Sonntag, 6. Oktober 2019

Der Freund meiner Freundin







































Regie: Eric Rohmer

Zweifel, Enttäuschung, Überraschung...

Die Filme von Eric Rohmer fühlen sich irgendwann im Lauf der Handlung federleicht und locker an, obwohl man am Anfang immer ein bisschen Zeit aufwenden muss, um die Figuren der Geschichte besser kennenzulernen. "Der Freund meiner Freundin" aus dem Jahr 1987 ist natürlich wie alle Rohmer Filme sehr dialogisch geprägt und meist refliektieren die fünf Hauptfiguren über sich selbst und ihr persönliches Umfeld. Es geht dabei ums Kennenlernen und wenn dieser erste Punkt erreicht ist, dann stürzt man sich ins Gespräch mit diesen neuen Menschen.
Für das Setting hat Rohmer diesmal die Pariser Trabantenstadt Cergy-Pontoise auserwählt und dort treffen wir die junge, etwas schüchterne Verwaltungsangestellte Blanche (Emmanuelle Chaulet), die in einem dieser Wohnkomplexe ein Appartment bewohnt. Sie lernt dort auch die lebenslustige Lea (Sophie Renoir) kennen und kommt mit ihr ins Gespräch. Obwohl die beiden jungen Frauen sehr unterschiedlich sind, stimmt die Chemie sofort und man verabredet sich erneut. Lea ist mit dem eher introvertierten und sehr sportlichen Fabien (Erik Viellard) liiert, doch sie ist sich immer wieder über ihre Gefühle zu ihm unschlüssig. Man ist sie sich sehr sicher, dass sie ihn liebt - ein anderes Mal gar nicht und sie spielt mit dem Gedanken fremd zu gehen. Doch in der Trabantenstadt gibts die Traummänner nicht wie Sand am Meer. Im Hallenbad treffen sie auf den Frauenschwarm Alexandre (Francois-Erik Gendron), dem man nachsagt, dass er ein Weiberheld sei. Dennoch ist besonders Blanche von dem smarten Beau sofort fasziniert, doch der ist meistens vergeben. Derzeit ist er fest mit Adrienne (Anne Laure Maury) befreundet, doch Lea scheint zu wissen, dass es in der noch jungen Beziehung schon schwer kriselt. Während Léa übers Wochenende verreist, um ihre Gefühle für Fabien auf eine Probe zu stellen, versucht Blanche Alexandre näher zu kommen. Doch sie trifft, wie wenn das Schicksal es so wollte,  fortwährend auf Léas Boyfriend Fabien, bis sich die beiden zum Windsurfen verabreden. Dort kommen sich die beiden näher...




Es ist eine Art Liebesreigen, den Erik Rohmer hier zeigt und wie immer gelingt ihm dies auf eine seltsam hypnotische Weise. Und man fragt sich wie sowas funktioniert, da die Geschichte, die er hier erzählt eigentlich ganz einfach und banal daherkommt. Aber sie ist durchzogen mit einem unwiderstehlichen Charme und die frischen Gesichter der Darsteller sind äusserst gut ausgewählt. Rohmer präsentiert seine Figuren sehr sympathisch mit allen Regungen ihres Herzens - alleine und gemeinsam mit den Anderen. Sie kommunizieren und setzen sich gemeinsam auseinander. So entsteht Freundschaft und vielleicht sogar so etwas wie Liebe. Sein Programm ist einfach: Verzicht auf kommerzielle Standards und Verzicht auf bekannte Starschauspieler. Er dreht im Freien, alles wirkt echt durch die Sparsamkeit und eine gewollte Amateurhaftigkeit. Er verzichtet auf Filmmusik und künstliches Licht und hat so eine Sonderstellung im europäischen Kino inne. Bei der Verleihung der Cesars 1988 wurde der Film dreimal nominiert. Sophie Renoir als beste Nachwuchsdarstellerin bekam eine und Erik Rohmer wurde als bester Regisseur und auch als bester Drehbuchautor vorgeschlagen. Und das Schöne: Am Ende kommt alles anders als gedacht. Wie im richtigen Leben.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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