Mittwoch, 17. Juli 2019

Das Appartment


Regie: Billy Wilder

Modernes Großstadtleben...

Der fünffache Oscarsieger des Jahres 1961 war Billy Wilders schwarz-weißer New York Film "Das Appartement" (Bester Film, bester Regisseur Billy Wilder, bester Schnitt, bestes Drehbuch und bestes Szenenbild) und auch die Kassen klingelten, sie machten die tragische Komödie zum sechsterfolgreichsten Film des Jahres hinter "Spartacus", "Psycho", "Exodus", "Alamo" und Disneys "Schweizer Familie Robinson".
Dabei macht Billy Wilder den kleinen unscheinbaren Mann zum Helden, denn hier begibt sich Hollywood in die Welt der kleinen anonymen Angestellten, die sich tagtäglich in der Metropole aufmachen und ihrem Job als Buchhalter, Sekretärin, Fahrstuhlführer oder Bürohengst nachgehen, meistens in riesigen Großraumbüros von 9 bis 5 arbeiten.
C.C. Baxter (Jack Lemmon) ist einer dieser Menschen. Er arbeitet fleißig als Versicherungsangestellter, macht öfters auch Überstunden, in der Hoffnung langsam aber sicher die Karriereleiter etwas hochzuklettern. Der Mann ist gutmütig, sympathisch - aber unscheinbar. Kein Wunder, dass er kein Privatleben hat. Aber immerhin verfügt er über sein etwas gammeliges, bequemes Appartment mitten in Manhattan. Und diese Tatsache widerum macht ihn für ein bestimmtes Klientel äusserst attraktiv. Seinen Vorgesetzen Joe Dobisch (Ray Walston) oder Al Kirkeby (David Lewis) leiht er stundenweise dieses sturmfreie Appartment aus, wenn diese Männer ihre Nach-Büro Romanzen und Sexabenteuer pflegen, ohne dass die Ehefrau zuhause Wind von den ausserehelichen Aktivitäten mitbekommt.
In dieser Hinsicht scheint der gute Baxter ziemlich gewieft zu sein, denn je mehr er gefällig ist, desto höher steigen die Chancen in der Firma.
Der Nachteil ist, dass er öfters erkältet ist als andere. Kein Wunder, da er oft draußen in der Kälte frieren muss und dass sein Nachbar, der Arzt Dr. Dreyfuß (Jack Kruschen) ihn für ein unersättliches Sexmonster hält.
Eines Tages wird er sogar zum obersten Boss Jeff Sheldrake (Fred MacMurray) gerufen.  Auch der ist interessiert an einem Schlüssel für das begehrte Appartement. Was C.C. Baxter aber nicht weiß: Sein Chef will sich dort mit der hübschen Fahrstuhlführerin Fran Kubelik (Shirley McLaine) treffen. In diese Frau ist er selbst heimlich verliebt, ist nur zu schüchtern, um sie anzusprechen. Fran ist die Geliebte des rücksichtslosen Bosses, der verheiratet ist und von dem man sagt, dass er seine Geliebten ständig wechselt. Auch mit seiner Sekretärin Miss Olsen (Edie Adams) hatte er eine Liebschaft. Als es dann zu ernst wurde, hat er die ihm inzwischen lästige Geliebte kalt abserviert. Auch mit der naiven Fran spielt der Frauenheld. Erst auf der Weihnachtsfeier im Betrieb wird Baxter klar, dass sein Chef mit Fran im Appartement ist und sich dort wohl vergnügt. Doch dort angekommen findet er eine bewusstlose Fran vor. Die junge Frau hat aus lauter Verzweiflung eine Überdosis Schlaftabletten genommen...






Solche Szenen zeigen auch die Tragik der Geschichte, die von Billy Wilder aber stets lebensbejahend und locker erzählt wird. Der Filmarchitekt Alexander Trauner entwarf ein kunstvoll angelegtes Großraumbüros, dass den Eindruck einer kafkaesken Ameisenwelt ständig geschäftiger Angestellter perfekt vermitteln kann, die klasse Schwarzweiß Fotografie von Joseph LaShelle sorgt für das Übrige. Es ist der perfekte Rahmen für eine neue Welt, in der sich Menschen nicht mehr so viel mit sich anfangen können und sich immer mehr entfremden könnten.
Der Titelsong des Films, geschrieben von Charles Williams mit dem Titel "Jealous Lover" war erstmalig in den Film "The Romantic Age" aus dem Jahr 1949 zu hören. Eine klasse Jazznummer mit ganz starkem New York Feeling. Der Song wurde als "Theme from Appartment" von Ferrante & Teicher veröffentlicht und wurde wie der Film zu einem Charthit. Der Song kam bis auf Platz 10 der Billboard Hot 100-Charts.
Die Schauspieler agieren klasse und der Zuschauer kann sowohl Shirley McLaine als auch Jack Lemmon in Höchstform bewundern, für beide ein großes Highlight in der Karriere. Jack Kruschen als erstaunter Nachbar wurde ebenfalls bei den Oscar-Nominierungen berücksichtigt. Schade, dass Fred McMurray mit seiner Rolle als J. D. Sheldrake nicht unter die besten fünf Nebendarsteller gewählt wurde...auch er spielt hier in oscarreifen Regionen.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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