Montag, 14. November 2022

Der große Coup (Charley Varrick)















Regie: Don Siegel

Jäger und Gejagte in New Mexiko...

"Charly Varrick" wurde 1973 von Don Siegel gedreht und hat auffällig viele Ähnlichkeiten mit dem Coen Meisterwerk "No Country for old men" - in ähnlicher Umgebung treibt ein von der Mafia engagierter Auftragskiller sein Unwesen, er jagt dabei Gauner, die einen großen Coup landen wollen. In "No Country for old men" bekam Javier Bardem für seine Rolle als Killer mit dem Bolzenschußgerät und der schallgedämpften Selbstladeflinte den Oscar als bester Nebendarsteller. In "Charly Varrick" spielt Joe Don Baker diesen Verfolger.
Der Film entstand in einer sehr guten Schaffensphase des Filmemachers, der sich mit Genremeisterwerken wie "Terror in Block 11" oder "Die Dämonischen" bereits in den 50er Jahren einen Namen machen konnte und ab 1968 innert von 5 Jahren weitere Klassiker schuf. Der bekannteste ist sicherlich der unsterbliche "Dirty Harry" - aber auch "Nur 72 Stunden", ""Coogans großer Bluff", Betrogen" und vor allem dieser "Charly Varrick" müssen sich hinter seinen bekanntesten Filmen nicht verstecken.
Der Thriller über einen geglückten wie missglückten Banküberfall erinnert auch an "The Getaway" von Sam Peckinpah. Vom Stil her und auch von der Story - beides Filme über Bankräuber und deren Flucht.
Bereits das Intro lässt auf einen Topfilm schließen - dort hält der Cinematograph Michael Butler mit seiner Kamera schöne Morgenimpressionen fest. Er filmt das Erwachen einer Kleinstadt und der Zuschauer sieht einen Jungen, der vergeblich einen Stier satteln will - es ist Charles Matthau, der Sohn des genialen Hauptdarstellers Walter Matthaus. Das kleine Mädchen, dass von einem Rasensprenger nass gemacht wird ist Kit. Don Siegels adoptierte Tochter.
Die Geschichte nach dem Roman "The Looters" von John Reese beginnt mit dem Ablauf eines Bankraubs in der ländlichen Gemeinde Tres Cruces in New Mexiko. Drahtzieher der Aktion ist der gerissene als Schädlingsbekämpfer getarnte Erzgauner Charley Varrick (Walter Matthau), der mal Stuntpilot war. Seine Frau Nadine (Jacqueline Scott) wartet im Wagen, während in der Bank bereits Charleys zwei Komplizten Al Dutcher und der junge Harman Sullivan (Andrew Robinson) auf ihn warten. Dann muss alles schnell gehen. Denn der vorbeifahrende Polizeiwagen könnte wiederkommen. Nadine ist bereit zu schießen. Auch die Gangster im Bankraum sind zu allem entschlossen. Tatsächlich gehts nur mit Gewalt. Al Dutscher stirbt vor Ort, Nadine ist verletzt und kann in letzter Sekunde mit ihrem Mann und Harman entkommen. Doch sie ist schwer verletzt und stirbt kurze Zeit später auf der Flucht. Obwohl der Filialleiter Harold Young (Woodrof Parfey) erklärt, dass nur 20.000 Dollar gestohlen wurde, sind Varrick und sein junger Partner erstaunt, denn sie haben einen Geldbetrag von 765.118 Dollar erbeutet. Das kann nur Mafiageld sein. Nicht nur die Bankräuber geraten deshalb in die Schußlinie der Mafia, denen das Geld gehört. Auch der angesehene Geschäftsmann Maynard Boyle (John Vernon) wird vom Syndikat verdächtigt, dass er das Geld unterschlagen hat. Denn ausser ihm und dem Filialleiter wusste keiner etwas davon, dass in dieser kleinen Bankfiliale soviel Geld lagerte. Daher kommt der Killer Molly (Joe Don Baker) ins Spiel, der sehr schnell Ergebnisse liefern kann. Eine Fotografin (Sheree North) führt ihn zum Wohnwagen der Verfolgten. Doch Charly Varrick bereitet sich ebenfalls darauf vor, dass die Mafia oder deren Killer bald vor der Tür stehen. Er nimmt Kontakt zu Sybil Fort (Felicia Farr), der Sekretärin von Boyle auf...



Es ist tatsächlich eine Freunde der Geschichte aufmerksam zu folgen. Am Ende ist klasse Action angesagt, doch es sind vor allem die großartigen Darstellerleistungen die den Film zu einem kleinen Meisterwerk machen und ihn auch in die Nähe von Coen Filmen wie "Blood Simple" oder auch an Arbeiten von Tarantino und Peckinpah erinnern lässt. Nicht umsonst erhielt Walter Matthau im Jahr 1974 den BAFTA Award als bester Darsteller des Jahres und die Warnung von Boyle an den Bank-Filialleiter, er würde nackt ausgezogen und mit Drahtzange und Lötlampe bearbeitet, wird von Tarantino in "Pulp Fiction" leicht abgewandelt wieder benutzt. Leider gelang Don Siegel damals mit diesem Spitzenfilm kein Kassenerfolg. Trotz dieser Enttäuschung hat sich der Film natürlich als Klassiker seiner Sparte etabliert und kann als intelligentes Action-Melodram noch heute gut begeistern. Dabei gelingt es Siegel von Anfang an, dass der Zuschauer mit einem Gangster wie Varrick mitfiebert.  Siegels Stil ist zwar nüchtern, aber er skizziert seine Figuren sehr genau fast schon beiläufig eingebettet in dem spannenden Handlungsablauf. Und der Zuschauer ist gespannt wie diese Charaktere reagieren werden. Trockener und schwarzer Humor ist eine zusätzliche Würze in Siegels Film, der am Ende noch Varricks Flugkünste feiert.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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