Donnerstag, 3. Oktober 2019

Lost in Translation







































Regie: Sofia Coppola

Ein Funken Jarmush...

"Lost in Translation" von Sofia Coppola ist ein Film für den man in Stimmung sein muss.
Der Film selbst ist wegen seiner "Quiet is the new loud" Machart schon recht sympathisch, ich habe sehr stimmige Bilder von einer der Weltmetropolen gesehen, genauso laut, schrill, verrückt, kalt, hektisch und gegensätzlich habe ich mir es auch vorgestellt.
Die Bilder sind sehr schön, der Film hat eine angenehme Balance zwischen Melancholie und Heiterkeit und manches hat mich auch an die Jarmush Klassiker erinnert.
Trotzdem liess mich die Liebesgeschichte irgendwo kalt. Es lag auch sicherlich nicht an den Darstellern. Murray und Johnansson spielten ihre Rolle sehr gut und glaubwürdig. Auch an mangelnden Identifikationspunkten mit den Figuren hat es nicht gemangelt, ich denke Murrays Thema im Film heisst auch "Älterwerden, Jugend ist unwiderbringlich verloren"...und ich fühle mich mit 42 manchmal auch so.
Ich glaube die Geschichte hätte aber besser funktioniert, wenn die "Liebe" da gewesen wäre, so vermittelte mir der Film eher den Aspekt einer Zweckbeziehung. Zwei einsame Wesen erkennen sich inmitten einer völlig chaotischen Umwelt als Seelenverwandte (Globalisierung/Individuum) und geniessen ein paar Stunden Zweisamkeit, so werden beide in ihrer Verzweiflung verstanden. Sie stecken beide auch ausserhalb von Tokio in Krisen und wünschen sich neue Impulse, sind aber irgendwie viel zu schwach und träge für einen Ausbruch aus diesem Muster. Der wäre wohl nötig, denn viel ändern wird sich nach dieser Begegnung nicht, auch nicht durch die innige Berührung und intensive zärtliche Geste am Schluss, obwohl sie distanziert bleibt. Man geht getrennte Wege, die Begegnung hat wahrscheinlich sogar den Effekt, dass sich beide in ihrem unbefriedigten Lebenskonzept noch weniger wohlfühlen. Denn sie spürten ja den Hauch einer Alternative...





Gut, dieses "Nicht ausbrechen können" war von Coppola wahrscheinlich auch beabsichtigt, es hinterlässt mir persönlich jedoch gefühlsmässig ein gewisses Unbehagen, wenn dies eine Zustandsbeschreibung des heutigen Menschen sein soll. Ich glaube ein Ausbruch am Ende wäre eine Wohltat (auch für den Zuschauer) gewesen, aber letztendlich sind die beiden "nur" für kurze Zeit diese Art Zweckbeziehung eingegangen, die Gefühle, die sich dann am Ende doch noch in einer Zärtlichkeit entladen, sind vermutlich zu schwach für eine Veränderung.
Genau in diesem Unterschied zwischen sympathischer Zuneigung und grosser Liebe funktioniert ein ähnlich leiser Film wie "Brokeback Mountain", der ebenso von einer schönen Poesie und seiner Bildsprache lebt, letztendlich besser, für mich fehlt der Geschichte eindeutig das leidenschaftliche Element, vermutlich das, was die Kritiker mit "Langeweile" geschreiben.






Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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