Dienstag, 18. August 2020

Feuerwerk am hellichten Tage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Diao Yinan

Schwarze Kohle, Dünnes Eis...

Für seinen 2014 entstandenen Neo Noir "Feuerwerk am hellichten Tage" (internationaler Titel: Black Coal, Thin Ice) erhielt der chinesische Regisseur Diao Yinan den Goldenen Bären der Filmfestspiele in Berlin. Auch Hauptdarsteller Liao Fan als desillusionierter Cop Zhang Zili wurde mit dem Silbernen Bären geehrt.
Durch die überraschende Wertschätzung in Berlin lief der Film auch anschließend recht erfolgreich in den Kinos und spielte weltweit ca. 17 Millionen Dollar ein.
Vielleicht schwächelt der interessante, sehr behutsam inszenierte Thriller gegen Ende etwas, denn die Auflösung ist vielleicht zu wenig raffiniert konzipiert. Grandios ist aber die Atmosphäre und die oft bei Nacht gezeigten Stadt, die in Regen und Schneefall getaucht ist und die man als Tristesse pur bezeichnen kann.
In dieser kargen Industriestadt im Nordwesten Chinas lebt der Polizist Zhang Zili (Liao Fan). Im Jahr 1999 erschüttert eine Mordserie die Region. Leichenteile werden in mehreren kohleverarbeiteten Werken gefunden. Ein erster Hinweis führt zu dem in der Kohleindustrie angestellten Liang Zhijun (Yuebing Wang). Doch der scheint verstorben zu sein. Wenig später haben Zhang Zili und seine drei Kollegen zwei weitere Verdächtige ausfindig gemacht. Die jungen Männer arbeiteten als Fahrer für die Kohlewerke. Bei ihrer Festnahme passiert aber eine dicke Panne, da einer der Männer an eine Waffe kommt und zwei Kollegen von Zhang Zili erschießt. Nur er und sein Freund Wang (Ai Lei Yu) überleben den Angriff. Doch dieses Ereignis führt schließlich dazu, dass Zhang Zili seinen Job quittiert und mehr oder weniger freudlos als Wachmann weitermacht. Fünf Jahre vergehen...zufällig trifft er seinen alten Kollegen Wang, der gerade eine junge attraktive Frau observiert. Diese Frau heißt Wu Zhizen (Kwai Lun-Mei) und ist die Witwe  des verstorbenen Arbeiters, der damals verdächtigt wurde. Es ist erneut Leichenteile aufgetaucht und die neue Spur führt zu der Witwe, die als Wäscherin in n einem kleinen Reinigungsbetrieb des älteren Rong Rong (Jinchun Wang) arbeitet. Die Frau weckt Zhangs Interesse, der lange Zeit stark trank und seine eigene Verwahrlosung nicht aufhalten wollte. Während dieser Begegnung mit seinem ehemaligen Kollegen erfährt Zang, dass alle Toten mit der Frau eine Verabredung hatten und dass auch Schlittschuhe eine große Rolle bei den Mordfällen spielen. Zhang bringt nun öfters Klamotten in die Reinigung, in der Hoffnung, dass er dadurch die junge Frau kennenlernen kann. Dieses Interesse bleibt nicht lange verborgen, doch zunächst sieht es so aus als würde die Frau ihn abweisen. Doch sie lässt sich bald einladen gemeinsam die Eisbahn zu besuchen. Hat sich der ExCop vielleicht in eine Femme Fatale verguckt ?
 


In China selbst lief der Neo Noir Thriller in einer gekürzten und harmloseren Fassung. Die SexSzene auf dem Riesenrad verschwand und auch das Ende als ein Verrückter auf dem Dach des Hochhauses ein gefährliches Feuerwerk entfacht ist leicht gekürzt worden. Dabei bleibt der Film bis zum Schluß interessant. Die Ausgangslage ist äusserst düster und man kann spüren, dass der Protagonist immer mehr in Gefahr gerät - man kann aber nicht genau orten von wem diese Gefahr tatsächlich ausgeht. Dieses Szenario von Angst wird allerdings vom Regisseur mit etwas Poesie verfeinert, was dem Film eine starke Eigenständigkeit verleiht. Die Konstellation ist den klassischen Noirs sehr nahe, allerdings wird es deutlich, dass es Diao Yinan sehr wichtig war diese Motive ins China von Heute zu transportieren.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

 

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