Donnerstag, 23. April 2020

Heat







































Regie: Michael Mann

Cop und Gangster...

Der Thriller "Heat" aus dem Jahr 1995 gilt als Michael Manns bester Film. Diese hohe Einschätzung teile ich auch, obwohl ich "Thief" und "Collateral" als gleichwertig ansehe. Gerade diese Gangsterfilme erinnern mich immer wieder an die Thriller von Jean Pierre Melville, ohne dass Mann sein französisches Vorbild kopieren würde, aber er transportiert für mich ähnliche Emotionen - mit dem Unterschied, dass seine Geschichten in den USA spielen.
Es sind Geschichten von Männern, die auf Ihre Art Getriebene sind und sich nur schwer an die Norm anpassen können. Diese Eigenschaften gelten aber nicht nur für Gangster wie Neil McCauly, der von Robert de Niro verkörpert wird - auch die Gesetzeshüter brauchen einen ähnlichen Adrenalinstoß. In "Heat" ist es der abgebrühte LAPD Lieutenant Vincent Hanna - Al Pacino wurde für diese Rolle gewonnen und obwohl die beiden Superschauspieler bereits in "Der Pate2" mitspielten, ist "Heat" ihr erster Film in dem beiden Stars gemeinsam zu sehen sind. "Der Pate 2" spielte ja auf verschiedenen Zeitebenen und de Niro spielte in einer Rückblende den jungen Vito Corleone in den 20er Jahren, der Jahre zuvor als kleiner Junge nach Amerika auswandern musste und später zum Patriarch aufstieg. Al Pacino war als erwachsener Sohn von Vito - Michael Corleone - zu sehen, der später die Imperium seines Vaters übernahm.
"Heat" wurde mit 187 Millionen Dollar Einspielergebnis ein riesiger Kinoerfolg und sowohl die Kritiker als auch die Zuschauer waren voll des Lobes - sehr schnell avancierte das opulente Gangsterepos zum Kultfilm. Allerdings wurde "Heat" in der Oscarauswahl und auch beim Golden Globe völlig ignoriert, obwohl Pacino und de Niro ganz große Darstellerleistungen abliefern.
Die Handlung bietet ein hartes Katz- und Mausspiel zwischen Berufsverbrecherprofis und der Polizei, die angeführt wird von einem echten Workaholic, dessen einziger Lebensinhalt die Jagd auf die bösen Männer zu sein scheint. Vielleicht sogar deshalb, weil er damit seinen eigenen bösen Anteil jedesmal zur Strecke bringen kann.
Der professionelle Gangster Neil McCauley (Robert deNiro) sieht aus wie ein Geschäftsmann und hat einen persönlichen Leitspruch "Wenn man nichts im Leben hat, dass man zurücklassen muss, dann kann man auch sehr schnell und erfolgreich der Polizei entkommen". So leistet sich McCauley auch keine festeren Beziehungen zu Frauen. Er und seine Crew - Chris Shiherlis (Val Kilmer), Michael Cheritto (Tom Sizemore) und Trejo (Danny Trejo) - gehen bei ihren Überfällen äusserst professionell vor. Doch für den Überall auf einen Geldtransporter brauchen sie einen fünften Mann. Dieser Waingro (Kevin Gage) entpuppt sich aber als Sicherheitsrisiko und Psychopath. Er ist es auch, der einen der Wachleute erschießt, so müssen die beiden anderen Beamten ebenfalls erschossen werden. McCauley ist ausser sich vor Wut und hat vor Waingro zu beseitigen, doch der kann in einem unbeachteten Moment entfliehen. Aus dem Geldtransporter haben die Gangster zielgerichtet die Inhaberschuldverschreibungen der Malibu Invest gestohlen. Roger von Zent (William Fichtner), der Chef der Investmentfirma, soll das Diebesgut zurückkaufen. Doch der geht nur zum Schein auf die Forderungen ein, denn er will den Dieben eine tödliche Lektion erteilen. Inzwischen hat Lieutenant Vincent Hanna (Al Pacino) vom Morddezernat des Los Angeles Police Department die Ermittlungen aufgenommen und der arbeitet auf Hochtouren. Sehr zum Leidwesen seiner Ehefrau Justine (Diane Venora), die sich durch die Arbeit ihres Mannes sehr vernachlässigt fühlt und ausserdem mit der Tochter aus erster Ehe (Natalie Portman) derzeit einige Probleme hat. Auch die Gangster sind nach der bleihaltigen Konfrontation mit von Zents Handlangern nicht untätig gewesen und planen bereits einen neuen Coup. Ausserdem hat McCauley noch offene Rechnungen mit dem entkommenen Waingro und mit von Zent. In einer Bar lernt er die junge Eady (Amy Brenneman) kennen und verbringt mit ihr eine Nacht. Trotz seiner Prinzipien trifft er die Frau wieder, immer mit dem Gedanken, dass jedes Treffen auch das letzte sein könnte. Auch sein Kumpan Chris hat Ärger mit seiner Frau (Ashley Judd), die an Scheidung denkt. Auf dem Höhepunkt der Geschichte wird eine Bank in einem belebten Viertel der Stadt überfallen...




Die Actionszenen sind Michael Mann und seiner Crew, der auch das Drehbuch schrieb und mit produzierte, jedenfalls grandios gelungen. Die Machart und die Choreographie dieser Sequenzen lassen beim Zuschauer keine Wünsche offen. Dennoch hat sich die lange Laufzeit von 171 Minuten bestens gelohnt, denn die Charakterzeichnung - nicht nur der beiden Kontrahenten Pacino und de Niro - sind äusserst präzise und glaubwürdig. Eine hervorragende Kamerarabeit von Dante Spinotti (zweifach oscarnomiert für "Insider" und "LA Confidential") erhöhen den starken visuellen Stil des Films noch zusätzlich. Und den Stars de Niro und Pacino machte es sichtlich Spass die Eigenschaften des anderen zu erkennen, auch an sich selbst zu kennen und in der gemeinsamen Szene in der Bar, wo sie sich gegenüber sitzen,  beinahe als eine Person zu verschmelzen.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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