Sonntag, 23. Juli 2023

Brügge sehen....und sterben


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Martin McDonagh 

Schräge Iren im weihnachtlichen Brügge...

Ganz kleine Abzüge in der B-Note für "Brügge sehen...und sterben" - aber letztendlich doch ein weiteres Filmhighlight in diesem Jahr. Selbst wenn der Schluss irgendwie zu grotesk, absurd und überzeichnet wirkt.
Für sein erstes Werk, den Kurzfilm "Six Shooter" erhielt der irische Regisseur Martin McDonagh 2006 den Oscar für den "Best Short Film". In diesem Jahr nun die Inszenierung seines ersten richtigen Spielfilms, für den er auch das Drehbuch schrieb und der trotz belgischer Location irgendwo auch ein irisch geprägter Film ist, denn die beiden tragischen Hauptfiguren, die beiden Auftragskiller Ray und Ken, werden mit den beiden irischen Schauspielern Colin Farell und Brendan Gleson besetzt.
Nach einem verpatzten Auftragsmord an einem Priester, den der psychopathische Boss Harry (Ralph Fiennes) angeordnet hat, müssen die beiden Killer auf Befehl im wunderschönen pittorestken, mittelalterlichen Brügge untertauchen und auf weitere Anweisungen von Harry warten.
Während Ken (Brendan Gleeson) von den Sehenswürdigkeiten und dem Charme des Städchens in Flandern regelrecht fasziniert ist und die Vorweihnachtsstimmung zusätzlich geniesst, erweist sich Ray (Collin Farrell) als der absolute Oberkulturbanause, für ihn ist das Scheisskaff eine regelrechte Zumutung. Immerhin ändert er seine Meinung, als er Chloe (Clemence Poesy) kennenlernt. Zwischenzeitlich meldet sich auch Harry telefonisch bei Ken mit überraschenden Instruktionen, die Ken in eine schwere Sinnkrise stürzen...


Mehr soll nicht verraten werden. Der Film wird durch den Ort Brügge tatsächlich enorm aufgewertet, er wirkt dadurch wie eine eigenständige europäische Tarantino-Variante, die nicht ganz so knallig daherkommt wie Guy Ritchies schrille Londonfilme. Die Dialoge sind von den Vorbildern Tarantino/Coen Bros. inspiriert, sie wirken lakonisch und rabenschwarz. Durch raffinierte dramaturgische Wendungen bekommt die Geschichte aber auch bald eine gewisse Tiefe und melancholische Schwere, die die Beziehung der beiden Berufskollegen auch ernsthaft beleuchtet und die Themen Loyalität und Freundschaft, gekoppelt mit der Ganovenehre aufgreift.
Es ist nicht nur coole, respektlose Gaudi mit trockener Gewalt angesagt, sondern Komik und Drama halten fast bis zum Ende eine gute, ausgewogene Balance.
Nicht zuletzt bekommt man auch wieder Lust auf eine Wochenendtour in diese mittelalterliche Stadt...

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

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