Montag, 18. Januar 2021

Ein Sonntag auf dem Lande


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Bertrand Tavernier

Familientreffen...

Der 1941 in Lyon geborene französische Filmregisseur Bertrand Tavernier arbeitete am Beginn seiner Karriere als Regieassistent bei Jean-Pierre Melville. Bereits sein erster Spielfilm "Der Uhrmacher von St. Paul" zeigte sein großes Talent und fand auch international Beachtung. Er gewann insgesamt vier Cesars. Seine bekanntesten Filme sind sicherlich "Der Saustall" (Oscarnominierung als bester Auslandsfilm) und "Um Mitternacht", mit dem Herbie Hancock einen Oscar für den Musikscore gewann. Auch seine Historienfilme sind kleine Meisterwerke. In "Passion der Beatrice" ließ er das tiefste Mittelalter wieder aufleben, sein "Ein Sonntag auf dem Lande" führt den Zuschauer zurück in die Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg. Trotz wenig Handlung, völlig ohne Spannung gelang ihm damit dennoch ein überzeugender Film über Menschen in dieser Zeit.
Der Film basiert auf dem Roman " Monsieur Ladmiral va bientot mourir" von Pierre Bost. Ein Familienbesuch in einem schönen Landhaus findet statt und der Regisseur öffnet ein Zeitfenster, damit der Zuschauer an dieser Begegnung teilnehmen kann. 
Kunstmaler Ladmiral (Louis Ducreux) ist wehmütig, denn er spürt das Alter und beginnt sich inzwischen mit dem Tod auseinanderzusetzen. Seine Frau (Claude Winter) ist bereits verstorben, doch er denkt oft an sie. Seither klammert er sich auch mehr an die langjährige Haushälterin Mercedes (Monique Chaumette) und hofft, dass sie seine Launen weiterhin erträgt und nicht kündigt. Am Sonntag kommt oft sein Sohn Gonzague (Michel Aumont) mit seiner Frau Marie Therese (Genevieve Mnich) und den drei Kindern (Thomas Duval, Quentin Ogier, Katja Wostrikow) auf Besuch vorbei. Er freut sich auf diese Besuche, obwohl das Vater-Sohn Verhältnis immer schon etwas angespannt war. Mitten in diesen etwas langweiligen Sonntagnachmittag platzt Irene (Sabine Azema) mit ihrem neuen Automobil hinein. Sie ist der Liebling des Vaters und ziemlich extrovertiert. Mit ihrer Art bringt sie etwas Stimmung in die beschauliche Runde. Die Kinder freuen sich, denn Irene hat auch ihren Pudel mit dabei. Bei Gonzague kommen verdrängte Gefühle wieder hoch, er erinnert sich daran, dass der Vater Irene immer bevorzugt hat. Am Ende des Tages hat der Maler den Plan im Kopf ein modernes Bild zu machen...



Doch das letzte Bild vermittelt Wehmut und Vergänglichkeit. Obowohl in "Ein Sommer auf dem Lande" fast nichts passiert, bereitet das edle Filmwerk viel Freude. Sehr verdient gewann Taverniers Film bei der Vergabe des Cesar 1985 drei Preise. Einer ging an die Hauptdarstellerin Sabine Azema, der zweite an Tavernier selbst fürs Drehbuch und natürlich konnte man die geniale Kameraarbeit von Bruno de Keyzer nicht unberücksichtigt lassen, der mehrmals mit Tavernier zusammenarbeitete. Seine Bildkompositionen wirken tatsächlich wie die impressionistischen Gemälde des Malers selbst. 




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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