Mittwoch, 17. Juli 2019

Die Taschendiebin







































Regie: Park Chan Wook

Das Dienstmädchen und die junge Herrin...

Im seinem bisher einzigen US-Film "Stoker" zeigte Südkoreas bekanntester Regisseur Park Chan-wook eine deutliche Verehrung für den Hitchcock Klassiker "Im Schatten des Zweifels" und schuf einen ähnlichen Film. Nun kehrte er wieder nach Südkorea zurück und verfilmte, inspiriiert durch den Roman "Fingersmith" von Sarah Walters mit "Die Taschendiebin" einen verschachtelten Mix aus Thrill und Erotik. Dabei wird dem Zuschauer aber erst in Teil 2 klar, dass die Geschichte von der Taschendiebin einen doppelten Boden hat. Das Setting wurde aber verlagert vom viktorianischen Zeitalter ins Korea, während der japansichen Besatzung.
Chung Chung-hoons Kameraführung ist berauschend, ebenso das ganze Szenenbild und die Kostüme. Hier waren Könner am Werk. Die Location vermittelt sogar noch ein bisschen diesen englischen Stil des Romans, das englisch-japanisch gestaltete Anwesen wirkt sowohl wunderschön, als auch recht gruselig.
In diese Umgebung wird die junge Taschendiebin Sookee (Kim Tae-ri) von dem Betrüger und Hochstapler Fujiwara (Ha Jung-Woo) als Dienstmädchen eingeschleust. Der gibt sich als Graf aus und hat es auf das Vermögen der jungen Hausherrin und Erbin Fräulein Hideko (Kim Min-He) abgesehen. So soll Sookee die junge Herrin derart beeinflussen, dass diese sich in den attraktiven Grafen verliebt, der immer mal wieder zu Besuch auftaucht. Doch die Sache hat noch einen Haken. Der autoritäre Onkel Kouzuki (Cho-Jin Woong) will seine Nichte ebenfalls ehelichen, denn das Vermögen der Familie fällt alleine auf Hideko. Zum Hobby des sonderbaren Onkels zählt eine ausufernde Bibliothek von unschätzbarem Wert. Auch hat man das Gefühl, dass die ängstliche Hideko wie ein Vogel wirkt, der in einem goldenen Käfit gefangen ist. Nachts plagen die junge Erbin Albträume,sie sieht dann ihre verstorbene Tante (Moon So-ri) immer wieder an diesem Baum im Garten hängen. Die Tante hat sich damals, als Hideko noch ein kleines Mädchen war (gespielt von Eun-hyung-Jo) aufgehängt. Dann verlieben sich aber Dienstmädchen und Herrin ineinander. Trotzdem hält Sookee an dem Plan von Fujiwara fest. Tatsächlich funktioniert alles reibungslos, denn immerhin soll Sookee 60.000 Won und Hidekos Schmuck bekommen. Nach der geplanten Hochzeit will der Hochstapler seine reiche Frau für verrückt erklären. Bei der Einweisung in die Irrenanstalt gibts aber eine handfeste Überraschung...




Bis dahin wurde die Geschichte in Teil 1 aus einem ganz bestimmten Blickwinkel erzählt, alles wirkt konstruiert wie der böse Plan selbst. Doch manchmal hat der beste Plan Stolperfallen, die gar nicht auf Anhieb sichtbar werden. Teil 2 erzählt die gleiche Geschichte aus einem verbesserten Blickwinkel, denn die Emotionen werden aufgedeckt und ein Blick wird in den blinden Fleck gestattet. Dies wurde von Park Chan-Wook ausserordentlich und meisterhaft inszeniert. Erst jetzt wird die Geschichte, die in Teil 1 etwas an "Howards End" nur mit Thrillerattitüde erinnerte, mit wahrem Leben gefüllt...Leidenschaft kommt dazu, aber auch die düsteren Abarten, die das Herrenhaus bisher verborgen hat. Wer aber glaubt, dass dies alles war, den belehrt der Filmemacher eines Besseren. Ein Teil 3 gehört natürlich als fieser Showdown noch dazu. Herausgekommen ist ein sehr atmosphärischer und erotischer Film, mit dunkler Struktur. Und vor allem Kim Min-hee als unverheiratete Frau Hideko spielt eine oscarreifen Part.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen