beide Filme zeigen bereits das große Talent des Ausnahme-Regisseurs, der später nur noch Meisterwerke ablieferte.
Kubricks Onkel Martin Perveler steckte 40.000 Dollar in den Erstling, aber da der Film nicht mal das Produtionsbudget einspielte, wollte der Onkel nicht mehr weiter in seinen filmverrückten Neffen investieren. Für ihn und für die Realisierung von "Tiger von New York" sprang mit Morris Bousel, ein Apothker aus der Bronx ein.
"Killers Kiss" ist ein Film Noir, der in den Straßen von New York gedreht wurde, in billigen Pensionen, auf der Straße, in schummrigen Clubs - er drehte in der alten Penn Station, die 1963 abgerissen wurde sowie mitten auf dem Times Square und in den heruntergekommenen Seitenstraßen der Brooklyn Waterfront und der Soho Loft Area. Dies gibt dem Film eine hohe Authentizität. In seinen besten Momenten strahlt "Killers Kiss" eine gewisse Melancholie aus, die von der Einsamkeit der Menschen im Dschungel der Großstadt vermittelt - als Gegengewicht fungiert die brodelnde, aufgeheitzte Atmosphäre der Stadt, die niemals schläft und daher wirkt die manchmal abstoßende Oberflächlichkeit dieses Treibens sogar sexy und erotisch. Dies braucht es auch, damit die Lovestory zweier Menschen sich ereignet. Gloria Price (Irene Kane) arbeitet als Taxigirl im schäbigen Tanzclub von Vinent Rapallo (Frank Silvera), einem Geschäftsmann und Gangster. Der hat Angestellte, die auch vor Verbrechen nicht zurückschrecken. Der alte Gangster hat sich in sein Girl verliebt. Sie will zwar nichts von ihm, doch sie geht mit ihm aus. Als er zu aufdringlich wird, gibt sie ihm einen brutalen Korb. Der Boxer Davy Gordon (Jamie Smith) wohnt Tür an Tür mit Irene, er sieht in ihr Zimmer von seinem Fenster aus. Davey war mal richtig gut im Boxsport, doch er steht mit seinen 29 Jahren eher am Ende seiner Karriere. Sein Kampf mit dem viel jüngeren Kid Rodriguez wird zum Desaster. Irene und ihr aufdringlicher Arbeitgeber sehen sich diesen Kampf noch im TV an. Nach dem k.o. im Ring kehrt der Boxer in seine Wohnung zurück und sieht in der Wohnung nebenan wie Rapallo immer zudringlicher wird. Er kann den Mann verjagen und so lernen sich die Nachbarn kennen. Irgendwie funkt es zwischen den Beiden. Davy wurde kurz vorher von seinem Onkel aufs Land eingeladen, dort will er nun Irene mitnehmen. Er verabredet sich mit seinem Manager (Jerry Jarret) am Eingang von Rapallos Nachtclub. Dort soll Davy die Gage bekommen, Irene hat sich entschlossen bei Rapallo zu kündigen und den Restlohn abzuholen. Während Irene in Rapallos Büro geht, wird Davys Schal von zwei betrunkenen Artisten auf der Straße gestohlen. Er rennt ihnen nach und verpasst so seinen Manager. Der wartet vor dem Club und wird von Rapallo versehentlich für den Boxer gehalten und deren Chef hat ihnen den Auftrag gegeben seinen Nebenbuhler zu erledigen...




Kubricks damalige Frau Ruth Sobotka war Ballerina und steuerte ein langes Tanzsolo für den Film bei. Die blonde Irene hat ihrem neuen Freund von ihrer Begeisterung fürs Ballet erzählt, so passt diese Szene auch perfekt als Vision für Sehnsucht und Traum der einsamen Frau. Auch das Ende zeigt schon viele Anteile der großen Könnerschaft von Kubrick - der Showdown zwischen Boxer und Gangster findet ganz atmosphärisch in einem Raum voller Modellpuppen statt.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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