Sonntag, 23. Juli 2023

Atemlos vor Angst


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: William Friedkin

Das Himmelfahrtskommando...

William Friedkin ist ein US-Regisseur, der in einigen seiner Filme einen sehr eigenständigen, beinahe schon dokumentarischen Stil verwendete. So auch in seinem oscarprämierten Thriller "French Connection", der an Originalschauplätzen in Brooklyn gedreht wurde und auch einige Szenen mit Handkamera gedreht wurden. Einen ähnlichen Stil verwendete er in seinem 1977 entstandenen Abenteuerthriller "Sorcerer", der in Deutschland unter dem Titel "Atemlos vor Angst" zu sehen war. Es war ein Remake des Henri Clouzot Klassikers "Lohn der Angst" aus dem Jahr 1953 und basiert auf dem Roman "Le Salaire de la peur"von Henri Georges Girard.
Leider floppte der Film an der Kinokasse - er spielte in den USA nur 6 Millionen Dollar ein, weltweit wurde ein Umsatz von ca. 9 Millionen Dollar erreicht. Zu wenig, um an der Kasse zu zünden, denn das Budget des Films war höher als die Einnahmen.
Bei der 50sten Verleihung des Academy Award bekam Friedkins Film auch nur eine Nominierung für den besten Ton. In allen anderen Kategorien wurde der spannende Reißer komplett ignoriert. Er konnte aber in einer retrospektiven Sicht viel Boden gut machen, genauso wie Friedkins Schwulen-Skandal Thriller "Cruising" mit Al Pacino, der nur 3 Jahre später die Gemüter erhitzte.
Schade eigentlich - Friedkin galt durch seine Tophits "French Connection" und "Der Exorzist" als einer der ganz erfolgreichen Filmemacher des New Hollywood. Seine späteren Filme hatten da leider nicht mehr diese Zugkraft, obwohl sie heute eigentlich als Klassiker oder gar Meisterwerke angesehen werden. Neben den beiden bereits erwähnten "Flops" gilt das auch für den äusserst gelungenen 80s Neo Noir "Leben und Sterben in L.A.".
Die Geschichte spielt in einem namenlosen Dorf in Nicaragua. Dort, fernab von der Zivilisation, hat es einige gestrandete Existenzen hingeschlagen: Der US-Gangster Jackie Scanlon (Roy Scheider), der sich jetzt lt. falschen Pass Juan Dominguez nennt und vor Auftragskillern auf der Flucht war. Auch der ehemalige Investmentbanker Victor Manson (Bruno Cremer) ist dort gestrandet, nachdem er aus Paris wegen Betrugsvorwürfen geflohen ist. Ersatzmann für den deutschen Nazi "Marquez" (Karl John) wird der mexikanische Killer Nilo (Francisco Rabal). Auch der gesuchte arabische Terrorist Kassem Martinez (Amidou) ist in diesem Dorf untergetaucht. Und diese fünf genannten sind nur ein Bruchteil der Gestalten, die an diesem Ende der Welt, an der Endstation angekommen sind, aber keine Chance mehr haben diese Einöde hinter sich zu lassen. Denn dazu braucht man Geld und das hat keiner dieser Männer. Doch eines Tages ergibt sich eine Chance Geld zu verdienen und vielleicht wieder in die frühere Heimat zurückzukehren, zumindest aber ins zivilisierte Managua. Denn auf einem entfernt gelegenen Erdölfeld ist eine Bohrstation erxplodiert, bei diesem Ereignis gab es viele Tote. Der verantwortliche Leiter hat nur die einzige Möglichkeit aus einem alten Dynamit Lager Sprengmaterial zur Unfallstelle bringen zu lassen. Doch dieses dort gelagerte Nitroglyzerin ist so falsch gelagert worden, dass der Transport im Hubschrauber den sicheren Tod für den Piloten bringen wird. Kleinste Erschütterungen, die eine Explosion verursachen könnte, wären zwar auch in den beiden zur Verfügung stehenden Lastwagen möglich, aber die Chance durchzukommen ist etwas besser. Fahrer werden gesucht, geprüft und die vier besten dieser Männer bekommen den Zuschlag: Der Amerikaner, der Franzose, der Deutsche und der Araber. Natürlich ist die Fahrt zum Erdölfeld das reinste Himmelfahrtskommando und das wissen auch die Männer....






Der Originalfilm von Henri Clouzot ist ein zeitloser großer Klassiker, einer der besten Filme, die je gemacht wurden. Und überraschenderweise ist Friedkins Version beinahe ebenbürtig. Die Szenen, in denen die Lastwagen über eine modrige Hanfseilbrücke gelotst werden müssen - und das bei strömendem Dauerregen - kann man eigentlich nicht spanneder und besser inszenieren. Die Musik stammt übrigens von der deutschen Kultband Tangerine Dream und es ist bitter, dass es bisher keine deutschsprachige DVD-Fassung dieser meisterhaften Neuverfilmung gibt. Friedkin hat den Originalfilm nicht kopiert, sondern er liefert ganz viele eigenständige Ideen mit ins filmische Geschehen.








Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

 

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