Freitag, 3. April 2020

300








































Regie: Zack Snyder

Vollendete Form...

Mit einem Budget von 65 Millionen Dollar konnte Zack Snyders Graphic Novel Verfilmung "300" hervorragende 456 Millionen Dollar weltweit einspielen.
Der 2006 gedrehte Historien- und Schlachtenfilm ist sicherlich neben "Watchmen - Die Wächter" immer noch Snyders bester Film, auch wenn ihn seine Marvel Verfilmungen in Sachen Einspielergebnis inzwischen etwas abgehängt haben.
In vielen Kritiken zu "300" wird ja der Bezug zur heutigen Zeit beschrieben. Diese "drohenende Gefahr" durch den Islam und den Helden der freien Welt, die für ihre Werte in den "heiligen Kampf" ziehen - im Deutschland der Jahre 2015 bis heute so aktuell wie nie.
So steht der Vorwurf im Raum, der Film wäre eine gelungene Propaganda für den Fundamentalisten im weissen Haus und für den erstarkten Nationalismus der reichen Industriestaaten Europas. Ich denke, das ist ein bisschen an den Haaren herbeigezogen,  aber der Film favorisiert auf jeden Fall den einsamen Krieger, der bereit ist für seine Freiheit auch in den Tod zu gehen. Und er zeigt ein sehr hartes Männerbild, denn die Söhne Spartas werden bereits im Jungenalter ihren Müttern entrissen, damit sie zu lebenden Kampfmaschinen heranreifen. Ziemlich archaisch - aber irgendwie auch cool und vor allem hat "300" erlesene Bilder zu bieten. Zwar manchmal blutrot triefend mit Blut bestückt. Aber Kameraman Larry Fong hat einen Topjob gemacht.





 
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Dillos (David Weham), einem der Soldaten aus Sparta. Der erzählt von der Legende eines 15jährigen Jungen, der in einem Initiationsritual alleine in die Wildnis geschickt wird und dort gegen einen großen Wolf kämpfen muss. 30 Jahre später ist dieser Junge der König von Sparta. Leonidas I. (Gerard Butler) lebt zunächst glücklich mit seiner schönen Frau Königin Gorgo (Lena Headley) und dem gemeinsam 6jährigen Sohn in Frieden. Doch bald wird Krieg sein, denn Großkönig Xerxes (Rodrigo Santoro) von Persien steht mit einer riesigen Streitmacht  vor der Tür. Er will ganz Griechenland erobern und unterjochen. Eine Bote überbringt Sparta die Bedinungen für eine kampflose Annexion. Doch die Spartaner halten nichts von Unterwerfung und so wird der Unterhändler samt seinem Gefolge in den Brunnen geworfen. Das Orakel ist nicht günstig, es prophezeit den Untergang der Spartaner. Dennoch zieht der König mit seinen 300 ausgesuchten Kriegern in den Krieg, man könnte die persische Übermacht an einem schmalen Engpass zwischen dem Meer und dem Gebirge, aufhalten....
Erzählt wird die Geschichte der Schlacht bei den Thermopylen, allerdings mit vielen künstlerischen Freiheiten. "e00" - das ist Popcornkino in Reinform, noch dazu eher in Richtung Videogame inzeniert.
Herausgekommen ist ein visuell beeindruckender Film, der markante und episch breite Bilder an das Publikum transportiert. Der auch Kinomythen hemmungslos kopiert und aus der Geschichtserzählung ein Fantasy-Spektakel kreiert. Eine Brisanz oder die Spannung wird hier nicht durch den Inhalt geschaffen. "300" ist für meine Begriffe ausschliesslich der perfekten Form verpflichtet, so verpuffen die Botschaften...auch fragwürdige...schon im Kinosessel.
Eines kann man dem Film bescheinigen: Er führt ein grosses Entertainment vor und ist in keiner Sekunde langweilig. Der Zuschauer ist überwältigt vom Rausch der Bilder...und dennoch bleibt am Ende ein merkwürdiges, flaues Gefühl übrig. Der Film hat es aufgrund seiner ganzen Computertricks, aufgrund der brillianten Form, aufgrund null Atempausen trotzdem zu keiner Zeit geschafft emotional mitzureissen. Der Tiefgang hat gefehlt...aber das war auch sicher nicht das Anliegen des Films.
So habe ich einen Film gesehen, der wie kein zweiter die heutigen technischen Möglichkeiten, Bilder zu verkaufen, genutzt hat, andererseits doch der Wunsch aufkommt, dass dies nicht ausschliesslich das Kino von morgen sein wird






Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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